Catriona Morison brilliert im Opernhaus

Beim Liederabend zeigte sich die Sängerin in allen Lagen traumwandlerisch sicher.

Catriona Morison brilliert im Opernhaus
Foto: Stefan Fries

Die Gerüchteküche hat nicht immer Recht. Es wird gemunkelt, dass Mezzosopranistin Catriona Morison die Wuppertaler Oper verlässt. Das stimmt nicht. Es wurde nur ihr Vertrag weg von einer Festanstellung hin zu einem „Residenzvertrag“ geändert. Solch ein Kontrakt beinhaltet ein festes Engagement über mehrere Wochen beziehungsweise Monate einer Spielzeit. So kann sie nämlich zudem andere auswärtige Verpflichtungen wahrnehmen. Es liegt auf der Hand, dass es viele Angebote und Einladungen nach ihrem grandiosen Abschneiden beim renommierten Gesangswettbewerb „Cardiff Singer of the World“ im vergangenen Jahr — erste Preise in den Kategorien Lied und Oper — gibt. Sie ist also nach wie vor ans Haus gebunden.

Morisons Liederabend im ausgezeichnet besuchten Kronleuchterfoyer des Opernhauses kurz vor Beginn der Theaterferien war also mitnichten ein Abschiedskonzert. Direkt nach der Sommerpause übernimmt sie die große Partie der Charlotte in Jules Massenets Oper „Werther“, die als Eröffnungsveranstaltung der Wuppertaler Bühnen konzertant am 8. September in der Stadthalle auf die Bühne gehoben wird.

An diesem Abend glänzte sie erst einmal mit exzellenten Vorträgen anspruchsvoller Lieder: die sechs Lieder op. 48 von Edvard Grieg, von Johannes Brahms zehn seiner vielen Lieder, die fünf Lieder nach „Gedichten der Königin Maria Stuart“ op. 135 aus der Feder von Robert Schumann, Erich Wolfgang Korngolds fünf Lieder op. 38 und zwei schottische Lieder von Claire Liddell.

Textlich und musikalisch stecken in ihnen eine Unmenge an Emotionen, Stimmungen und Erzählungen. Um diesen großen Gehalt glaubhaft vermitteln zu können, bedarf es einer reifen Stimme. Und über solch ein Rüstzeug verfügt Morison absolut. Traumwandlerisch sicher war sie in allen Registern zu Hause. Selbst in den tiefsten und höchsten Regionen — ob leise oder laut — hörten sich ihre Gesänge natürlich-gelöst an. Auch große Intervallsprünge beherrschte sie reibungslos.

So tauchte sie höchst packend ein in Stimmungen von himmelhoch jauchzend bis hin zu Tode betrübt, betete glaubhaft oder gab sich erfrischend keck.

Ebenso beeindruckte Studienleiter Michael Cook am Flügel. Seine sensible Begleitung ließ keine Wünsche offen. Natürlich gab es nach dem frenetischen Schlussapplaus eine Zugabe, den Song „One Man Band“. Und Claire Liddells „Comin’ Thro’ The Rye“ gab es als Wiederholung noch obendrauf.

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