Museum Kultur und Geschichte mitten in der Stadt

Das kleine Museum Kontor 91 ist der erste Schritt zum „Kulturteppich“ auf dem Werth.

 Lars Bluma und Birgit Veljovic freuen sich auf die Besucher.  Foto: Anna Schwartz

Lars Bluma und Birgit Veljovic freuen sich auf die Besucher. Foto: Anna Schwartz

Foto: Schwartz, Anna/Schwartz, Anna (as)

Ein Historisches Zentrum „light“ gibt es jetzt in der Barmer Innenstadt. Am Werth 91 sind auf 300 Quadratmetern ansprechende Exponate aus der Sammlung des Museums zu sehen. Hier sollen zukünftig Führungen für Kinder und Erwachsene sowie Vorträge stattfinden. Am Samstag wird das „Kontor 91“ um 10 Uhr offiziell eröffnet.

„Wir haben die Exponate so ausgesucht, dass sie neugierig aufs Museum machen – auch bei Laufkundschaft“, erklärt Birgit Veljovic, die die neue Ausstellung konzipiert hat. „So sollen die Menschen unser Museum im Kopf behalten.“ Die großen Themen sind natürlich die Entwicklung der Textilindustrie, aber auch Schule und Kinderarbeit. Schon das gesamte Schaufenster ist diesem Thema gewidmet: Hier lernen die Passanten, dass in der Frühindustrialisierung Kinder von sechs Uhr morgens bis sechs oder sieben Uhr abends in der Fabrik schuften mussten, mit einer Stunde Mittagspause, und anschließend noch für zwei Stunde zur Schule gehen sollten.

Schulbänke mit Schiefertafeln sind im Kontor zu sehen

Drinnen fallen als erstes die alten Schulbänke mit Schiefertafeln und zwei Handspinnräder ins Auge. Weiter hinten kommen ein Modell des Armenpflegedenkmals, eine Stechuhr und ein großes Bild eines Web-Saals. „Daran kann man viel erklären – etwa, warum die Fabrikarbeiter barfuß laufen“, sagt Birgit Veljovic. In den Fabriken sei es nämlich so feucht und heiß gewesen, dass die Arbeiter mit den damals üblichen Holzpantoffeln ausgerutscht wären. Die Stechuhr steht für die neue Bedeutung der Zeit. „Die Arbeiter mussten sich an das strenge Zeitregime erst gewöhnen, das auf dem Bauernhof nicht üblich war“, erläutert Lars Bluma, Leiter des Historischen Zentrums.

Im Modell erleben die Besucher, wie die Gegend um das heutige Engels-Haus zu Zeiten von Friedrich Engels ausgesehen hat: Auf weiten Wiesen bleichen Garne, die Häuser der Arbeiter stehen locker um die edlen Villen ihrer Arbeitgeber herum. An Modellen und Teilen eines Bandwebstuhls, einer Lochkarten-Maschine sowie den Spinnmaschinen Water Frame und Spinning Jenny können die Museumspädagogen erklären, wie kompliziert damals die Herstellung der berühmten „Barmer Artikel“ war. Einige Erläuterungen geben auch die beigefügten Tafeln.

Im Untergeschoss können Kinder basteln oder rund 50 Zuhörer einem Redner lauschen. Hier haben die Museumsmitarbeiter verschiedene Ideen für neue und alte Formate. Außerdem soll es dort Informationen zum Baufortschritt am Historischen Zentrum geben. Im Museumsshop locken verschiedene Bücher zur Wuppertaler Historie, Bänder und Andenken sowie alle Broschüren zu Themen-Wegen und Veranstaltungen.

„Mit dem Kontor 91 gehen wir mit Kultur und Geschichte mitten in die Stadt“, freut sich Kulturdezernent Matthias Nocke. Möglich gemacht hat das die Lauer-Stiftung, der das Haus gehört. „Wir sind daran interessiert, hier am Werth Angebote zu gestalten, die nicht nur Einzelhandel sind“, sagte Gerd von der Heyde, Geschäftsführer der Stiftung und Mitglied der ISG Barmen. Das kleine Museum sei ein wichtiger Schritt hin zum „Kulturteppich“.

„Die Besucher können das hier als Ausgangspunkt nehmen, um sich Barmen zu erschließen“, hofft Thomas Helbig von der ISG Barmen. Durch das Museum mitten in der Fußgängerzone erhofft er sich positive Effekte für das Umfeld. Bis zum Engelsjahr, also 2020, soll das Kontor 91 bestehen bleiben, zusätzlich zum Engels-Pavillon an der B7. Ab Frühjahr 2020 soll außerdem im Haus der Jugend eine Engels-Ausstellung das Ensemble ergänzen.

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