Casting: TiC suchte die Supertalente

Am Sonntag hat das Cronenberger Theater zum zweiten Mal in diesem Jahr zum Vorsprechen eingeladen.

Cronenberg. Statt das Pina Bausch-Stück "Sweet Mambo" zu besuchen, sitzt Soeren Keup seit zwei Stunden im Café des Theaters in Cronenberg und wartet darauf, dass sein Name für die zweite Casting-Aufgabe aufgerufen wird. Am Sonntag hatte das TiC zum offenen Casting geladen. Für die kommende Saison sucht das Amateurtheater neue Laiendarsteller. Rund 15 Interessierte stellten sich den beiden Theaterleitern Ralf Budde und Stefan Hüfner vor. Da Choreographin Dana Großmann krank war, bestand das Casting nur aus zwei Prüfungen: Budde testete die schauspielerischen Qualitäten der Bewerber und Hüfner das musikalische Talent.

Erstere stellte Soeren Keup mit einem Monolog aus Shakespeares Hamlet unter Beweis. "Sprechtheater - das ist mein Ding", ist der 21-Jährige von sich überzeugt. In einem Stück von Folkwang-Absolventin Hanna Barczat spielte Keup bereits mit. Auch in Pina Bauschs Kontakthof für Jugendliche hatte er einen Part. Dass einige Schauspielschulen ihn wegen zu "tänzerischer" Bewegungen auf der Bühne abgewiesen haben, hält den jungen Mann indes nicht davon ab, an sich zu glauben - im TiC ist Keup dennoch nervös, versucht sich mit Zeitunglesen abzulenken, redet mit anderen Bewerbern.

Die schlagen sich gar nicht so schlecht. Überglücklich kommt Ina Schall ins Theater-Café gestürmt. Ihrem Freund fällt sie in die Arme. Stundenlang hatte er an der Seite von Ina ausgeharrt, sie moralisch unterstützt. "Die Aufregung hat mir den nötigen Kick gegeben", ist sich Ina sicher. Als Einzige hatte sie zum vorgegebenen Text - ein Gedicht über ein Reh - Bewegungen improvisiert. Das hat überzeugt, Ralf Budde könne sich einen Part für sie gut vorstellen, sagt die 21-Jährige.

Ob Ina wirklich auf der Bühne des TiC stehen wird, erfährt sie an diesem Abend nicht. Erst in den kommenden Wochen werden Budde und Hüfner das Programm für die kommende Saison endgültig zusammenstellen. Dann werden sie wissen, welche Rolle das aktuelle Ensemble nicht besetzen kann. Große Hoffnungen macht sich auch Rita Böll. Sie ist 55 Jahre alt und könnte sich eine schrullige Rolle für sich gut vorstellen: "Als Grundschullehrerin spiele ich jeden Tag ein bisschen Theater", sagt Böll. Mit ihren Schülern hat sie bereits die ein oder andere Theateraufführung auf die Beine gestellt - da waren ihre Schützlinge die Stars. Im TiC würde sie gerne selbst auf der Bühne stehen.

Das möchte auch Soeren: Singen gehört zwar nicht zu seinen Talenten, stellt sich im Musikraum bei Stefan Hüfner raus, aber die Töne trifft er ganz passabel: "Eine Grundvoraussetzung für das Theater", so Hüfner. Da ist Soeren in Gedanken aber schon wieder bei der Probe für die nächste Aufnahmeprüfung in München.

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