Das Fest des Glücks in Wuppertal

Die hinduistische Gemeinde hat Interessierte zum Tempelfest eingeladen.

Das Fest des Glücks in Wuppertal
Foto: Anna Schwartz

Trommelschläge, der Duft von Weihrauch, tamilischer Gesang. Frauen im traditionellen Gewand, das in allen möglichen Farben erstrahlt, wohin das Auge auch reicht. Farbig muss der Stoff sein, rot, orange, gelb, grün oder blau — nur nicht schwarz, weiß, oder grau. Männer, ohne Oberkörperbekleidung, ebenfalls in buntes Tuch gewandet, tragen lange Ketten und Edelsteine um den Hals. Blütenblätter werden in die Luft geworfen, die heilige Göttin wird angebetet, der Priester ruft, alle rufen ihm nach. Die Schreie erinnern an Kriegsrufe, teils beängstigend, teils faszinierend. Einige Männer lassen Haken aus Stahl durch ihre Haut am Rücken bohren, eine Opfergabe für die Göttin. Unter anderem der Wunsch, kranke Familienmitglieder zu heilen, soll damit in Erfüllung gehen.

Alles wirkt wie eine Zeremonie irgendwo in Indien oder Sri Lanka. Doch das Fest findet mitten in Wuppertal statt: Gefeiert wird die Göttin Sri Navathurgadevi im Tempel der hinduistischen Gemeinde Wuppertals. Glaubensbrüder kommen jedes Jahr zusammen, um die Hauptgöttin des Tempels feierlich zu ehren. Sie repräsentiert Mut, durch ihren Segen sollen negative Kräfte vernichtet werden.

Das jährliche Fest ist das Fest des Glücks, des Segens und der Positivität. Bunte Farben müssen überall sichtbar sein, schließlich ist es ein fröhliches Fest. Die Feierlichkeiten ziehen Zuschauer aus ganz Europa an, so auch in diesem Jahr. Die Gäste aus dem Ausland kommen größtenteils aus England, aber auch Anhänger aus ganz Deutschland sind beim heiligen Fest in Wuppertal erschienen, wie die Besucherin Abirami Sabalingam. Für das Fest ist sie aus Aachen angereist. Es gebe einige Tempel in Nordrhein-Westfalen, darunter auch in Mönchengladbach. „Am liebsten bin ich aber in Wuppertal“, sagt die Aachenerin. Die meisten Anwesenden und Teilnehmer würden ursprünglich aus Sri Lanka stammen, sagt sie. Ein festes Datum hätten die Festlichkeiten nicht, man richte sich nach dem Mondkalender. „Das Fest findet aber fast jedes Jahr im Mai statt“, ergänzt Sabalingam.

Dieses Jahr konnten Anhänger und Interessierte in der Zeit vom 12. bis zum 21. Mai gemeinsam feiern. Am besonderen Tag, dem vorletzten der Feiertage, wird die Göttin in einer einstündigen Prozession in einem geschmückten Wagen um den Tempel geführt. An diesem Tag verzichten alle auf den Verzehr von Fisch und Fleisch und ernähren sich vegetarisch.

Bei der Prozession wird den Männern gefolgt, die die meterhohe Göttin aus dem Tempel tragen. Die Fortbewegung ist unvergleichlich: Die Männer gehen mit der Statue auf den Schultern wuchtig ein paar Schritte vor, dann wieder einige Schritte zurück — fast pendelnd. Langsam legt die Prozession den Weg aus dem Tempel zurück. Frauen gehen gebückt, werfen sich auf die Knie und küssen den Boden, es wird auf tamilisch gesungen. Die Göttin erreicht den Wagen, der an eine Kutsche erinnert. Einmal mehr ein Fest lebendigen Glaubens — mitten in Wuppertal.

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