Jugendarbeit : Röttgen: Corona schränkt die offene Jugendarbeit ein
Uellendahl. Seit September gibt es in der Einrichtung eine neue Leitung. Anna Winter (33) hat die Aufgabe in einer schwierigen Zeit übernommen.
An der Wand im Jugendzentrum Röttgen hängen Fotos von den diesjährigen Sommerferienaktionen. Lachende Kinder sind darauf zu sehen - allerdings deutlich weniger als sonst. Auch der Billardtisch im großen Raum sieht ziemlich verwaist aus. Gespielt werden darf an ihm aktuell nicht mehr. Die Öffnungszeiten sind ebenfalls gestrafft worden: Zwei jeweils anderthalbstündige Zeitfenster stehen täglich für Kinder und Jugendliche zur Verfügung - und die Zahl der jungen Besucher ist auf maximal zehn begrenzt. „Mit vorheriger Anmeldung“, erklärt Anna Winter.
Seit September ist die 33-Jährige Leiterin der Einrichtung. Genauer Teil der „Doppelspitze“. Denn das Jugendzentrum Röttgen hat sowohl eine kirchliche Leitung, eben Winter, als auch eine städtische: Lena Bökenheide, die bereits seit 2002 am Röttgen arbeitet. Helene Weizel, seit 2013 dabei, und Tom Zimmermann, der insgesamt drei Jugendzentren in der Stadt unterstützt, komplettieren das Team, das Winter den Start in einer gerade für die Jugendarbeit schwierigen Zeit sicher erleichtert hat.
Dass nun zum Beispiel eine Anmeldung erforderlich sei, schrecke manche Jugendliche schon etwas ab. Viele seien einfach spontan in die Einrichtung gekommen, „weil sie wussten, die ist ja auf“. Ihnen sei es gar nicht so sehr um die Angebote gegangen, sondern einfach darum, sich zu treffen. „Sehen und gesehen werden“, beschreibt es Weizel. Es bestehe schon die Gefahr, „dass wir einige Jugendliche verlieren“, sagen Winter und Bökenheide. Die offene Jugendarbeit sei momentan gar nicht mehr so offen.
Hinzu komme die ständige Selbstüberprüfung, erklären die Beteiligten: „Arbeiten wir noch corona-konform?“ Vieles habe sich geändert. Getränke werden zum Beispiel nur noch in Einwegbehältern ähnlich wie bei einem Wasserspender angeboten. Mit Spitze, damit die „Trinkgefäße“ gar nicht erst auf dem Tisch abgestellt werden und Kinder sie untereinander vertauschen können. Den Mittagstisch gebe es aktuell gar nicht mehr. Die Angebote seien insgesamt „verschulter“ geworden, viel reglementierter. Es sei ein „anderer Kontakt“ zu den Kindern und Jugendlichen als vor Corona, sagt Winter, die gebürtig aus Münster stammt, seit 2007 aber in Wuppertal lebt.
Viel Aufwand für
deutlich weniger Besucher
Man betreibe viel Aufwand, erklärt Bökenheide, für wenig Kinder. Zu den Ferienangeboten - in „normalen“ Jahren mit 55 Teilnehmern - waren diesmal nur zwölf erlaubt. Früher hätten bei den Angeboten auch viele Jugendliche ehrenamtlich geholfen. Darauf müsse man jetzt verzichten, um bei den streng begrenzten Teilnehmerzahlen Plätze freihalten zu können. Das gelte auch für die normalen täglichen Angebote.