Caritas: Ex-Polizeipräsident kritisiert Vorstand massiv

Joachim Werries tritt aus dem Aufsichtsrat zurück — Stadtdechant Kurth sieht nun den „Weg in die Zukunft frei.“

Wuppertal. Im Caritasverband Wuppertal/Solingen rumort es. Der ehemalige Wuppertaler Polizeipräsident Joachim Werries hat seine Mitgliedschaft im Caritasrat beendet und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Geschäftsführung des Verbandes.

In einem Brief an Stadtdechant Bruno Kurth erklärte Werries unter anderem, dass er Zweifel an der Führungs- und Leitungsverantwortung von Geschäftsführer Christoph Humburg habe. Diesen Vorwurf belegt Werries mit diversen Beispielen. So sei die Kommunikation bei Projekten mit der Stadt schlecht gelaufen und habe das Verhältnis der Stadtspitze zum Caritasverband getrübt. Die Verabschiedung der Präsenz aus Beyenburg sei zudem kein „Ruhmesblatt“ und hätte anders gelöst werden können.

Werries führt in seinem mehrseitigen Brief Arbeitsgerichtsprozesse des Caritasverbandes gegenüber langjährigen Mitarbeitern an und konstatiert: „In Teilen der Belegschaft in Wuppertal gibt es große Ängste und Verunsicherungen, die auf Personalentscheidungen der Geschäftsführung zurückgeführt werden.“ Er fügt an: „Das Vertrauen zur Geschäftsleitung ist beeinträchtigt und die Bereitschaft zur Identifikation mit dem Caritasverband hat Schaden genommen.“

Harsche Kritik übt Werries auch daran, dass der Caritasverband aus den Arbeitgeberverbänden ausgetreten ist. Dies habe eine „verheerende Signalwirkung“. Der ehemalige Polizeipräsident monierte außerdem, dass die Sitzverteilung im Caritasrat zwischen Vertretern aus Solingen und Wuppertal nicht dem Verhältnis der Einwohner und Katholiken entspreche.

Stadtdechant Kurth erklärte gegenüber der WZ, dass er den Rücktritt Werries für konsequent halte, da dessen Positionen im Caritasrat keine Mehrheit gefunden hätten. Der Rücktritt mache den Weg in die Zukunft frei. „Die Geschäftsleitung hat sich in den vergangenen Jahren immer an die Voten des Caritasrates gehalten“ sagte Kurth, räumte jedoch ein, dass es „Verunsicherungen und Fragen“ wegen der Fusion gegeben habe. Dies sei jedoch erledigt. Den Austritt aus den Arbeitgeberverbänden rechtfertigte er damit, dass die Mitgliedschaft viel Geld gekostet habe. „Die Kirche geht den dritten Weg“, sagte Kurth und stellte in Frage, ob ein Caritasverband Mitglied in einem Arbeitgeberverband sein müsse.

Caritas-Geschäftsführer Christoph Humburg sagte gestern: „Die Kritik macht mich betroffen.“ Er habe versprochen, dass die Fusion der Verbände ohne Kündigung über die Bühne gehe — was auch geschehen sei. Deswegen hält er den Vorwurf, dass es Angst in der Belegschaft gebe, für nicht gerechtfertigt. Es gebe zwar immer mal wieder Auseinandersetzungen zwischen Geschäftsführung und Mitarbeitern — seiner Einschätzung nach für einen Verband dieser Größe jedoch sehr wenige.

Der neue Caritasrat werde vier Mitglieder aus Wuppertal und drei aus Solingen haben, erklärte Humburg. Die beiden Stadtdechanten sind zudem geborene Mitglieder des Rates. Dieses Verhätnis habe der Rat selbst verabschiedet, eine falsche Gewichtung sei nicht erkennbar.

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