Show Wupperflow spielt mit dem Feuer

Elberfeld. · Die drei Künstler hatten bis zuletzt auf die Durchführung des Mittelalterlichen Märchenmarkts gehofft. Dort hätten sie das Publikum mit ihrer Show wieder verzaubern wollen.

 Die Fackeln bleiben aus: Lukas Thiel, Moritz Fasshauer, Annika Rosche (v.l.) müssen auf ihre Feuershow auf dem Laurentiusplatz verzichten.

Die Fackeln bleiben aus: Lukas Thiel, Moritz Fasshauer, Annika Rosche (v.l.) müssen auf ihre Feuershow auf dem Laurentiusplatz verzichten.

Foto: Fischer, Andreas

Bis zuletzt hatte der Veranstalter die Absage des Mittelalterlichen Märchenmarkts auf dem Laurentiusplatz herausgezögert, am 23. November musste er sich schließlich doch den Corona-Maßnahmen beugen. „Wir wären gerne für Euch dagewesen, damit Ihr bei heißem Hexenwein am knisternden Feuer die Unbillen dieser Zeit ein wenig vergessen könnt, aber es soll nicht sein“, erklärt  Andreas Körber von Ars Draconis auf seiner Facebook-Seite. Betroffen vom geplatzten Märchenmarkt ist außer Händlern und Gastronomen auch die Formation Wupperflow, die in den vergangenen zwei Jahren das Weihnachtsmarktpublikum mit spektakulären Feuershows begeisterte. Hinter Wupperflow stehen drei Wuppertaler: Lukas Thiel, Annika Rosche und Moritz Fasshauer, der bei größeren Auftritten unterstützt.

Betreten die Feuerkünstler die Bühne oder – wie auf dem Mittelalterlichen Märchenmarkt, den Schaustellerplatz – hält das Publikum den Atem an. In den Händen balancieren sie Feuerbälle, brennende Jonglierstäbe und sogenannte Pois. Das sind Seile, an dessen Ende eine brennende Kugel befestigt ist. Tanzend und sich drehend schwingen Thiel, Rosche und Fasshauer die Feuerbälle durch die Luft, werfen die brennenden Stäbe und balancieren sie auf dem Kopf – immer im Takt stimmungsvoller Musik.

Annika Rosche entdeckte bereits in der Grundschule ihre Leidenschaft für Bauchtanz, sie hat die Tanzelemente in die Formation gebracht. Zur Feuerjonglage kam sie durch Lukas Thiel. Der 26-Jährige jongliert seit seiner Kindheit, auf einer Backpacker-Tour durch Europa lernte er eine Truppe Feuerjongleure kennen und ließ sich von ihnen unterrichten. Das Feuerspucken und -schlucken erprobte er nachträglich in Profi-Workshops auf Festivals. „Denn das sollte man sich auf jeden Fall von einem Spezialisten zeigen lassen“, mahnt er. Der 26-Jährige liebt die Reaktionen des Publikums, wenn ein brennender Stab in seinem Mund verschwindet oder er wie ein Drache Flammen speit. Die Umsetzung mag Thiel allerdings nicht ganz so gerne. „Das Öl schadet den Zähnen und schmeckt nicht. Und gerade beim Feuerschlucken muss man sehr vorsichtig sein. Da bin ich immer etwas nervös“, gibt er zu. Verhindern muss er in jedem Fall, dass er einatmet, während er Feuer im Mund hält. „Sonst zerstöre ich mir die Lungenbläschen.“

Thiel ist der einzige aus der Wupperflow Formation, der dem Feuer so nah kommt. Annika Rosche und Moritz Fasshauer belassen es dabei, brennende Fackeln in der Luft zu jonglieren – und auch das ist schon eine Herausforderung. „Anfangs war ich sehr skeptisch“, berichtet Rosche.

Rund 30 Minuten dauert die Show, wenn die Formation an Wochenenden auf dem Mittelalterlichen Märchenmarkt auftritt. Performen sie nicht auf dem Weihnachtsmarkt, werden sie für Hochzeiten, Geburtstage und Auftritte auf Kinderfesten gebucht. In diesem Jahr sah die Auftragslage allerdings eher mau aus. „Die Hochzeiten wurden abgesagt, wir mussten uns andere Nebenjobs suchen“, berichtet Thiel. Die Feuershows sind bei allen dreien bisher ein bezahltes Hobby neben dem Studium, ein Nebenverdienst, dessen Verlust zwar schmerzt, aber nicht existenzbedrohend ist. „Im Gegensatz zu einigen Bekannten aus der Szene, die greifen nach jedem Strohhalm“, berichtet Moritz Fasshauer.

Die Choreografie der drei Feuerkünstler wird vor jedem Auftritt sorgfältig eingeübt. Alle drei Artisten bringt Elemente aus ihrem Fachgebiet ein: Annika Rosche den Tanz, Lukas Thiel das Feuer, Moritz Fasshauer die Jonglage. Verbindende Elemente weben die Performance zu einem Ganzen. Neben Nervenkitzel und Spannung kommt es ab und an zu einem versenkten Haar- oder Bartansatz oder einem rußgeschwärzten Gesicht. „Etwas wirklich Ernsthaftes ist uns aber noch nicht passiert“, beschwichtigt Fasshauer. Denn wenn zwei auf der Bühne performen, stehe der Dritte daneben und halte ein Auge auf die Szenerie, die Löschdecke immer griffbereit. „Und gegen Brandblasen“, verraten die drei, „hilft Honig wirklich sehr gut.“

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