Solidarität in der Corona-Krise : Mitarbeiter übernachten freiwillig in Wuppertaler Pflegeheim
Wuppertal Das Personal des Franziskushauses in Wuppertal will seine Bewohner schützen - deswegen greifen die Mitarbeiter zu ungewöhnlichen Maßnahmen.
Die Corona-Pandemie hat in den Alten- und Pflegeeinrichtungen der Stadt zu einer Vielzahl von Sicherheitsmaßnahmen geführt. Einen ganz konsequenten Weg geht dabei das Franziskus-Haus des Trägervereins Troxler Haus. Die rund 30 Mitarbeiter haben sich darauf verständigt, in zwei Schicht-Teams für jeweils eine Woche in dem Pflegeheim zu übernachten, um das Risiko der 20 Bewohner mit Behinderung möglichst gering zu halten. Christine Böll aus dem Vereinsvorstand betont: „Das war eine freiwillige Aktion. Wir haben keinen Druck ausgeübt.“
Die Mitarbeiter schlafen notdürftig auf Luftmatratzen in den derzeit ungenutzten Räumen der Tagesbetreuung. „Sie verlassen das Haus nicht einmal zum Einkaufen. Das übernehmen einzelne Kollegen, die bei dem neuen System aus familiären Gründen nicht mitmachen konnten“, sagt Böll. Man sei mit dem Experiment jetzt in der dritten Woche und die Stimmung sei noch gut. Von außen rein darf - wie in allen Alten- und Pflegeheimen - niemand mehr. „Die Mitarbeiter haben sogar selbst den Putzdienst übernommen.“
In den Wuppertaler Altenheimen, die zum größten Teil von den Trägern Caritas, Diakonie und Stadt betrieben werden, gelten seit einigen Tagen strikte Regeln. So sind alle Gemeinschaftsveranstaltungen wie Sing- und Spielnachmittage abgesagt worden, alle Mitarbeiter tragen Atemmasken. Die Stadt hat in fünf ihrer sieben Häuser, die noch keine Pförtner hatten, Personal aus einem städtischen Reservepool eingesetzt. Dort kontrollieren nun beispielsweise Bademeister die Eingänge. Das ist wichtig, denn externe Personen haben keinen Zutritt mehr. Susanne Bossy, Sprecherin der Caritas, sagt: „Wir lassen niemanden mehr ins Haus: keinen Friseur, Physiotherapeuten nur in dringenden Notfällen.“ Stadtsprecherin Martina Eckermann berichtet: „Ausnahmen gibt es auch, wenn Angehörige eine Person besuchen möchten, die im Sterben liegt.“ Dann betreten die Besucher das Haus mit Schutzausrüstung.
Gemeinsames Essen in den Wohngruppen umstritten
Die Besucher haben innerhalb ihrer Wohnbereiche allerdings noch Kontakt zueinander - etwa beim gemeinsamen Essen. Von der Stadt heißt es, dass das Essen „möglichst in den eigenen Zimmern eingenommen werden soll“. Doch Sprecherin Martina Eckermann betont, dass gerade Demenzkranke einen hohen Bewegungsdrang haben. Caritas und Diakonie dulden das gemeinsame Essen innerhalb der Wohngruppen.
Das findet Christof Henn bedenklich. Seine Schwiegermutter wohnt im Augustinus-Stift Ostersiepen und leidet an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) und gehört damit zur Corona-Risikogruppe. Er sagt: „Wir waren überrascht, als wir erfahren haben, dass die Bewohner zusammen im Wohnbereich essen. Das besorgt uns in der jetzigen Situation schon.“ In einem Wohnbereich der Caritas leben jeweils rund 30 Menschen.