Der einarmige Gitarren-Virtuose: Andrés Godoy in der Färberei

Der einzigartige Künstler aus Chile faszinierte seine Zuschauer in der Färberei.

Oberbarmen. Wer Andrés Godoy nicht leibhaftig erlebt hat, vermag kaum zu glauben, welche zauberhaften Klänge und Schwingungen der mittlerweile chilenische Gitarrist seinem Instrument entlockt. Das Einzigartige an ihm, das von vielen als musikalisches Wunder bezeichnet wird: mit 14 Jahren verlor der heute 58-jährige Südamerikaner bei einem Unfall seinen rechten Arm.

Um dennoch weiter Gitarre spielen zu können, brachte Godoy sich eine eigene Spieltechnik bei, die er „TaTap“ nennt. Dabei schlägt er mit den Fingerkuppen auf die Saiten, zupft und bearbeitet seine Gitarre, die einen Halbton tiefer gestimmt ist als normal und so eine geringere Saitenspan-nung besitzt, mit unglaublicher Fingerfertigkeit. Nur mit der linken Hand zaubert er Rhythmus, Akkorde und Melodie gleichzeitig hervor und vereint in seinem als Latin Groove bezeichneten Musikkosmos alle Stilrichtungen von Klassik über Folk bis Rock.

„In Chile bin ich Musikproduzent von Rockbands, aber hier in Europa kann ich mich gut als Musiker entwickeln“, erzählt er während des Konzertes am Dienstagabend in der Färberei den faszinierten Zuschauern. Der Gitarrist Thomas Rische, mit dem Godoy vor drei Jahren 18 Konzerte gab, stimmte das Publikum im ersten Teil des Abends mit einem Potpourri lateinamerikanischer Musik auf den Ausnahmekünstler ein — zeitweise unterstützt von seinem Freund Martin Gießmann.

Im zweiten Teil übersetzte Rische die Geschichten des Godoys , der beispielsweise von Engeln und Mücken sang, die die Zärtlichkeit des Lebens zum Ausdruck brachten. „Vom Kratzen an den Mückenstichen haben meine Finger ihre Sensibilität, die ich in meine Gitarrentechnik integriert habe“, lässt Godoy die Zuschauer wissen.

In Wuppertal trat der Chilene nicht nur auf: Er habe sich bei der Fahrt mit der Schwebebahn wie ein Kind gefühlt, erzählte Godoy, und einen tollen Tag bei einem Workshop beim gemeinnützigen Verein Alpha verbracht. In seiner Heimat, erklärte der studierte Psychologe der WZ, führe er Motivationskurse an Universitäten, in Gefängnissen und in Betrieben für Menschen mit und ohne Handicap durch: „Durch die Erfahrungen in meinem Leben versuche ich zu erklären, wie man Schwierigkeiten meistern und positiv umsetzen kann.“

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