Der Ammer, die Taube und der Datenschutz

Der nahende Sommer bietet allerlei Abwechslung im Tal. Zum Beispiel im Butan zu Heckinghausen, wo unlängst leicht bekleidete, meist superblonde Hupfdohlen dem selbsternannten, von Alkoholexzessen zunehmend gezeichneten Partykönig Michael Ammer, den Boden feucht wischten.

Das Auftreten des ehemalige Türstehers, Pleitegeiers und Freundes vom Poptitanen Bohlen führte allerdings, mit Ausnahme der ihn umringenden Blondinen, zu allgemeiner Unzufriedenheit. Da kann man für Hoteldirektor Bethe nur hoffen, dass Ammer sein anschließendes Gelage im ART-Hotel ausnahmsweise beglichen hat.

Weit lustvoller gab sich Barmen mit seinem alljährlichen Happening "Barmen live - dat Fest mit alles". Atemberaubend, wie wackere Elberfelder in gesunden Sandalen und leichtem Bieranzug ins bettelarme Barmen birkenstockten, um dort gemeinsam mit den Eingeborenen eine Kleinigkeit zu schnasseln.

Bilder von weißen Touristen in der Karibik, die in Slums einfallen, um sich preiswert mit geschnitztem Zierrat einzudecken, drängten sich förmlich auf. Bei strahlendem Sonnenschein wurden menschliche Wesen nicht nur bei der niederschwelligen Nahrungsaufnahme, sondern auch gleich bei deren unappetitlicher Abgabe beobachtet. Bier treibt.

Aber bei all dem Jubel um das Traditionsfest sollten nicht diejenigen vergessen werden, die durch ihrer Hände Arbeit derartige Feste erst möglich machen. Da stand zum Beispiel der gelangweilte Würstchenverkäufer, der seine geschmacksneutralen Grillwaren mit der Verachtung eines eingefleischten Vegetariers feilbot. Da half nur reichlich mittelscharfer Senf, um die schwer enttäuschten Geschmacksnerven einigermaßen zu beruhigen.

Doch über Allem stand ein reichhaltiges Angebot musikalischer Zerstreuung, das auf mehreren Bühnen dargeboten wurde. Super gut gelaunte Musikanten hetzten über die Bretter und lösten mit ihrem melodischen Getöse nahezu orgiastische Begeisterung beim Publikum aus, welches nur vergessen hatte, diese in ihren Gesichtern wider zu spiegeln.

Demnächst können die Daheimgebliebenen diesen Festivitäten auch gemütlich daheim per Webcam beiwohnen. Die Kameras dazu werden derzeit überall auf öffentlichen Plätzen installiert. Interessierten Touristen aus Hückeswagen oder Rade soll offeriert werden, mal Urlaub im Tal zu machen. So jedenfalls ließ sich Lars Jesert von City Blickpunkt auf Befragen und wohl nicht ganz nüchtern ein. Datt kann doch wohl nich wahr sein, woll?

Jetzt lassen wir entweder alle Tauben wieder frei, damit sie dem Jesert in die Linse kacken. Oder wir schicken Ihnen unseren Datenschutz-Profi "für Wuppertal in Berlin", Manfred Zöllmer, auf den Hals. Wir wissen zwar nicht, was schlimmer ist, aber lieber eine Taube auf dem Dach, als einen Dachschaden an der Wand, der uns filmt, Ehrenwort.

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