Wuppertal Der Hase macht sich rar

Das Kaninchen und sein großer Kumpel sind mit dem Osterfest fest verbunden. Mit Wuppertal allerdings immer weniger: Einfältige Ernährungsbedingungen und vermehrte Eingriffe in den Lebensraum lassen die Bestände sinken.

Wuppertal. Manchmal sieht man sie noch über die Felder hoppeln - die Langohren. Doch wie geht es dem Osterhasen überhaupt? Und ist der Osterhase in Wahrheit ein Osterkaninchen? Obwohl sie die Helden sind, die Haken schlagen, werden Feldhasen und Wildkaninchen im Stadtbild immer seltener. „Die Bestände der Wildkaninchen sind heute deutlich geringer“, sagt Thomas Krüger, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Biologischen Station Mittlere Wupper. Viruserkrankungen und Tierseuchen seien dabei die gefährlichsten Feinde des Wildkaninchens.

Darum werden die „Tiere auch kaum noch bejagt“, klärt Johannes Flender, stellvertretender Vorsitzender der Kreisjägerschaft Wuppertal, auf und ergänzt: „Weil die Population der Wildkaninchen geschwächt ist, kommen sie nur noch selten in die Pfanne - obwohl sie sehr schmackhaft sind.“

Hinzu kommt: „Wildkaninchen sind eine wärmeliebende Art. Nässe und ++Kälte mögen sie nicht“, so Thomas Krüger weiter. An Ostern ist in diesem Jahr Regen angesagt. Immerhin könnte der Feldhase einspringen und zu den Kindern nach Hause in die Gärten hoppeln, wenn das Kaninchen krankheits- oder wetterbedingt ausfällt. Denn für Kaninchenkrankheiten sind Feldhasen nicht anfällig. Dennoch „sind auch hier die Bestände zurückgegangen“, betont Thomas Krüger und erklärt: „Der Feldhase steht in Nordrhein-Westfalen auf der sogenannten Vorwarnliste. Das bedeutet, dass die Tiere als noch nicht gefährdet eingestuft werden, aber die Zahlen drastisch zurückgegangen sind.“

Das Problem seien nicht die natürlichen Feinde der Langohren - denn davon gibt es viele. Thomas Krüger: „An ihre Feinde haben sich die sehr schnellen Tiere angepasst. Außerdem ist die Nachwuchsrate hoch.“ Wer nach der wahren Ursache forschen möchte, muss nach den Ernährungsbedingungen fragen. Feldfrüchte seien nicht mehr so vielfältig wie früher, durch die intensive Bewirtschaftung der Landschaft finden Hasen, die sich überwiegend von Wildkräutern ernähren, immer weniger zu fressen.

Gleichzeitig werde immer häufiger in den Lebensraum der Tiere eingegriffen: „Feldhasen brauchen Ruhezonen, damit sie sich zurückziehen können“, verrät Thomas Krüger. Hecken, Wiesen, Felder: Abwechslungsreiche Landschaften im innerstädtischen Bereich gibt es für den Osterhelden nicht. Ab und zu werden die freilebenden Langohren an den Wiesen und Pferdeweiden in Cronenberg gesichtet. Kein Wunder also, dass „Hasen und Wildkaninchen keine Probleme anrichten“, erklärt Reinhard Gierse vom Ressort Umweltschutz bei der Stadt und fügt hinzu: „Die Tiere haben keine Bedeutung im Natur- und Landschaftsschutz.“ Sie fallen einfach nicht auf.

Die Arbeit an Ostern übernimmt ohnehin nicht der Hase, sondern das Kaninchen. „Das Bild vom Osterhasen ist eigentlich falsch. Eigentlich denken wir dabei immer an ein Kaninchen mit kürzeren Ohren und kurzen Beinen“, bemerkt Kaninchenzüchter Harry Laskowski. Damit das also fit bleibt, brauche es viel Ruhe, Auslauf, Heu, Wasser und Gras. „An sich sind Wildkaninchen sehr genügsam“, weiß er.

Gegen den sogenannten RHD2 Virus, der ganze Bestände des Kaninchens ausgelöscht habe, gebe es aktuell noch keinen in Deutschland zugelassenen Impfstoff. „Das ist für viele Züchter ein großes Problem.“ Denn nur mit Impfstoff wäre auch das Osterfest — aus vierbeiniger Sicht — nicht mehr in Gefahr.

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