Wuppertal Busfahrt auf zwei Kontinenten

Die Wuppertalerin Britta Preuße hat mit fünf Freunden einen Oldtimer in den USA repariert und nach Deutschland gebracht.

Wuppertal: Busfahrt auf zwei Kontinenten
Foto: Britta Preuße

Wuppertal. Der Motor rattert gleichmäßig, das Schaukeln des alten Gefährts wirkt einschläfernd auf die Insassen. Doch mit einem Schlag sind alle hellwach. Die Truppe traut ihren Augen kaum, doch der gelbe Bus irgendwo im Nirgendwo der Wüste Nevada ist keine Fata Morgana. Dort steht er, als hätte er nur auf ihre Ankunft gewartet. „Wir konnten es nicht glauben. Es war wie die Nadel im Heuhaufen“, berichtet Britta Preuße.

Wochenlang hatten sie auf dem Weg von Kennewick im US-Bundesstaat Washington nach Texas jeden Schrottplatz angefahren und immer wieder am Straßenrand angehalten und herumgefragt, in der Hoffnung, die original Falttüren für ihren GMC Short Bus Baujahr 1952 doch noch zu finden. „Und dann stand da plötzlich das gleiche Modell mit den Türen“, berichtet Britta Preuße. Für die Wuppertalerin war die Reise durch die USA ein Abenteuer. „Gestartet bin ich ohne Erwartungen und dann war es eine unglaublich schöne Zeit.“

Mit dem Bus von Nevada nach Deutschland
37 Bilder

Mit dem Bus von Nevada nach Deutschland

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Angefangen hatte es alles Monate vorher mit einem gewagten Kauf. Ein Freund hatte über das Internet auf einem amerikanischen Schrottplatz einen Bus aus den 50er Jahren ersteigert, nicht mehr fahrtüchtig, von Rost und Altersflecken gezeichnet. „Bela Tabbert hatte schon lange nach einem solchen Gefährt gesucht, mit dem seine Band, die GI-Jive Swing Company, stilecht zu ihren Auftritten rollen kann“, berichtet Britta Preuße.

Sie gehört zwar nicht zum Ensemble, doch als Vintage-Enthusiastin mit einer Leidenschaft für die 40er und 50er Jahre war sie sofort bereit, das Gemeinschaftsprojekt mit Stift und Kamera zu begleiten. „Bisher hatte ich noch nie einen Blog gemacht, doch als Designerin hat mich das gereizt.“

Bevor die sechs Freunde jedoch abheben konnten, gab es eine Menge zu organisieren. „Bela hat als Mechaniker Erfahrung mit alten Autos und hat auch schon mehrere aus den USA importiert. Er hat erst einmal einen passenden Motor besorgt und nach Kennewick liefern lassen und dann eine Werkstatt gesucht, in der wir schrauben konnten.“ Auf der anderen Seite des Atlantiks stießen die Pläne der Nostalgiker aus Deutschland auf ungläubiges Kopfschütteln. „Der Verkäufer Dan Stafford hat noch nie erlebt, dass Kunden aus Europa persönlich vorbei kommen, das Fahrzeug selbst reparieren und dann damit quer durch die USA fahren.“

Drei Wochen Urlaub und ein Betrag im fünfstelligen Bereich waren für das gemeinsame Wagnis nötig. Eine Woche waren für die Reparatur eingeplant, weitere 14 Tage für die 4000 Kilometer weite Reise von der Werkstatt zum Hafen in Galveston, Texas.

„Als wir die ersten Fotos vom Bus gesehen haben, konnten wir uns nicht vorstellen, dass er überhaupt fährt“, berichtet Britta Preuße. Die erste Begegnung mit dem himmelblauen Big Nose ließ die Zuversicht weiter schwinden. Doch seine neuen Besitzer, die vor Ort in ihren eigens designten militärischen Arbeitsanzügen aus den 40ern vor Ort für reichlich Aufsehen sorgten, krempelten die Ärmeln auf und machten sich an die Arbeit. Die Suche nach Ersatzteilen kostete viel Zeit, Probleme mit dem Motor und der Kuppelung noch mehr Nerven. „Wir haben eine Notlösung hinbekommen, so dass wir unterwegs so wenig wie möglich schalten durften und teilweise mit 20 Stundenkilometern bergauf geschlichen sind.“ Vor der größten Erhebung in Texas musste das Gefährt eine Verschnaufpause einlegen.

„Da der Bus innen nackig war, haben wir vor der Abreise in einem Sozialkaufhaus noch ein altes Sofa gekauft, auf dem wir drei Mädels es uns hinten gemütlich machen konnten“, erzählt Britta Preuße lachend. Die provisorische Holztür blieb ebenfalls eine Notlösung. „Wir haben überall herumerzählt, dass wir eine original Falttür suchen — allerdings vergeblich.“ Bis zu der denkwürdigen Begegnung in der Wüste Nevada. „Wir haben die beiden erhaltenen Falttüren des gelben Busses ausgebaut und uns ebenso auf seinem Lack verewigt, wie so viele andere vor uns. Es war ein bisschen wie eine Beerdigung“, beschreibt die Preuße den Moment.

Kurz darauf mussten sie sich von ihrem Weggefährten trennen, denn er nahm das Schiff, seine Passagiere den Flieger. „Nach vier Wochen kam der Anruf, dass wir ihn in Bremerhaven abholen können, doch erneut war er nicht fahrbereit.“ Das kundige Auge von Bela Tabbert diagnostizierte einen Defekt im Anlasser. „Das hieß, er durfte uns unterwegs nicht einmal ausgehen“, berichtet Britta Preuße.

Seinen ersten Einsatz hat Big Nose erfolgreich absolviert. Als die Band beim nächsten Auftritt vorfuhr und die Musiker aus den Falttüren stiegen, gab es spontanen Applaus.

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