Analyse Darum hat der WSV zwei Endspiele in vier Tagen

Wuppertal · Wuppertals bekanntester und erfolgreichster Fußballverein steht wieder einmal am Scheideweg. Innerhalb von vier Tagen hat der Fußball-Regionalligist zwei Spiele, die über seine Zukunft entscheiden können.

 Am Samstag wird das erste von zwei Endspielen für den Wuppertaler SV angepfiffen – beim Niederrhein-Pokalfinale im Stadion am Zoo.

Am Samstag wird das erste von zwei Endspielen für den Wuppertaler SV angepfiffen – beim Niederrhein-Pokalfinale im Stadion am Zoo.

Foto: dpa

Wuppertaler SV gegen KFC Uerdingen. Wuppertaler SV gegen sich selbst. Innerhalb von vier Tagen hat der Fußball-Regionalligist zwei Spiele, die über seine Zukunft entscheiden können. Gewinnt er am Samstag das Finale um den Niederrhein-Pokal gegen den Drittligisten aus Krefeld, dann steht er in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals, winken ihm mit etwas Glück ein namhafter Gegner und hohe Einnahmen.

Für Dienstag sind die Mitglieder des Sportvereins zur außerordentlichen Jahreshauptversammlung eingeladen. Dann trifft der WSV auf sich selbst. Denn in der Sitzung geht es schlicht um die Zukunft. Es geht um die Frage, ob der einstige Bundesligist einen Weg zum Neuanfang findet, oder ob er in den alten Strukturen versucht, irgendwie den Kopf über Wasser zu halten. Die Insolvenz droht wieder einmal, weil der Schuldenturm schwindelerregende Höhen erreicht hat.

Für Vorstandssprecher Alexander Eichner ist die Ausgliederung der Lizenzspieler-Abteilung die wichtigste Medizin für den schwerkranken Patienten WSV. Professionelle Strukturen mit einem ebenso professionellen Management sollen dem Verein auf der Basis verlässlicher, seriöser Planungen eine Zukunft und potenziellen Sponsoren die Sicherheit geben, dass ihr Name nicht weiter mit einer Skandalnudel des deutschen Fußballs verbunden werden kann.

Wahrscheinlich werden viele in Wuppertals Wirtschaft aber auch in Parteien und Stadtverwaltung sehr interessiert auf diese Versammlung in der Hako Event Arena in Vohwinkel blicken. Denn bei aller schlechten Erfahrung mit dem 1954 gegründeten Sportverein, hat es im Zusammenspiel von Klub und Stadt auch schon sehr gute Zeiten gegeben. So zum Beispiel, als Günter Pröpper und Co. in den 1970er Jahren in die Bundesliga stürmten und Wuppertal zu einem Platz auf der Landkarte Europas verhalfen. In diesen Zeiten wussten sicher mehr Menschen wo und was Wuppertal ist als heute. Ein guter Fußballverein ist ein hervorragender Werbeträger. Wie die Bekanntheit von Städten damit wachsen kann, zeigen Beispiele wie Mönchengladbach, Kaiserslautern oder auch Hoffenheim.

Deshalb lohnt sich ein Blick nach Baden-Württemberg, wo neben der TSG auch andere Kommunen über den Fußball das Reich der Namenlosen verlassen haben. Aalen, Sandhausen und Heidenheim hatten vermutlich wenig bis keine Bekanntheit, ehe deren beste Fußballklubs vorübergehend oder dauerhaft zum illustren Kreis der Zweitligisten gehören. Sendeminuten auf Sportkanälen, Spalten in Tageszeitungen und Fachmagazinen sind erstklassige Werbung nicht nur für die Vereine selbst, sondern auch für die Städte, aus denen sie stammen.

Der höchste Gegenwert ist der Image-Gewinn

Obendrein profitieren Profi-Fußballstädte von den Zuschauerströmen ins Stadion. Bei mittleren Zweitligisten können diese Summen im Laufe einer Saison höhere einstellige Millionenbeträge für Hotellerie und Gastronomie bedeuten.

Der höchste Gegenwert aber ist der Image-Gewinn. Im Wettbewerb um Unternehmen und kluge Köpfe spielen sogenannte weiche Standortfaktoren eine immer größere Rolle. Konzerne wie Bayer, Vorwerk, Barmenia oder Barmer wissen davon sicher ein Lied zu singen. Denn viel zu oft entscheiden sich Spitzenkräfte bei der Wohnortwahl für Düsseldorf, weil sie dort das bessere Wohn- und Freizeitangebot wähnen. Das ist zwar vor allem auf kulturellem Gebiet nicht unbedingt haltbar, aber was Wohnraum und publikumsträchtigen Spitzensport angeht, kann selbst der Handball-Bundesligist Bergischer HC die Kraft von Profifußball auch abseits der Bundesliga nicht entwickeln.

Deshalb ist das Schicksal des Wuppertaler Sportvereins für Wuppertal nicht unbedeutend. Deshalb sitzt in gewisser Weise auch die Bergische Wirtschaft, die Lokalpolitik und die Stadtverwaltung im Publikum, wenn die Mitglieder des WSV über die Zukunft ihres Vereins entscheiden. Weiter so wie bisher? Oder auf zu neuen Ufern? Am Samstag wird um 16.15 Uhr im Stadion am Zoo das erste Endspiel angepfiffen. Und wahrscheinlich sind Kulisse, Stimmung sowie Einnahmen so, wie es eigentlich immer sein müsste.

Aber wie auch immer das Spiel gegen Uerdingen endet, die alles entscheidende Partie findet am Dienstag statt.

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