Das Jahr der Gegensätze für Wuppertals Katholiken

In Wuppertal waren Missbrauchsfälle und Kirchenaustritte ebenso Themen wie das Stadtjubiläum und die Wallfahrt nach Rom.

Wuppertal. Schulung von Jugendleitern, ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis, mehr Transparenz und noch mehr Dialog: So lassen sich die Konsequenzen aus der Diskussion um die Missbrauchsfälle in der Katholischen Kirche knapp zusammenfassen. „Das ist aber noch lange nicht das Ende“, sagt der Wuppertaler Stadtdechant Bruno Kurth. Die Sensibilisierung sei verstärkt worden — Instrumente wie Selbstverpflichtungserklärungen sollten jedoch nicht zu „Alibimaßnahmen“ werden. „Das sind Signale, erste Schritte.“ Entscheidend sei, wie künftig mit dem Thema umgegangen werde.

Mehr als ein Signal dürften die Kirchenaustritte als Folge gewesen sein: „Es war ein sehr bewegtes Jahr“, sagt Bruno Kurth über die vergangenen zwölf Monate, in denen die Katholische Kirche auch in Wuppertal Auswirkungen des Skandals zu spüren bekommen hatte. 82 Austritte verzeichnete man allein im März, 86 im April. Die Zahlen hätten sich zwar im Laufe des Jahres relativiert, „aber natürlich schmerzt jeder einzelne Verlust“.

Allerdings sei auch Positives aus der Diskussion erwachsen: Dazu gehörten unter anderem neue Gesprächsangebote. Der „Dialog für Kirchenkritiker und Zweifler“, der immer am letzten Donnerstag im Monat angeboten wird, habe seit seiner Einrichtung im Mai großen Zuspruch gefunden: „Das ist ein Angebot, das von Anfang an gut angenommen worden ist“. Die Reihe wird fortgesetzt.

Ein buchstäblich einmaliges Ereignis bleibt hingegen die Wuppertaler Stadtwallfahrt nach Rom, deren Ziel auch war, den Stadtpatron als Leitbild ins Bewusstsein der Christen zu rücken, sagt Bruno Kurth. Den Teilnehmern, zu denen auch zahlreiche evangelische Christen gehörten, bleibe die Reise in nachhaltiger Erinnerung: „Das war eine großartige Erfahrung und für viele ein Glaubenserlebnis, von dem sie noch immer schwärmen.“

Für 2011 ist einiges geplant (siehe Kasten rechts), eine Neuigkeit gibt es für Familien im Wuppertaler Osten: Die Kindergärten St. Raphael und St. Paul sollen im kommenden Jahr zusammengelegt werden und in einen Neubau ziehen. Ansonsten erwarte man im Vergleich zu 2010 ein etwas ruhigeres Jahr, in dem keine Einsparungen oder gar Kirchenschließungen geplant seien, so Kurth: Die Entwicklung der Kirchenfinanzen „ist nicht so schlimm verlaufen, wie wir das befürchtet haben“. Das liege einerseits an der besseren konjunkturellen Lage und dem damit verbundenen Mehr an Kirchensteuern, andererseits aber auch an Sparmaßnahmen. Und selbst beim Thema Kirchenaustritte gebe es Positives zu berichten: „Die ersten, die im März aus Protest ausgetreten sind, haben wir schon wieder zurück.“

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