Offen gesagt Das neue Jahr wird ein entscheidendes Jahr

Meinung · Das neue Jahr wird entscheidend für Wuppertal - mit dem neuen OB Uwe Schneidewind, mit einem Rat, in dem der Ton rauer wird, und mit einer Bundestagswahl, die für Wuppertal von großer Bedeutung ist.

 Der Ton könnte rauer werden im Rathaus Wuppertal.

Der Ton könnte rauer werden im Rathaus Wuppertal.

Foto: Fischer, A. (f22)/Fischer, Andreas (f22)

Am 23. April 1921 wurde das Barmer Rathaus eingeweiht. Auf dem Dach stehen seit 100 Jahren Statuen, die die Verwaltungsbereiche und Beigeordneten symbolisieren. Dass die männliche Komponente die Szenerie beherrscht, ist dem Dresdner Bildhauer Richard Guhr und dem Barmer Heinrich Ostlinning nicht vorzuwerfen, denn bis auf eine Ausnahme zu Beginn der 2000er Jahre sind seitdem die Herren im Verwaltungsvorstand unter sich geblieben. Dass die Männerwirtschaft der Stadt gutgetan hätte, ließe sich nicht behaupten.

Wohlfahrtspflege, Allgemeine Verwaltung, Tiefbau, Rechtspflege, Gesundheitspflege, Hochbau, Finanzwesen und Schulwesen sind in luftiger Höhe in allegorischen Darstellungen dargestellt. Im realen Leben kommt Wuppertal mit weniger Säulenheiligen aus. Neben Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Stadtdirektor Johannes Slawig führen die Beigeordneten Stefan Kühn, Frank Meyer, Arno Minas und Matthias Nocke die Verwaltung an. Und nach dem Corona-Jahr 2020 warten auf sie im Corona-Jahr 2021 erneut große Aufgaben.

Die größte Herausforderung besteht darin, die Stadt zurück zur Normalität zu führen. Was ist während der Pandemie nötig und möglich und wie und wo muss Wuppertal auf die Zeit nach Corona vorbereitet werden? Mit der Verwaltung des Mangels in der Krise allein ist es nicht getan. Auf die Impulse, die Oberbürgermeister Uwe Schneidewind versprochen hat, darf man gespannt sein. 2021 wird das entscheidende Jahr seiner Amtszeit.

Eine Rückkehr des Stadtrats in den Ratssaal wird es 2021 nicht geben. Die 80 gewählten Ratsmitglieder werden auf nicht absehbare Zeit in der Stadthalle tagen. Schon die ersten Sitzungen haben gezeigt, dass der Ton rauer werden könnte. Das rechte Lager ist mit sechs Sitzen vertreten, und die bisherigen Redebeiträge aus dieser Ecke machen deutlich, dass diese Gruppe politische Welten und Weltanschauungen von den übrigen Ratsmitgliedern trennen. So viel muss klar sein: Für keine der demokratischen Parteien kann es eine Option sein, die Zusammenarbeit mit oder die Unterstützung durch die Rechten in Erwägung zu ziehen.

Im September steht die Bundestagswahl auf dem Programm. Wie wichtig einflussreiche Fürsprecher im Landtag und Bundestag sind, wird sich insbesondere dann zeigen, wenn die Corona-Hilfen nicht mehr so üppig fließen wie bisher. An den Hebeln der Macht sitzt in Berlin und Düsseldorf die CDU. Im Landtag ist die CDU Wuppertal allerdings gar nicht vertreten. Und im Bundestag sitzt mit Jürgen Hardt zwar ein einflussreicher CDU-Politiker, aber sein Schwerpunkt liegt in der Außenpolitik. Und ihn müssen sich die Wuppertaler auch noch mit Remscheid und Solingen teilen. 

Bei allem Leid, das die Pandemie bisher verursacht hat, das soziale Netz in Wuppertal hat gehalten. 2020 war nur eine Etappe auf einem langen Weg. Und daher ist mehr denn je die Stadtgesellschaft gefragt, damit auch die Alten, Armen und Schwachen über die Runden kommen. Das Zauberwort heißt Solidarität. Jetzt gilt es, die Künstler, Gastronomen und Kaufleute über die Zeit zu retten. Es geht darum, Arbeitsplätze zu erhalten, statt Arbeitskräfte einzusparen. Es geht darum, zu verteilen, statt zu hamstern. Wir alle bestimmen mit, was nach Corona auf uns wartet. Wer möchte in einer Stadt leben, in der fast alle Läden wegen Geschäftsaufgabe geschlossen sind und in der man nur noch Paketboten durch die Straßen eilen sieht?

Eines hat uns 2020 gelehrt: In Zeiten der Pandemie ist nichts selbstverständlich und von alleine wird es nicht besser. 2021 sollte alles besser werden, schlechter bitte nicht.

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