Drogenhilfe Café Cosa an der Calvinstraße: Vermieter befürchten Kündigungen

Das Drogenhilfe-Café sorgt für Diskussionen. Vermieter spüren erste Konsequenzen. Die Mitarbeiter laden derweil zum Kennenlernen ein.

Drogenhilfe: Café Cosa an der Calvinstraße: Vermieter befürchten Kündigungen
Foto: Anna Schwartz

Der Umzug des Café Cosa an den Übergangsstandort an der Calvinstraße 21 wirft seine Schatten voraus. Während Geschäftstreibende bislang Folgen nur befürchten, haben Vermieter sie schon vor Augen. Stefan Viehoff ist Immobilienbesitzer an der Calvinstraße und spricht von „konkreten wirtschaftlichen Schäden“. Nicht nur bei ihm, sondern auch bei anderen Vermietern. Seine Mieter hätten teils mit Kündigung gedroht, sagt er. Ein Mieter hat um die Verkürzung der Kündigungsfrist gebeten, um schnell ausziehen zu können, sollte das Café Cosa länger bleiben als vorgesehen oder die Geschäfte schädigen. Er und Obsthändler Jürgen Spillmann berichten zudem von einem anderen Fall, bei dem potenzielle Mieter abgesprungen seien, weil sie die Nachbarschaft des Drogenhilfe-Cafés fürchten.

Dr. Wolf Georg von Staehr, Internist mit Praxis an der Calvinstraße, über den künftigen Übergangsstandort des Café Cosa

Auch unter den Gewerbetreibenden ist die Stimmung nicht gut. Viele kritisieren Stadt und Kirche wegen der ausgebliebenen Absprache mit den Anliegern vor der Entscheidung. Nach WZ-Informationen hat das auch der Hotelbetreiber des noch im Bau befindlichen Hotels Holiday Inn Express bemängelt.

Unter den Anliegern wird der Unmut laut. Wolf Georg von Staehr hat ein mehrseitiges Schreiben in der Nachbarschaft verteilt, „um die Leute wach zu rütteln“, wie er sagt. Der Internist mit Praxis an der Calvinstraße zeichnet darin die Entwicklungen nach der Entscheidung zum Umzug des Café Cosa nach. Etwa 50 Kopien habe er angefertigt und verteilt. Er beschreibt darin auch, dass er Folgen für die Händler fürchte. „Ich habe nichts gegen die Arbeit des Café Cosa, sondern gegen die Lokalität“, sagt er. „Im Prinzip sind alle dagegen.“ Stadt und Kirche hätten darauf keine Rücksicht genommen.

Er ist nicht allein mit seiner Meinung: „Der Platz wird sich wahrscheinlich völlig verändern“, befürchtet ein weiterer Anlieger, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Bisher sei der Kirchplatz eine „kleine Oase“, in der Menschen aller Kulturen und Altersstufen sich aufhalten und frei bewegen können. Durch das Klientel des Café Cosa sieht er die Atmosphäre in Gefahr. Viele hätten Angst, dass die süchtigen Menschen, die in das Café Cosa wollen, über den Kirchplatz gingen und das Zusammenleben störten. Er habe sich bei der Polizei erkundigt, ob mit Gefahren zu rechnen sei. Das habe ihn beruhigt.

Aber auch er befürchtet Folgen für die Händler - und kritisiert Stadt und evangelische Kirche für ihre Kommunikationspolitik. Die hätten sich erst gemeldet, als alles beschlossen war. Anders sei es beim Café Cosa. Deren Mitarbeiter sind nämlich kürzlich von Tür zu Tür gegangen und haben persönlich das Gespräch gesucht und Einladungen zu einem Kennenlernen verteilt. „Das ist eine Kommunikation, wie man sich sie wünscht“, sagt der besorgte Anlieger.

Gerry Kasper, Geschäftsführer des Freundes- und Förderkreises Suchtkrankenhilfe, sagt, die Mitarbeiter seien bemüht, Befürchtungen zu entkräften. „Wir wollen Vertrauen herstellen, damit man bei schwierigen Situationen direkt miteinander reden kann. Das ist der angezeigte Weg. Suchtkranke lösen Befürchtungen aus“, sagt er. Wenn diese zu Kündigungen oder Schwierigkeiten bei Nachvermietungen führten, dann sei das die Entscheidung der entsprechenden Menschen. Kasper hofft aber, dass die Situation erst nach Einzug der Einrichtung Anfang 2018 bewertet — und als nicht so schlimm erkannt wird.

Sozialdezernent Stefan Kühn versucht die Gemüter zu beruhigen. Bisher hätten immer wieder Vermieter und Inhaber von Geschäften die Existenz des Café Cosa gelobt. Dadurch würden Probleme in der Innenstadt insgesamt reduziert, weil die Süchtigen einen Anlaufpunkt hätten. Für den Kirchplatz sieht er keine Gefahr. Nicht die ganze Szene werde umziehen, ist er sich sicher, und ohnehin würde das Angebot vielfach drinnen stattfinden — gerade in Herbst und Winter.

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