Else-Denkmal Das Doppelbild der Künstlerin

Wuppertal · Das Denkmal für die Dichterin Else Lasker-Schüler interpretiert das Wort „Meinwärts“ aus einem Gedicht.

 Bei Einweihung dabei waren Heinz Theo Jüchter(vorn), OB Gottfried Gurland (2.v.l.), und rechts Ursula Kraus, spätere OB, und Ursula Schulz, heute Bürgermeisterin.

Bei Einweihung dabei waren Heinz Theo Jüchter(vorn), OB Gottfried Gurland (2.v.l.), und rechts Ursula Kraus, spätere OB, und Ursula Schulz, heute Bürgermeisterin.

Foto: kurt keil

Ernst blickt sie, die Dichterin, und sieht ich selbst an. Zweimal ist Else Lasker-Schüler zu sehen auf den beiden Granit-Stelen, die das Denkmal für Wuppertals berühmte Tochter am Ende der Herzogstraße ausmachen. Aus je 28 000 Mosaiksteinchen in 19 Grauabstufungen sind die Portraits zusammengesetzt, einmal wie auf dem Originalfoto von 1920, einmal spiegelverkehrt.

Zum Geburtstag Else Lasker-Schülers am 11. Februar hat WZ-Fotograf Kurt Keil die Aufnahme von der offiziellen Einweihung des Denkmals aus seinem Archiv geholt. Am 16. Juni 1989 hatte er das Bild gemacht.

Bildhauer Stephan Huber aus München wurde zu dem Denkmal durch das Gedicht „Weltflucht“ (siehe Kasten) inspiriert. „Das Gedicht hat ihn beeindruckt“, erinnert sich Heinz Theo Jüchter, der damalige Kulturdezernent. Und ihm selbst gefiel Hubers Entwurf für das Denkmal – besser als ein vorher entstandener Entwurf des Künstlers Bert Gerresheim, den die damals zuständige Bauverwaltung ausgesucht hatte. „Das war mir zu anekdotisch, zu erzählend“, sagt Jüchter. Deshalb habe er eine zweite Ausschreibung erreicht, bei der Hubers Entwurf gewann.

Auch beim Standort habe er sich durchsetzen können. Ursprünglich war vorgesehen, das Denkmal am Wupperufer vor Koch am Wall, heute Rinke zu platzieren. „Wir von der Kulturverwaltung fanden den Standort in der Nähe des Geburtshauses Else Lasker-Schülers geeigneter“, erklärt Jüchter. Das Geburtshaus hat die Adresse Herzogstraße 29. Abgesehen von diesem kleinen Konflikt zwischen Bau- und Kulturverwaltung sei das Denkmal selbst nie umstritten gewesen.

Hajo Jahn, Gründer und Vorsitzender der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft, fällt bei dem Anblick des Fotos sofort ein, wie er durch Zufall später genau dort die Büroräume für die Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft fand. Die hatte der WDR-Redakteur 1990 gegründet. Zehn Jahre lang sei die Gesellschaft Gast in der Zentralbibliothek an der Kolpingstraße gewesen.

Als Jahn im Jahr 2000 in Rente ging, „an meinem letzten Arbeitstag“, so weiß er noch genau, sei er abends durch die Innenstadt gelaufen, habe beim Denkmal, am Gebäude Herzogstraße 42, im Fenster ein „zu vermieten“-Schild gesehen. Er habe die angegebene Telefonnummer angerufen, wurde mit der Vermieterin noch am Abend handelseinig. Eingeweiht wurde das Büro in der ersten Etage im September 2000, unter anderem die Autoren Hertha Müller und Jürgen Serke seien dabei gewesen.

Später erst erfuhr er, dass Else Lasker-Schüler 1894 selbst kurz mit ihrem ersten Mann Bertold Lasker in diesem Haus lebte, bevor das Paar nach Berlin ging.

Das hatte er gar nicht gewusst und es wurde ihm erst klar, als andere Experten sich wunderten, wie es ihm gelungen sei, genau in diesem Haus Räume zu finden. Auf welcher Etage die Laskers lebten, wisse man nicht, sagt er. Nur, dass das Haus ihrem Vater, dem Privatbankier Aaron Schüler gehörte.

Für Heinz Theo Jüchter ist es an der Zeit, dem Platz mit so vielen Bezügen zu Else Lasker-Schüler „endlich den Namen ,Else Lasker-Schüler-Platz’ zu geben. Das wäre ein schönes Geburtstagsgeschenk für Else und führte in ihrem Sinne „meinwärts“, sagt der ehemalige Kulturdezernent der Stadt Wuppertal.

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