Stadtentwicklung Hardt: Initiative spricht von Schildbürgerstreich

Hardt. · Die Abriss-Gegner sehen sich bestätigt und kritisieren die Stadt scharf. Forderung: Auch das Gies-Relief soll an Ort und Stelle bleiben.

 Eine Luftaufnahme der ehemaligen Justizschule auf der Hardt aus den 1960er Jahren.

Eine Luftaufnahme der ehemaligen Justizschule auf der Hardt aus den 1960er Jahren.

Foto: Archiv Andreas Boller

Zu Kreuze kriechen musste in dieser Woche die Stadtverwaltung. Am Montag räumte sie offiziell das Planungschaos rund um den geplanten Abriss der alten Pädagogischen Hochschule auf der Hardt ein. Das Ergebnis: Die Arbeiten sind erstmal gestoppt, der Umzug des Ganztagsgymnasiums Johannes Rau und der Gesamtschule Else Lasker-Schüler verzögern sich um mindestens eineinhalb Jahre (die WZ berichtete). Die Initiative, die seit längerem für den Erhalt der ehemaligen PH kämpft, sieht sich in ihren Bedenken bestätigt und spricht von einem „Schildbürgerstreich ersten Ranges“.

Niemandem von der Stadt sei zu vermitteln gewesen, „trotz Gutachten und Erklärungen etlicher Fachleute, dass sie dabei ist, ein wertvolles Gebäude abzureißen, statt Bauen oder Renovieren im Bestand zu veranlassen und dort mindestens zwei renovierungsbedürftigen Schulen einen vorübergehenden Standort zu bieten“.

Nach so vielen Versuchen, „der Stadt die Wichtigkeit dieses Gebäudes sowohl in geistiger Hinsicht (Demokratie-Entwicklung nach der NS-Diktatur), als auch in künstlicherischer Hinsicht (Kunst am und im Bau in den 1950er Jahren) nahezubringen, kommt zutage, dass der Abriss einfach mal so stattfindet, man kann nur sagen: Auf Teufel komm raus!“, heißt es in einer Stellungnahme der Initiative, unterzeichnet von Sieglinde Kaßbaum, Brigitte Alexander (Vorsitzende Förderverein Historische Parkanlagen Wuppertal) und Uli Klan (Armin T. Wegner Gesellschaft).

Forderung: Gies-Relief
muss in der PH erhalten bleiben

„Denn was nach dem Abriss dort sein wird, weiß niemand, schon gar nicht der Rat der Stadt Wuppertal. Oder vielleicht doch?“, fragt die Initiative. „Denn warum sind die 300 Container für Sommer 2021 nicht bestellt, wo sind die Baupläne, wo eine Kostenkalkulation?“

Auch dass nach Aussage der Initiative praktisch kein großes Bauschild auf der Hardt über das informiert habe, was die Stadt vorhabe, verärgert die Initiative und spreche für „Intransparenz“. Das zuletzt arg in der Kritik stehende städtische Gebäudemanagement hatte hingegen vor einigen Wochen auf WZ-Anfrage noch erklärt, dass große Bauschilder noch nicht notwendig gewesen seien, weil der eigentliche Abriss noch nicht begonnen habe und aktuell nur die Asbestsanierung laufe.

Die Sorge der Initiative ist aber weiterhin, dass – wenn die PH einmal abgerissen sein sollte – damit Platz für Wohnbebauung geschaffen werde. Die Stadt „will nur abreißen, um irgendwann den Bauplan für 1-A-Wohngebäude aus der Schublade zu ziehen, der seit 2014 dort lagert“, so der Vorwurf.

Entsprechende Pläne gebe es aktuell nicht, hatten Stadt und Politik immer wieder betont. Allerdings ist das der Stand jetzt. Schließlich geht es um einen Zeitpunkt in wohl ferner Zukunft: Für beide Schulen allein ist eine Sanierungsdauer von sechs Jahren angesetzt. Ob sie überhaupt noch auf die Hardt umziehen nach der jetzt bekanntgewordenen Verzögerung, scheint fraglich.

Eine Nachfolgenutzung des alten PH-Geländes in so weiter Vorausschau kann aber aktuell weder der amtierende Oberbürgermeister noch der Rat steuern, hieß es. Das wäre Aufgabe der Gremien nach der nächsten Kommunalwahl. Die Initiative befürchtet aber, dass mit dem Abriss schon jetzt Weichen gestellt werden könnten.

Der ist allerdings seit Montag praktisch ausgesetzt. Man müsse komplett neu planen, heißt es aus dem Rathaus. Das GMW müsse aber alle Arbeiten sofort stoppen, fordert Brigitte Alexander gegenüber der WZ. Das gelte auch für den Ausbau des Gies-Wandreliefs. „Es muss an Ort und Stelle bleiben.“

Für die Initiative, die den Umgang mit der Kunst kritisiert, bleibt die ehemalige PH, die später als Landesjustizschule genutzt wurde, „eines der bedeutsamsten Gebäude der Nachkriegsgeschichte NRWs“. Das sieht das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland allerdings anders. Im Dezember bestätigte die Behörde noch einmal die Einschätzung von 2014, wonach die Gebäude nicht unter Denkmalschutz fallen. Hauptgrund sei, dass seit dem Bau Ende der 1950er Jahre zu viele Veränderungen an der Bausubstanz vorgenommen worden seien.

Eigentümer der Schule war bis vergangenes Jahr der Bau- und Liegenschaftsbetrieb, der, so der Vorwurf, aber gerade in den vergangenen Jahren nicht mehr viel in die Immobilie investierte. est

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