„Das macht den Stadtteil kaputt“

Anwohner laufen Sturm gegen den möglichen Standort der Forensik.

„Das macht den Stadtteil kaputt“
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Die Bürgerinitiative „Keine Forensik auf Lichtscheid“ hatte zur Umfrage am WZ-Mobil sogleich ihr großes Banner aus dem Keller geholt und zeigte damit am Kreisel Lichtscheid buchstäblich Flagge gegen Pläne, die Forensik nun doch am Standort der Bereitschaftspolizei einzurichten.

Schon vor mehr als drei Jahren hatte die Initiative protestiert. „Wir sind sprachlos“, sagt Anwohnerin Michaela Vassilikos. Sie befürchtet, „dass von den Insassen eine Gefahr ausgehen könnte. Es gibt keine 100-prozentige Sicherheit“.

Brigitte Weber, Anwohnerin

Vor allem um die Kinder im Quartier sorge sich die Initiative: „In unmittelbarer Nachbarschaft sind Kindergärten, und eine Grundschule“, sagt Hans-Jürgen Püster, Zu den neuen Entwicklungen, nach denen das Grundstück der Bergischen Diakonie Aprath nicht mehr zur Verfügung stehe, sagte er: „Da ist ganz schlecht verhandelt worden.“ Der Ansicht ist auch Stefan Vassilikos: „Die Option Aprath hätte von allen Seiten besser geprüft werden müssen.“

„Wir wollen für Wuppertal eine Lösung, die verträglich ist“, sagt Georg Weber. „Und darunter verstehen wir unter anderem, dass es zumindest eine Mindestabstandsregelung geben muss.“ Es gebe keinen Standort, an dem die Nähe zu Anwohnern, Schulen, Sport- und und Kindereinrichtungen so geballt sei wie auf Lichtscheid. Die Standortwahl basiere auf Grundlage von vor fünf Jahren, erklärt Weber: „Es muss von Grund auf neu geprüft werden.“

„Mich überrascht, dass die Diakonie einen Rückzieher macht“, sagt Anwohnerin Kirsten Beiersmann: „Wurde da nicht richtig gerechnet?“

Hans-Dieter Drees hat vor allem beim Bauwerk an sich „ein mulmiges Bauchgefühl: Das sähe ja aus wie ein Knast mit dicken und hohen Mauern, die Tag und Nacht beleuchtet wären.“

Kerstin Niederheide ergänzt: „Ich bräuchte im Sommer auf dem Gartentisch keine Beleuchtung mehr und könnte nur noch mit Jalousien schlafen.“ Sie sei mit zwei kleinen Kindern in die Wohngegend gezogen, weil das Gebiet als ruhig galt. „Eine Tochter ist in der Grundschule, die andere im Kindergarten. Der Schulweg würde direkt an der Mauer entlang führen. Dadurch wäre die Forensik für uns immer präsent.“

Brigitte Weber befürchtet für den Fall, dass die Forensik nach Lichtscheid kommt, dass die angrenzenden Wohnhäuser an Wert verlieren und die Lebensqualität sinkt. „Gefängnis und Forensik in unmittelbarer Nähe — das ist nicht gut, das macht den Stadtteil kaputt.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort