Ehrung „Damals wollte keiner in die Gewerkschaft“: Langjährige Verdi-Mitglieder erzählen

Wuppertal · Die Gewerkschaft Verdi hat in Wuppertal langjährige Mitglieder geehrt – teils sind sie vor 75 Jahren eingetreten. Sie erzählen von der damaligen Situation.

 Die Geschäftsführerinnen Silke Iffländer und Stephanie Peifer mit Werner Hölschen und Friedhelm Stinder, die seit 75 Jahren Mitglied sind.

Die Geschäftsführerinnen Silke Iffländer und Stephanie Peifer mit Werner Hölschen und Friedhelm Stinder, die seit 75 Jahren Mitglied sind.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Ein Abend, der Jahrzehnte an Gewerkschafts-Geschichte vereinte und eine Möglichkeit zum Austausch bot: Am Freitag hatte Verdi ihre langjährigen Mitglieder in die Historische Stadthalle eingeladen. 4000 Menschen werden bei zwei Veranstaltungen für 25, 40, 50, 60, 65, 70 und 75 Jahre Zugehörigkeit geehrt.

Man wolle sich bei den Mitgliedern bedanken, erklärte Carina Dejna, Ortsvereinsvorsitzende von Verdi: „Ohne sie wäre das alles nicht möglich gewesen.“ Auch der Austausch sei wichtig. „Dadurch entsteht ein Kommunikationsraum für Politik, aber auch für die Geschichte des Einzelnen.“

Friedhelm Stinder wurde für 75 Jahre Zugehörigkeit geehrt. „Ich kam 1945 von meinem Kriegseinsatz zurück. Ich war Buchdrucker und nachdem mein Lehrmeister erschossen wurde, suchte der Betrieb nach neuen Mitarbeitern. Um die Arbeit wieder aufnehmen zu dürfen, musste ich damals in die Gewerkschaft eintreten“, erzählt er. „Damals wollte keiner in die Gewerkschaft, das hat sich jedoch stark gewandelt. Heute kann keiner mehr auf die Gewerkschaften verzichten, wir haben über die Zeit nicht nur höhere Löhne erhalten, auch der Zusammenhalt untereinander ist gewaltig gestiegen. Mittlerweile bin ich Rentner, aber ich werde trotzdem Mitglied von Verdi bleiben.“

Hans Trümper ist seit 60 Jahren in der Gewerkschaft. Er war freiwilliger Soldat auf Zeit und trat ein, bevor sie zu Verdi wurde. „Es kam jemand auf uns zu und empfahl uns, in die Gewerkschaft einzutreten. Damals wollte man noch keine Soldaten haben, aber irgendwann bin ich doch beigetreten. Mit dem Eintritt wurde für mich eine Gesundheits-Versicherung abgeschlossen“, sagt er. „Trotz meiner späteren Selbstständigkeit bin ich in der Gewerkschaft geblieben. Vermutlich war ich zu faul auszutreten, doch ich hatte auch die Versicherung im Hinterkopf. Ich hätte sie nicht unbedingt gebraucht, aber man weiß schließlich nie so genau“, berichtet er.

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