Kneipe Café du Congo: Vom Stundenhotel zum Szenetreff

Luisenviertel. · Das Café du Congo feiert seinen Geburtstag mit einer Party. Wirt Achim Brand blickte für die WZ auf die Geschichte der Bar zurück, die auf das „Goldene 118“ folgte.

 Achim Brand vor seinem Café du Congo. Dort sind für den nachhaltigen Kaffeegenuss auch Mehrwegbecher angesagt.

Achim Brand vor seinem Café du Congo. Dort sind für den nachhaltigen Kaffeegenuss auch Mehrwegbecher angesagt.

Foto: Fischer, A. (f22)/Fischer, Andreas (f22)

Wenn am 31. März um 3 Uhr die Uhr eine Stunde vorgestellt und damit (vielleicht zum letzten Mal) die Sommerzeit eingeläutet wird, dann geht es im Café du Congo an der Luisenstraße besonders heiß her. „Für uns ist die Zeitumstellung im Herbst und im Frühjahr immer der Anlass zum Feiern“, erklärt Wirt Achim Brand, der am 30. März auch gleichzeitig sein 13-jähriges Jubiläum als Gastronom des Traditionslokals feiert, das er zu dessen 25-jährigen Jubiläum übernommen hatte.

Straßenzug sollte für
Umgehungsstraße weichen

„Am 30. März nach dem traditionellen Wupper-Putz räumen wir zum Tanz die Gaststätte leer und hoffen, dass dann auch mit der Außengastronomie begonnen werden kann.“ Aber die große Sause beginnt schon am Mittag des 30. März mit einer „Austern-Matinee“, mit Jakobs-Muscheln, Bouillabaisse und lauwarmem gebeizten Gin-Tonic-Lachs aus der „ambitionierten Küche“, die das Lokal seit Jahren auszeichnet.

Seit 1981 gibt es das „Congo“, das einst Jean Louis Marie aus Paris und seine Lebensgefährtin Vita Kowalla eröffneten und damit zunächst nicht unbedingt den Geschmack derer trafen, die sich für den Erhalt der Häuserzeile an der Luisenstraße eingesetzt hatten. „Ursprünglich war nämlich geplant, den Straßenzug abzureißen und hier eine Umgehungsstraße zu bauen“, erinnert Achim Brand an die weisen Pläne der Stadtväter.

Doch das rief unter anderem den Kinderbuchautor Wolf Erlbruch und die Eltern des Wuppertaler Regisseurs Tom Tykwer auf den Plan, die sich viele Jahre in dem Vorgänger des „Congo“, der „Goldenen 118“ bei „Anni“, sehr wohl gefühlt hatten und das gastronomische Juwel erhalten wollten.

„Goldene 118“ (Baujahr 1850), das war seit 1905 ein Begriff im Tal der Wupper. Als Stundenhotel und Etablissement von zweifelhaftem Ruf allerdings nicht immer eine Zierde der Luisenstraße, doch unter der Regie von Wirtin Anni ein Hort gastronomischer Gemütlichkeit.

Als nun daraus das „Café du Congo“ werden sollte, rief das die einstige „Anni-Fraktion“ auf den Plan. „Wir wollen kein französisches Schicki-Micki-Lokal“ protestierten die einstigen Retter des vom Abriss gefährdeten Straßenzuges, wurden jedoch alsbald eines Besseren belehrt. Trotz der anspruchsvollen Küche und des französischen Namens war das Congo stets ein Treffpunkt von Nachbarn, Einheimischen, Künstlern, Kulturschaffenden und an den schönen Künsten interessierten Menschen.

„So ist das auch geblieben. Die Mitglieder des Tanztheaters und natürlich auch Pina Bausch selbst haben sich hier bei uns immer sehr wohlgefühlt“, berichtet Wirt Achim Brand stolz und weist auch darauf hin, dass es viele Besucher von auswärts gibt, die einen Besuch im Tanztheater, im Opernhaus oder in einem Konzert mit dem Besuch des Café du Congo verbinden. Vor allem in der warmen Jahreszeit, wenn zu den 35 Plätzen im Lokal auch noch etwa die gleiche Zahl von Gästen im Außenbereich sitzen und im Luisenviertel einen Hauch von Pariser Flair genießen dürfen. „Dann halten sich Wuppertaler, Nachbarn und Gäste von außerhalb zahlenmäßig die Waage.“

Dann muss Achim Brand auch bisweilen die Geschichte erzählen, wie das „Café du Congo“ zu seinem außergewöhnlichen Namen kam.

Spontaner Ausruf soll dem Lokal den Namen gegeben haben

„Jean Louis Marie war nach einem Besuch aus Paris zurückgekommen und fand im Gastraum ein heilloses Durcheinander von Tischen und Stühlen vor“. Wahrscheinlich in Unkenntnis kongolesischer Verhältnisse soll er: „Hier sieht es ja aus wie im Kongo“ gerufen haben. Und schon hatte die einstige „Goldene 118“ (die Hausnummer in der Luisenstraße) ihren neuen Namen.

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