Zukunft Das Handwerk digitaler machen

Elberfeld · Azubis gehen in den Wettstreit und lernen dabei neue Arbeitsinstrumente kennen.

 Die Azubis lernten mit digitalen Instirumenten, hier einer Virtual-Reality-Brille, umzugehen.

Die Azubis lernten mit digitalen Instirumenten, hier einer Virtual-Reality-Brille, umzugehen.

Foto: Utopiastadt

Bauhandwerk und Digitalisierung sind zwei Begriffe, die nicht automatisch zusammengehören. Allein das Wort Handwerk zeigt an, dass es darum geht, etwas mit den Händen zu schaffen, sei es als Dachdecker, Fliesenleger, Maler, Rohrleitungsbauer, Tischler oder Zimmermann. Das will das Projekt DigIT-Campus ändern: mit einem kostenlosen Zusatzqualifizierungsprogramm für Azubis des Bauhandwerks.

„Wir wollen die Digitalisierung auf zwei Wegen in kleine und mittelständische Unternehmen bringen“, sagt Projektleiterin Miriam Venn von der Utopiastadt. Zum einen über ein insgesamt 14-tägiges Schulungsprogramm für Azubis, zum anderen über ein KMU-Programm für Ausbilder und Geschäftsführer.

Das Programm für die Azubis ist als Team-Challenge aufgebaut. Seit November treten 13 Azubis aus Betrieben des Bergischen Städtedreiecks in gemischten Teams an. Das Wettbewerbs-Szenario ist aktueller als manch einem lieb ist: Eine Pandemie zwingt die drei im Wettbewerb stehenden Azubi-Teams, Arbeitsweisen und Abläufe in ihren fiktiven Unternehmen digitaler und nachhaltiger zu gestalten. An 14 Workshoptagen und durch begleitendes Onlinelernen sammeln die Teams bis Ende Mai 2021 Wissen, um ein eigenes Bauprojekt in der Utopiastadt am Mirker Bahnhof umzusetzen.

Ein Katalog voller
digitaler Werkzeuge

„Im Wettstreit mit den anderen zu sein, ist ein Anreiz“, sagt Ron Rohbäck, Azubi bei der Dachdeckerei Altenburg über die Team-Challenges. Er findet es interessant, in einem gemischten Team mit einem Maler und Lackierer, einem Zimmermann und einer Gebäudetechnikerin zu arbeiten. „Wir bekommen quasi einen Katalog vorgestellt, welche digitalen Tools es gibt“, sagt Rohbäck. Nicht alle könne man im eigenen Beruf anwenden. Es sei aber eine Chance, zu sehen, in welchem Bereich man in Zukunft anders arbeiten wolle. „Wir haben zum Beispiel mit einem digitalen Aufmaß das Gelände vermessen“, sagt er. Dabei wurde direkt deutlich, wie man durch digitale Werkzeuge Zeit und Arbeit sparen könne.

Dass Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammenhängen, macht Ron Rohbäck an einem einfachen Beispiel deutlich: „Digitalisierung bedeutet auch, ein Foto auf der Baustelle geschickt zu bekommen, um einen Überblick zu bekommen“, sagt er. Damit könne auch Stress und Arbeitsdruck gesenkt werden und dazu beitragen, dass die Ressource Mensch anständig genutzt werde.

Voraussetzung für eine Teilnahme an dem Programm: „Man muss bereit sein, etwas zu lernen“, sagt Rohbäck. Die Betriebe, die ihre Auszubildenden angemeldet haben, haben den Wunsch, ihre Mitarbeiter voranzubringen. Sie stellen die Lehrlinge für etwa zwei Tage pro Monat für das Projekt frei. „Das ist nicht selbstverständlich“, findet Rohbäck. „Das haut schon rein, wenn man im Betrieb fehlt.“

Der Malerbetrieb Theo Küster hat gleich drei Azubis angemeldet: zwei Maler-Azubis sowie eine Auszubildende aus dem kaufmännischen Bereich. „Die Azubine soll durch Fortbildungen technische Einblicke bekommen und eine ganzheitliche Sicht auf die Baustelle bekommen“, sagt der Juniorgeschäftsführer Vinzenz Ullrich. Ziel sei, dass die Auszubildende auf Dauer die Projektleitung für Baustellen übernehmen kann. „DigIT_Campus gibt einen Einblick, was noch möglich ist“, sagt Ullrich.

Das Handwerk gelte als nicht sehr innovationsfreudig. Das zeige auch das geringe Interesse an dem Projekt. Es sei aber gut, „frischen jungen Leuten zu zeigen, das erleichtert euch die Arbeit“, sagt er. Das Wissen, das die Auszubildenden in dem Projekt bekommen, könne aber erst auf Dauer in den Betrieben angewendet werden. „Das ist ein Langzeitprojekt“, sagt er. Die Zeit, die er jetzt für die Fortbildung gibt, sei aber gut angelegt, sagt er. „Man muss investieren, um die Früchte abzuschöpfen.“

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