Dem Starkregen ist kein Kanal gewachsen

Wuppersammler und Kanalnetz haben die Wassermengen vom 29. Mai relativ gut verkraftet.

Dem Starkregen ist kein Kanal gewachsen
Foto: Anna Schwartz

Das Kanalnetz der Stadt Wuppertal hat den Starkregen vom 29. Mai gut überstanden. An diesem Tag fielen innerhalb einer Stunde bis zu 100 Liter Regen in Elberfeld und Barmen. Der stärkste Niederschlag wurde auf der Hardt gemessen. Bislang sind trotz der Wassermassen keine größeren Beschädigungen von Kanalleitungen bekannt. In der Bilanzpresskonferenz bezifferte der WSW-Vorstand den Schaden auf rund 70 000 Euro. „Die WSW-Infrastruktur ist glimpflich davon gekommen“, sagte der WSW-Vorstandsvorsitzende Andreas Feicht.

Stadtdirektor Johannes Slawig weist auf die großen Baumaßnahmen für die Trinkwasserversorgung und die Abwasserkanäle in den 1990er Jahren hin. „Nach diesen großen Investitionen wie zum Beispiel für den Bau des Wuppersammlers haben wir die Baumaßnahmen deutlich herunter gefahren, um die privaten Haushalte nicht zu überlasten. Auf diesem Investitions- und Gebührenniveau bleiben wir“, kündigte Slawig an. Gebührenerhöhungen schließt er aus, sollten sich nicht die gesetzlichen Vorschriften zur Nitratbelastung im Trinkwasser ändern und eine dritte Reinigungsstufe in der Wasseraufbereitung erforderlich machen. Dies könnte erhebliche Investitionen und damit Gebührenerhöhungen nach sich ziehen.

Allerdings stehen in diesem Sommer turnusgemäß eine ganz Reihe von Reparaturmaßnahmen und Ausbauten im Kanalnetz an, die nichts mit dem Starkregen zu tun haben (Siehe Bericht auf Seite 27). Die Autofahrer müssen sich also auf zahlreiche Baustellen im ganzen Stadtgebiet einstellen.

Ein punktueller Schaden in Folge des Starkregens wird zurzeit im Bereich Bornberg behoben. Aufgrund des enormen Wasserdruckes wurden dort und an anderen Stellen die oberen Bereiche des Schachtaufbaus beschädigt. Augenzeugen werden die Bilder der meterhohen Fontänen zum Beispiel am Robert-Daum-Platz so schnell nicht vergessen.

Der Entlastungssammler Wupper hat die Beanspruchung durch die abzuleitenden Regenwassermengen ebenfalls gut verkraftet. Der Kanalbetrieb der WSW wird in den kommenden Wochen und Monaten weitere Kanäle mit einer Kamera befahren, um den Zustand der Kanalleitungen zu prüfen. Überprüft werden ebenfalls Schäden im Mirker Bach. Am Montag färbten die WSW das Wasser des Mirker Bachs mit einer unschädlichen Lebensmittelfarbe grün, um so eventuelle Fehleinleitungen kenntlich zu machen.

In einer Pressemitteilung hatten die WSW das Unwetter vom 29. Mai als ein „Jahrtausendereignis“ eingestuft. Es handelte sich um die stärksten Niederschläge, die jemals innerhalb einer Stunde in Wuppertal gemessen wurden. „Es ist nahezu unmöglich, sich auf ein solches Ereignis durch eine entsprechende Infrastruktur einzustellen. Das würde Milliarden kosten“, sagte Andreas Feicht.

Auf einer Skala von eins bis zwölf erreichte der Starkregen am 29. Mai einem Wert von elf. Nur bis zum Wert von vier ist ein normal ausgestattetes Kanalnetz in der Lage, die auftretenden Regenmengen aufzunehmen. Beim Unwetter in Wuppertal waren Kanäle und Sammler schon bald vollgelaufen. Die Wupper trat nicht über die Ufer, aber das aus den Höhen über Straßen, Wege und versiegelte Flächen ins Tal fließende Regenwasser strömte in die tieferliegenden Bereiche der Innenstädte und richtete dort einen hohen Millionenschaden an. Fünf Milliarden Liter Regen fielen innerhalb weniger Stunden.

Die Fluten, die in Keller und Geschäfte eindrang, hinterließen langwierige Schäden. Die Stadtwerke sammelten an den folgenden Wochenenden 1000 Tonnen Müll, der zurzeit noch auf dem Gelände Korzert lagert, weil die Kapazitäten der Müllverbrennungsanlage nicht für diese Massen an Sperrmüll ausreichen.

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