Cern-Physiker bei UniTal: Forschung ganz nah am Urknall

Professor Peter Mättig gehört zur Europas Top- Wissenschaftlern. Morgen ist er Gast der Vortragsreihe UniTal.

Wuppertal. Es zählt zu den spektakulärsten Experimenten überhaupt, es ist ein Paradebeispiel für die international vernetzte Wissenschaft, beteiligt ist die größte Experimentiermaschine aller Zeiten - und das alles geschieht nur, um winzigen Teilchen auf die Spur zu kommen, die Aufschluss über den Zustand des Universums nach einem Bruchteil einer Sekunde geben können. Gemeint ist das Atlas-Experiment am Forschungszentrum Cern in Genf, in dem in einem gigantischen unterirdischen Teilchenbeschleuniger Protonen aufeinander gejagt werden - in der Hoffnung, das Geheimnis um das Entstehen allen Seins zu lüften.

Als der Large Hadron Collider (LHC) angefahren wurde, war das für die beteiligten Wissenschaftler so spannend wie der Start einer Raumfähre. In diesem Moment entscheidet sich, ob jahrzehntelange Forschungsarbeit belohnt wird oder die Wissenschaftler um Jahre zurückgeworfen werden. Einer, der am Cern mit seinem Team seit vielen Jahren an entscheidender Stelle mitwirkt, ist der Wuppertaler Experimentalphysiker Professor Peter Mättig. Er ist am morgigen Donnerstag zu Gast bei der Vorlesungsreihe UniTal und verspricht einen spannenden Ausflug in die Welt der kleinsten Teilchen und der großen Forschung ganz nah am Urknall. Denn genau dem wollen sich die Wissenschaftler am Cern annähern. Was geschah in der ersten Sekunde nach dem Ur-Ereignis, was bildete die Grundlage für die Entstehung des Universums, der Erde und letztlich der Menschen?

Gewissermaßen wird also in dem unterirdischen Beschleunigungs-Rundkurs der Urknall nachgestellt - im Kleinen natürlich. Was geschieht, wenn die Protonen-Bündel, die kleiner sind als ein menschliches Haar, aufeinandertreffen, wird in diversen Theorien beschrieben. Aber den Nachweis dafür liefern wollen erst Mättig und seine Mitstreiter aus allen Teilen der Welt.

Voraussetzung dafür ist unter anderem Fachwissen und Spitzentechnologie. Beides kommt auch aus Wuppertal. An der Bergischen Universität wurde der sogenannte Pixel-Detektor entwickelt. Seine Aufgabe ist, die Teilchen, die bei der Protonen-Kollision entstehen, aufzufangen. Die dabei entstehenden riesigen Datenmengen werden an Super-Computer rund um den Erdball zur Auswertung geschickt. Einer davon steht in Wuppertal.

Was am Cern passiert, ist ein Wissenschafts-Abenteuer der Superlative, eine mitunter aufreibende Detailarbeit und ein Vorstoß auf Neuland - auch in technischer Hinsicht. "Unser Detektor funktioniert - besser als wir je vermutet hatten. Aber wir sind selbst noch dabei, ihn kennenzulernen, zu erfahren, was er wirklich leisten kann", erklärt Mättig. Deshalb werden die Protonen-Bündel mit immer höherer Geschwindigkeit auf Crash-Kurs geschickt, bringt das Experiment Mensch und Maschine immer näher an die Grenze der Belastbarkeit, wird immer mehr Druck ausgeübt, um die berühmte Stecknadel im Heuhaufen zu entdecken. "Aber wir werden etwas finden. Wir müssen nur abwarten und weitermachen." Da ist sich Mättig ganz sicher.

Was ihn so zuversichtlich macht und warum sich die Wuppertaler am Atlas-Experiment 100 Meter unter Schweizer Boden beteiligen, erklärt er morgen Abend ganz überirdisch in der CityKirche Elberfeld am Kirchplatz. Seine Reise auf der Suche nach dem Beginn des Universums ist Physik und Philosophie zugleich und auf jedem Fall so spannend wie ein WM-Spiel mit deutscher Beteiligung.

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