Der Fall Brauch: Ein Mord ohne Leiche?

Die Kripo ermittelt im Fall Bernd Brauch nun wegen Mordverdachts.

Wuppertal. Elf Jahre ist es nun her, dass der Wuppertaler Fabrikant Bernd Brauch verschwand. Spurlos war er weg, von einem Tag auf den anderen. Jetzt ist sich die Kripo sicher: Der damals 58 Jahre alte Gardinen- und Bänderhersteller wurde ermordet.

Eine Reihe anonymer Briefe in den vergangenen Jahren und neue kriminaltechnische Untersuchungen haben zu diesem Ergebnis geführt. Eine Leiche oder einen Tatort haben die Ermittler aber immer noch nicht gefunden. "Wir gehen davon aus, dass Bernd Brauch schon kurz, nachdem er von seiner Frau weggefahren ist, umgebracht wurde", sagt Ermittlungsleiter Wolfgang Heuschen.

Das war am 27. Juni 1997. Damals war der in Velbert lebende Geschäftsmann im Haus seiner Frau in Schwelm zu Besuch. Seit drei Jahren lebte das Paar getrennt, doch es gab geschäftliche Kontakte, weil beide in der Textilbranche arbeiteten und ihre Gewerberäume im selben Haus in Unterbarmen hatten.

Es gab die gemeinsamen Hunde und "erste neue Annäherungen zueinander", wie die Kripo sagt. Gegen 20.10Uhr an diesem Abend aber verabschiedete sich Bernd Brauch. Er habe noch eine Verabredung, sagte er seiner Frau.

Am nächsten Tag tauchte er nicht in der Firma auf. Der Mann, zuverlässig und gewissenhaft, kam auch am darauffolgenden Tag nicht. Seine Frau erstattete Vermisstenanzeige. Vier Wochen später, am 24. Juli 1997, fand die Polizei in einem Düsseldorfer Altstadt-Parkhaus den Mitsubishi des Geschäftsmannes. Ordentlich geparkt. Vermutlich, davon geht die Kripo aus, wurde der Wagen unmittelbar nach Brauchs Verschwinden dort abgestellt.

Die Ermittler fanden Zigarettenkippen im Wagen des Nichtrauchers - und Bodenerde. Sie sicherten Fingerabdrücke, das Handy war auch da. Einiges war seltsam, doch handfeste Hinweise auf ein Gewaltverbrechen oder gar auf einen Täter gab es nicht.

Bis etwa in den Jahren 1999 und 2000 ein erster anonymer Brief kam, dann im Abstand von Monaten weitere. Fünf Schreiben gingen inzwischen bei Polizei und Staatsanwaltschaft ein. Außerdem tauchten Briefe im Umfeld des ehemaligen Liebhabers der Ehefrau auf. Er wird von dem Briefschreiber des Mordes bezichtigt.

Der man soll, so die Polizei, zur Zeit der neuen Annäherungen des Ehepaares nicht mehr mit der Frau zusammen gewesen sein, ihr aber beharrlich nachgestellt haben. Gegen ihn hat es zwischenzeitlich Ermittlungen gegeben. Beweise dafür, dass er etwas mit dem Verschwinden des Geschäftsmanns zu tun haben könnte, gab es allerdings nicht. Die Ermittlungen wurden eingestellt.

Nun setzt die Kripo auf neue kriminaltechnische Möglichkeiten. Im Labor sollen die Spurenträger aus dem Auto auf kleinste DNS-Anhaftungen untersucht werden. Bei den Zigarettenstummeln ist das bereits geschehen. "Wir konnten die gefundene DNS aber noch niemandem zuordnen", sagt Heuschen. Die Erde aus dem Auto soll jetzt daraufhin untersucht werden, woher sie stammt.

Vor allem hoffen die Fahnder darauf, dass sich der Briefeschreiber offenbart: Der hatte zu seiner Mordtheorie bisher geschrieben: "Das ist die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Ich bin nur zu feige, mich mit Namen zu melden."

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