Das Lesebuch Gottes

Das Fürbittenbuch von St. Laurentius füllt sich immer schnell. Es offenbart Sorgen und Dankbarkeit.

Wuppertal. "Herr, mein Schöpfer", "Lieber Gott", "Gütiger Vater". Der Adressat im Fürbittenbuch der Laurentiuskirche ist eindeutig. Das Lesebuch Gottes ist voll mit Dank, Bitten und Fragen - und es offenbart, was den Menschen die Kirche bedeutet:

"Jedes Mal, wenn ich vorbeikomme, schaue ich hinein, auch wenn es nur kurz ist. Ich komme zur Ruhe und kann meine Gedanken ordnen. Schön ist das", heißt es in einem Eintrag. An anderer Stelle steht: "Es sind schwere Tage im Moment in meinem Leben. Jedoch wenn ich hier heraus gehe, glaube ich, wieder ein bisschen Kraft zu haben für den weiten Weg."

Unter den Fürbitten - oft in polnischer, französischer oder italienischer Sprache - finden sich auch Fragen. "Gott, warum achtest Du so wenig auf die verhungernden Kinder, auf misshandelte Frauen, auf ausgebeutete Männer?" Vor allem aber verleihen die Menschen ihrem Dank Ausdruck: "Meine Oma ist gestorben. Ich danke für die schöne Zeit. Meine Oma war eine sehr liebe Frau." An anderer Stelle: "Ich danke dir, dass ich meinen Schatz so lange bei mir haben konnte. Leider ist er vergangene Woche zu Dir gekommen."

Dank gibt es "für ein gutes Jahr", "für die letzten guten Wochen in der Schule", "für meinen Ausbildungsplatz", dafür, dass der Sohn gesund ist oder dass Gott "mir bei meinem Fahrradunfall zwei Schutzengel geschickt hat". Manchmal ist es mehr als das: "Du hast mein Leben gerettet. Dank ist dafür nicht genug."

Und das Fürbittenbuch ist natürlich voller Wünsche: "Ich bitte um Verzeihung für all’ die Sünden, die meine Familie und ich auf dem Herzen haben." "Ich bitte Dich, Herr, dass unsere Familie wieder zusammenkommt." "Ich bitte Dich von ganzem Herzen. Mache es möglich, dass mein Ehemann Weihnachten mit uns zusammen zu Hause erleben und feiern kann", heißt es da zum Beispiel.

Mancher bittet nicht für sich: "Wir haben einen lieben Freund verloren und trauern mit der Familie. Gott möge ihr für die kommende, schwere Zeit viel Kraft geben." Eine Frau bittet für einen Jungen, der zwei Jahre lang hart gekämpft hat, um Wut und Verzweiflung in den Griff zu bekommen. "Ich weiß nicht, ob ich ihm noch helfen kann. Du kannst ihn an die Hand nehmen." Ein Kind schreibt: "Bitte mach meinen Papa wieder gesund." Und es gibt eine klare Aufforderung: "Sei Gott bei jedem, der es nötig hat. Gott, ich vertraue dir."

Selten ist der Adressat nicht Gott. Dann steht da der Name eines Mädchens und darunter einige der wichtigsten Wörter des Lebens. "Ich liebe Dich. Deine Mama."

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