Gastronomie in Wuppertal Auflagen machen Restaurants schwer zu schaffen

Wuppertal · Die erste der Lockerung in der Gastronomie: Viele Betriebe in Wuppertal zögern noch mit der Öffnung — und die, die aufhaben, hadern mit Bestimmungen.

 Milena Ingala bedient im Laurenz an der Friedrich-Ebert-Straße Pina Sorgente und Heike Jopp (r.).

Milena Ingala bedient im Laurenz an der Friedrich-Ebert-Straße Pina Sorgente und Heike Jopp (r.).

Foto: Fries, Stefan (fri)

Endlich wieder ein Bier zusammen trinken und etwas Leckeres im Restaurant essen: Für viele Wuppertaler war es genau das, was sie in der Corona-Krise am meisten vermissen. Und auch die Gastronomie, die zum Teil seit März ohne Umsatz dastand, wartete auf Kundschaft. Seit Montag dürfen die Betriebe – wenn auch eingeschränkt – wieder öffnen. Doch Freudentänze bleiben aus. Die Auflagen, so der Tenor, lassen echte Gastronomie kaum zu. Atmosphäre für die Gäste und Umsatz für die Läden bleiben, so die erste Bilanz, auf der Strecke. Und es sei auch noch völlig unklar, wie lange die Einschränkungen bestehen bleiben.

Von Euphorie will Jörg Eckhardt Kuznik, Vorsitzender der IG Luisenstraße, deshalb nicht sprechen. Auch wenn, so seine Vermutung, bis Ende der Woche nach und nach weitere Betriebe öffnen werden. Nicht nur für die Gastronomen sei die Situation schwierig, sondern auch für die Gäste. Manche Auflagen sind für ihn nicht nachvollziehbar, zum Beispiel die Erfassung der Daten. „Warum nur in der Gastro und nicht im Baumarkt?“, fragt er. Kunden würde es abschrecken, ist er überzeugt. Und mit dem Datenschutz seien solche Maßnahmen ebenfalls nicht vereinbar.

Aufgrund der Abstandsregel sinkt die Zahl der Plätze deutlich

Aufgrund von Corona, ist er sicher, würden zudem viele Gäste eher vor dem Laden stehen und nicht drinnen sitzen. Gerade im Luisenviertel — Stichwort Lärmdiskussion — könnte das ein heikles Thema werden. Zudem habe er den Eindruck, dass einige Gäste erstmal nur „gucken“ kommen. „Ist mein Wirt, meine Kneipe noch da?“ Ähnliche Erfahrungen hätte auch der Einzelhandel gemacht, der auch noch weit weg von den Umsätzen vor der Krise sei. Die Gastro könnte diese aufgrund der Abstandsregeln ohnehin kaum erreichen.

706 Gastronomiebetriebe gibt es laut Dehoga in der Stadt. Wer die Sozialen Medien und die Seiten der Wuppertaler Gastronomen durchforstet, findet einige, die auf eine Öffnung noch verzichten. Von „schwierigen Bedingungen“ ist die Rede. Fragen werden gestellt, ob es sich unter den Umständen überhaupt lohnt, wieder zu öffnen. Das „Katzengold“ im Luisenviertel arbeitet, wie es bei Facebook heißt, an einem „schönen Schlachtplan, um es Euch/ uns so angenehm und sicher wie möglich gestalten zu können, sodass Ihr Euch wieder bei uns sicher und wohlfühlen könnt“.

Auch bei Thorsten Just, Wirt des Jäger 90 in Wichlinghausen, bleibt die Küche erstmal kalt. „Zum einen blicken wir mit Sorge auf die Fülle an Lockerungen, zum anderen sind wir, trotz einer Reduzierung um mehr als die Hälfte der Sitzplätze, nicht in der Lage, die Abstandsregeln für Durchgänge einzuhalten. Wir arbeiten weiter an einem Jäger-Hygiene-Konzept, das uns eine verantwortungsvolle und wirtschaftlich tragbare Öffnung ermöglicht.“

Die Abstände seien das größte Problem, sagt Michel La Novara, Besitzer des Restaurants „Zur alten Bergbahn“. Seit Montag hat er aber wieder auf. Er habe „überlegt und gerechnet“. Statt 20 Tischen innen sind es nun nur noch zwölf. Sein Vorteil: Der Außenbereich. Zwar kommt er da auch nur auf die Hälfte der Plätze vorher, „aber immerhin auf 90“. Der Betrieb, ist er ehrlich, sei aber noch lange nicht kostendeckend. Auch bei den Gästen müsste es sich wieder herumsprechen. „Alles muss sich einspielen.“

Von der Dehoga gebe es einen Maßnahmenkatalog. Eindeutig sei der nicht, sagen viele. Den Schwarzen Peter sehen sie aber weniger beim Dachverband als beim Land, das die „schwammigen“ Regeln aufgestellt habe. Auch Isabel Hausmann von der Dehoga Nordrhein sieht die Verordnungen kritisch. „Es bleiben mehr Fragen offen, als dass sie beantwortet werden.“ Es gebe eine Rechtsunsicherheit, „so kann man eigentlich nicht arbeiten“. Hausmann berichtet von einer Flut von Anfragen. „Sogar Brautpaare wenden sich an uns, ob wir ihnen nicht Auskunft geben könnten.“

Hauptziel müsse sein, betont sie, einen zweiten Shutdown zu verhindern. Das würden die Betriebe nicht überleben. In einem Schreiben an ihre Mitglieder heißt es deshalb: „Wir appellieren an Sie, im eigenen Interesse die Hygieneregeln strikt umzusetzen und die Gäste zu zwingen, diese einzuhalten.“

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