Meinung Das Maximierungs-Virus in Wuppertal

In der Corona-Krise sind selbst sicher geglaubte Jobs nicht mehr sicher. Deswegen sollten Arbeitnehmer sich wehren und die Politik muss gegensteuern.

 WZ Redaktion Wuppertal Kommentarfotos Namen der Redakteure als Dateiname

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Foto: Fischer, A. (f22)/Fischer, Andreas (f22)

Bei allen Einschränkungen sind die meisten Wuppertaler Unternehmen trotz Umsatzeinbußen und Kurzarbeit bisher relativ glimpflich durch die Coronakrise gekommen. Das ungewisse Schicksal des Schaeffler-Standortes ist aber ein Fingerzeig, wohin die Reise in diesem Herbst und 2021 noch gehen kann. Die Coronakrise schafft ein Klima, in dem sichere Arbeitsplätze von einem Tag auf den anderen nicht mehr sicher sind. Corona kann tatsächlich ein Grund für Sparmaßnahmen sein. Corona sollte aber nicht als Türöffner dienen, um Mitarbeiter loszuwerden. Dieser Verdacht drängt sich gerade bei Schaeffler auf und würde zu der Salamitaktik passen, mit der der Traditionsstandort seit Jahren geschwächt wird. Für Wuppertal wäre die Schließung des Werkes an der Mettmanner Straße ein herber Verlust. Qualifizierte Arbeitsplätze in der Industrie lassen sich so schnell nicht ersetzen. Schon gar nicht durch noch eine Paket-Zustellbasis oder einen weiteren Durchlauferhitzer von Amazon. Corona darf nicht zum Vorwand für Profitmaximierung und den Abbau von Arbeitsplätzen werden. Corona darf nicht der Freibrief für betriebsbedingte Kündigungen sein. An den Anblick von Menschen, die vor Werkstoren demonstrieren, dürfen wir uns nicht gewöhnen. Es zieht eine Gefahr auf, gegen die wir uns impfen müssen. Die Arbeitnehmer mit dem Mut zum Protest, und die Politiker mit dem Mut, dem Kapitalismus-Virus zu widerstehen.