Reiner Rhefus über das älteste erhaltene Zeugnis der Manufaktur Caspar Engels Das Engels-Haus – pietistischer Geist und Stammhaus der Familie

Rund um den heutigen Engelsgarten, in einer hufeisenförmigen Anordnung, lagen 1820 die Manufaktur Caspar Engels - Söhne und die dazugehörigen Werkstätten, Arbeiterhäuser und die drei repräsentativen Wohnhäuser der Manufakturinhaber.

 Das Engels-Haus in Barmen.

Das Engels-Haus in Barmen.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Rund um den heutigen Engelsgarten, in einer hufeisenförmigen Anordnung, lagen 1820 die Manufaktur Caspar Engels - Söhne und die dazugehörigen Werkstätten, Arbeiterhäuser und die drei repräsentativen Wohnhäuser der Manufakturinhaber. Das älteste noch erhaltene Zeugnis dieser Manufaktur ist das Engels-Haus, das 1775 im Auftrag von Johann Caspar Engels (1715-1887) und nach Plänen des Architekten Eberhard Haarmann (1736-1817) fertiggestellt wurde. Der Vater des Bauherrn hatte 1747 die Manufaktur begründet. 30 Jahre später stand das Unternehmen, das in der Hauptsache Schmuckbänder herstellte und über die Grenzen Deutschlands hin vertrieb, in großer Blüte, so dass dieses prächtige Haus errichtete werden konnte. Hier wurde 1797 Friedrich Engels’ Vater, Friedrich Engels geboren.

Die Bewohner des Hauses waren von einem stark religiösen Ethos geprägt. Der Großvater, Johann Caspar Engels (1853-1821), war Pietist, stand in freundschaftlichem Kontakt mit Samuel Collenbusch (1724-1803), dem bedeutendsten innerkirchlichen Pietisten des Bergischen Landes. Sein Haus war Treffpunkt von konfessionsübergreifenden Konventikeln, in denen selbstständig und frei von konfessionellen Interpretationen die Bibel gelesen wurde. Allein Gottes Wort sollte den gesamten Alltag inspirieren.

Als Krönung seines Lebenswerkes betrachtete Engels’ Großvater die Gründung der vereinigten evangelischen Gemeinde in Unterbarmen. Bemerkenswert war auch die für die damalige Zeit außergewöhnliche Stellung der Frau in Barmer Pietistenkreisen. Sie galt als Ratgeberin und Lehrerin ihres Mannes. Luise Noot (1762-1822), die zweite Frau von Johann Caspar, soll ihrem Ehemann in sprachlicher und intellektueller Hinsicht überlegen gewesen sein und Aufgaben der äußeren Repräsentation ihres Kaufmannshauses übernommen haben. Im Inneren zeigen Mobiliar, Stuckaturen und Wandmalereien den Lebensstil der bürgerlichen bergischen Fabrikantenfamilie. Ein eigenes Musikzimmer erinnert an kulturelle Aktivitäten, die hier gepflegt wurden. Der Großvater gründete einen eigenen Instrumentalkreis, die Gesellschaft Musica, und legte Wert auf die musische Erziehung seiner Kinder. Er ließ sie Flöte, Cello, Klavier, Fagott und Oboe spielen lernen und war selbst ein begeisterter Orgelspieler.

Von diesem religiösen, unternehmerischen und der Kultur zugewandten Geist war auch Friedrich Engels sen. und später auch dessen ältester Sohn Friedrich geprägt. Als Friedrich Engels in der Fabrikkolonie aufwuchs, wohnte in dem Stammhaus der Familie der gleichnamige Onkel Casper (1792-1863). Die Familien werden regen Kontakt gehabt haben. Caspar Engels hatte acht Kinder und im Elternhaus von Friedrich - auf der anderen Seite der großen Bleichwiese, des heutigen Engelsgartens gelegen, lebten auch acht Kinder. Die Väter betrieben (bis 1837) gemeinsam die Manufaktur.

1961 erwarb die Stadt Wuppertal das Haus, um hier ein neues, zuvor im Krieg zerstörtes Stadtmuseum zu errichten. Doch erst 1970, anlässlich des 150jährigen Geburtstages von Friedrich Engels, wurde das Haus mit einer Ausstellung zu Leben und Werk von Friedrich Engels eröffnet.

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