Die Epidemie rückt näher Corona-Virus: In Wuppertal wird der Mundschutz knapp

Wuppertal · In Drogerien sind Desinfektionsmittel stark nachgefragt. IHK spricht von Belastungsprobe für Unternehmen.

 Nadine Christin Bröcklein aus der Adler-Apotheke berichtet über Lieferengpässe bei Atemschutzmasken.

Nadine Christin Bröcklein aus der Adler-Apotheke berichtet über Lieferengpässe bei Atemschutzmasken.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Bestätigte Coronavirus-Fälle in Düsseldorf, Verdachtsfälle in Köln und Leverkusen: Die Epidemie rückt näher an Wuppertal heran. Am Dienstag wurde die anstehende Eisenwarenmesse in Köln abgesagt, bei der auch Aussteller aus dem Bergischen Land erwartet wurden. „Die Absage der Messe vor dem Hintergrund erneuter Erkrankungen und des sich rasch ausbreitenden Virus ist nachvollziehbar. Die Gesundheit der Messeteilnehmer geht vor, und daher können wir diese Entscheidung verstehen“, so Stephan A. Vogelskamp, Geschäftsführer der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Am Mittwoch hat nun auch die Einkaufsbüro Deutscher Eisenhändler GmbH mit Sitz in Wuppertal ihr Jahrespressegespräch mit Verweis auf das Corona-Virus abgesagt: „Die Faktenlage zum Risiko einer Ansteckung mit dem Virus auf Veranstaltungen im öffentlichen Raum ist aktuell nicht eindeutig und nicht valide einschätzbar“, so Unternehmenssprecher Sven van Zoest. „Wir möchten mit diesem Schritt jegliches Risiko einer Ansteckung für Sie, die Mitarbeiter und die Geschäftsführung der E/D/E Gruppe vermeiden.“

IHK-Umfrage unter
den Bergischen Unternehmen

Die Bergische Industrie- und Handelskammer hat eine Blitzumfrage unter Bergischen Unternehmen durchgeführt, um deren Betroffenheit zu ermitteln – mit überwältigender Resonanz, wie es in einer Mitteilung von Mittwoch heißt: „Mittlerweile wird das Coronavirus aufgrund zahlreicher internationaler wirtschaftlicher Beziehungen zu einer Belastungsprobe auch für die Unternehmen im Bergischen Städtedreieck.“ Über die Ergebnisse der Umfrage will die IHK am Freitag informieren.

Auch auf der Straße wird die Sorge der Wuppertaler spürbarer: Leere Regale in Filialen verschiedener Drogerieketten, wenig Nachschub und Lieferengpässe in Apotheken. Wer zum Beispiel eine Schutzmaske oder Desinfektionsmittel für die Hände kaufen will, ist damit nicht alleine. „Greifen Sie zu, die sind fast ausverkauft“, rät ein Ehepaar, das vor einem Drogerieregal die letzte Auswahl Desinfektionsmittel vergleicht.

Als Ende Dezember die ersten Fälle des Corona-Virus in der chinesischen Metropole Wuhan bekannt wurden, stieg die Anzahl der Käufer von Atemmasken in Wuppertal nur gering. „Zunächst waren es größtenteils chinesische Kunden, die den Mundschutz in ihre Heimat schicken wollten“, sagt Christos Grammatikas von der Europa-Apotheke. Seit die ersten Fälle in Deutschland aufgetreten sind, steigt die Nachfrage rasant. Die effizientesten Mundschutze der Schutzklassen FFP2 und FFP3 sind bereits schwer zu bekommen. Auch auf normale Atemmasken muss man oft warten. Mehrere Apotheken berichten von Lieferschwierigkeiten.

Ein Mundschutz garantiert allerdings keinen zuverlässigen Schutz vor einer Ansteckung. Regelmäßiges Händewaschen und Desinfizieren der Hände sind die besten Vorkehrungen, um sich vor einer Übertragung zu schützen. Die Filialleiterin der Burgapotheke, Ildiko Tukarcsy, empfiehlt, öffentliche Großveranstaltungen zu vermeiden. Außerdem rät sie dringend von Reisen in betroffene Gebiete, wie zum Beispiel Asien und Italien, ab. „Wir spüren zunehmend, dass sich die Menschen Sorgen machen“, sagt sie. Auch Alhusein Abdulmnam von der Adler Apotheke bestätigt: „Viele Kunden haben mittlerweile Angst vor dem Virus.“

Engpässe in der Medikamentenbestellung soll es in Wuppertal bislang noch nicht geben. Da ein großer Teil der Rohstoffe, die für Medikamente nötig sind, in China oder Indien hergestellt werden, könnten bereits kleine Produktionsverzögerungen Lieferengpässe nach sich ziehen.

Wer in diesen Tagen seinen Haus- oder Facharzt zu einem Beratungsgespräch aufsuchen will, der sollte sich zweimal überlegen, ob er sein Anliegen nicht auch telefonisch erledigen kann. Dazu rät jedenfalls ein Wuppertaler Internist, der der Redaktion namentlich bekannt ist. „Das Risiko der Ansteckung in einem Wartezimmer ist in dieser Jahreszeit generell erhöht, aber eine höhere Gefährdung ist bisher allein durch das Influenza-Virus begründet.“ Personen, die die Sorge hätten, sich mit dem Virus infiziert zu haben, sollten sich nicht in ein Wartezimmer setzen, sondern vorher ihren Arzt anrufen.

Für eine Grippeschutzimpfung sei es zwar Ende Februar schon recht spät, aber „wir reden sie unseren Patienten nicht aus“, so der Wuppertaler Mediziner. Der Impfschutz gegen die Influenza könne verhindern, dass eine Person innerhalb weniger Wochen zwei Virus-Erkrankungen durchlaufe. Auszuschließen sei dieser Fall jedoch nicht.

Eine weitere Verbreitung des Coronavirus sei zu erwarten, ein Ende des Problems derzeit noch nicht absehbar, so der Mediziner. Die aktuellen Maßnahmen wie zum Beispiel die vorübergehende Schließung von Schulen und öffentlichen Gebäuden im Kreis Heinsberg, wo ein Fall aufgetreten ist, dienten dazu, Zeit zu gewinnen.

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