Christkind beschert uns einen neuen Bahnhof von Wolke 7

WZ-interview: Nicht Oberbürgermeister oder WSV-Kicker sind in diesen Tagen angesagt, sondern Weihnachtsmann und Christkind. Letzteres hat zu Wuppertal viel zu sagen.

Liebes Christkind, ist das die korrekte Ansprache? Sie kommen ja ziemlich viel herum in diesen Tagen. Schön, dass es Sie auch wieder in Wuppertal vorbeischauen, um Präsente zu verteilen. Die Stadt bekommt ja sonst nichts geschenkt.

Christkind: Das stimmt ja so auch nicht ganz. Unseren himmlischen Kassenverwalter habe ich erst vor wenigen Tagen angewiesen, 13Millionen Euro über dem Tal abzuwerfen. Sind die noch nicht angekommen?

Ach, Sie meinen das zu viel in den Osten überwiesene Geld. Wir haben noch nichts davon gesehen.

Christkind: Das merkt man. In Ihrer Stadt müsste Einiges investiert werden. Wenn ich mich da im Osten dieses Landes umblicke. Blühende Landschaften und kein Schlagloch in den Straßen ...

Ihr Hinweis auf ausstehende Investitionen wird dem Oberbürgermeister nicht gefallen. Der ist doch so stolz darauf, dass es unter seiner Führung mit Wuppertal wieder vorangeht.

Christkind: Das mag ja sein, aber wer in dieser Stadt ankommt, der will doch gleich wieder wegfahren. Im Hauptbahnhof habe ich mir mein weißes Gewand verdreckt und als ich diesen fürchterlichen unterirdischen Tunnel gesehen habe, war ich heilfroh, Flügel zu haben.

Zugegeben, der Döppersberg ist als Eingangstor zu einer Großstadt eine Schande. Aber unser Oberbürgermeister hat versprochen, schon 2009 mit der Verschönerung zu beginnen - quasi als Wahlkampfgeschenk.

Christkind: Ach, verteilt der auch Geschenke?

Zumindest kündigt er es immer wieder an.

Christkind: Dann ist er wohl so etwas wie der Wuppertaler Weihnachtsmann. Naja, ich bin jedenfalls verlässlich, wenn es um gute Gaben geht.

Da fiele uns ne Menge ein. Können wir einen Wunsch äußern?

Christkind: Nur einen?

Also der Döppersberg wird ja bald schöner, aber der böse Minister Tiefensee in Berlin will unseren Bahnhof nicht modernisieren. Hätten Sie da nichts im Angebot?

Christkind: Hören Sie mir bloß auf mit der Bahn. Was glauben Sie, warum Kollege Weihnachtsmann auf den Rentierschlitten umgestiegen ist? Mit der Bahn lassen sich doch keine Termine einhalten. Ich will mal sehen, was sich machen lässt. Vielleicht finde ich noch einen Bahnhof auf Wolke 7, den können Sie dann gerne haben.

Das klingt so nach Gebrauchtwarenhaus. Als ob bei uns nicht gebaut würde. Haben Sie schon gesehen, was sich in Elberfeld alles tut?

Christkind: Selbstverständlich, das ist toll und sieht bestimmt einmal aus wie in einem richtigen Großstadtzentrum. Und damit nicht genug, auch auf den Höhen ist schon bald nicht mehr über allen Wipfeln Ruh’. Da bekommen Sie einen richtig modernen Jugendknast.

Und darüber sollen wir uns freuen?

Christkind: Natürlich, betrachten Sie doch nur einmal den Bevölkerungsschwund in Ihrer Stadt. Zu viele Menschen kehren Wuppertal den Rücken, und Wuppertal schafft es nicht, sie alle aufzuhalten. Zurück bleiben viele ältere Wuppertaler. Mit dem Jugendgefängnis aber kommen endlich viele junge Menschen in die Stadt - und das Schönste ist, die ziehen so schnell nicht wieder weg. Man muss das eben positiv sehen. Ich bin darin Spezialistin.

Wir freuen uns über jeden, der positiv denkt. Wir strotzen zum Beispiel alle Jahre wieder vor Optimismus, wenn wir den WSV schon in der 2. Liga sehen. Könnten Sie da Ihren Einfluss nicht auch geltend machen?

Christkind: Ich bin schon kräftig dabei und habe ganz viele goldene Fußbälle auf Vorrat gekauft, weil man ja nie genau weiß, welcher Trainer gerade beschert werden muss. Aber egal. Jetzt spielt der WSV erst einmal gegen die Bayern. Und da ich aus Nürnberg komme, lasse ich den himmlischen Glanz über Wuppertal erstrahlen. Schade ist nur, dass die Hartz-IV-Empfänger das Spiel nicht sehen können, weil die ja Ihr Stadion fertigbauen müssen.

Wir müssen uns ja auch beeilen, schließlich blickt 2008 ganz NRW auf Wuppertal, und dem Land sollen doch keine Bauschutt-Haufen im Stadion vorgesetzt bekommen.

Christkind: Sie meinen den NRW-Tag. Ja, ich habe dunkel davon gehört. Alle Nordrhein-Westfalen sollen sich also im August in Wuppertal versammeln. Das muss Ihnen aber auch jemand sagen. Ich seh’ schon, das bleibt wieder mal an mir hängen. Aber ich will Ihnen die Freude machen und die frohe Botschaft im Land verkünden. Ich komm’ ja ziemlich viel rum, wie Sie wissen.

Liebes Christkind, vielen Dank für das Gespräch und frohe Weihnachten.

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