Chemiker verblüffen mit Experimenten

Die traditionelle Weihnachtsvorlesung der Naturwissenschaftler überraschte immer wieder mit spannenden Effekten.

Wenn schon Weihnachtsvorlesung der Chemie, dann auch mit Weihnachtsmann. Die Veranstaltung an der Uni Wuppertal startete deshalb mit einem kräftigen „Ho-Ho-Ho“. Damit kamen gleich drei Weihnachtsmänner zur Tür herein. „Seid ihr denn auch fleißig zur Chemie-Vorlesung gegangen?“, fragten sie. Der Saal, voll besetzt mit Studenten wie Nicht-Studenten, Erwachsenen und Kindern, prustete los.

Keine Sorge. Auch wer nicht brav gewesen war, durfte sitzen bleiben und sich die Experimente zum Thema „Feurige Weihnachten“ anschauen. Denn in den rot-weißen Kostümen steckten der Göttinger Chemieprofessor Dietmar Stalke und seine beiden Assistenten. Eingeladen vom Wuppertaler „JungChemikerForum“ (JCF), verblüffte das Wissenschaftler-Trio sein Publikum. Nicht mit Zaubertricks, sondern durch Einsatz von Stoffen, Tinkturen, Reagenzglas und Bunsenbrenner. „An diesem Abend sollen Sie nur staunen, nichts lernen“, sagte Stalke. „Hier geht es nicht um Punkte, sondern nur um Spaß.“ Falls jemand doch etwas lerne, fügte er hinzu, sei das ja auch nicht schlecht.

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Wie im Labor blubberte und zischte es in der nächsten Stunde immer wieder. Stand ein richtig lautes Experiment an, warnte Stalke mit „Ohren zu, Maul auf!“. Er brauchte nur wenige Sekunden und eine Wunderkerze, um eine Batterie Luftballons platzen zu lassen. Nachdem er eine Dose namens „Böllerbüchse“ mit Wasserstoff gefüllt hatte, hörte man erst nur einen hohen sirrenden Ton. „Auch die Frequenz will uns was sagen“, erklärte der Experimentator — und da flog der „Böller“ kurz, aber heftig in die Luft.

Dietmar Stalke, Chemieprofessor

Was fürs Auge gab es ebenfalls reichlich. Sogar Wuppertaler Wahrzeichen waren dabei. In seiner „Weihnachtsbäckerei“, wie Stalke es nannte, mischte er einen dicken Brei zusammen. Unter Lichteinwirkung gab dieser das Bild des Elefanten Tuffi frei, der aus der Schwebebahn springt. Eine Rose, mit flüssigem Stickstoff behandelt, zersplitterte wie Glas. Das war noch harmlos im Vergleich zum Baguette, das Stickstoff und Sauerstoff ausgesetzt wurde und danach lichterloh brannte. „Werfen Sie Ihr altes Baguette nicht weg“, empfahl Stalke und verzog dabei keine Miene. „Daraus können Sie eine schöne Fackel machen.“

Prächtig sah es aus, als der Professor und Assistent Nico Graw im verdunkelten Hörsaal mehrere Flüssigkeiten in eine Glasspirale schütteten. Die Mischung leuchtete abwechselnd blau, grün und gelb. „Luminol“, flüsterten sich einige Studenten zu. Dass diese chemische Verbindung nicht nur für Farbspiele gut ist, klärte sich nach der Vorlesung. Auf Nachfrage erklärte Stalke, dass Kriminalisten mit Luminol Blutspuren nachwiesen.

Gold machen war der große Traum der mittelalterlichen Alchemisten. Diesen Traum konnte Stalke zwar nicht wahr machen, aber „wir machen aus Wasser Wein. Das ist für Chemiker überhaupt kein Problem“. Cola aus Wasser ging genauso gut — und Bier sowieso. Dessen Echtheit bewies er, indem er Zuschauer davon kosten ließ. Vielleicht etwas viel Hopfen, lautete seine Einschätzung. Sonst sei der Geschmack aber in Ordnung.

Wie wichtig ihm das Thema Verwandlung war, zeigte sich, als er Kristina Holzschneider vom „JungChemikerForum“ zur Assistentin machte. Ihre Aufgabe war, alle paar Minuten eine große Flasche zu schütteln. Auf die Bewegung reagierte die Flüssigkeit, indem sie sich jedes Mal dunkelblau färbte.

Dass zu einer Weihnachtsvorlesung auch eine Bescherung gehört, wusste Stalke natürlich auch. Die Zeit zwischen zwei Versuchen nutzte er, um Tüten mit Gummibärchen zu verteilen. Ergebnis eines anderen Experiments waren silberne Christbaumkugeln, über die sich gerade die Kinder im Publikum freuten.

Nur mit einem Einfall brachte der gut gelaunte Chemiker wohl alle aus dem Konzept. Ein Raunen ging durch den Saal, als er mit einer kleinen, aber täuschend echt aussehenden Kanone ins Publikum zielte. Tatsächlich war diese Aktion — wie die ganze Weihnachtsvorlesung — nicht wirklich ernst gemeint. Die Tischtennisbälle, die die Kanone abschoss, taten jedenfalls niemandem weh.

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