Bus-Überfall: Der Fahrer (53) ist am Mittwoch wieder im Dienst

Aus dem Überfall auf die Linie 616 wollen die WSW Lehren ziehen. Die etwa 800 Fahrer zu bewaffnen oder von den Kunden abzuschotten, ist aber kein Thema.

Wuppertal. Die gute Nachricht zuerst: Der 53 Jahre alte Busfahrer, der Freitagnacht an der Haltestelle Siegelberg in Beyenburg überfallen und verletzt worden ist, wird aller Voraussicht nach am Mittwoch schon wieder im Fahrdienst sein. Laut Ingo Sommer, Betriebsleiter Busse bei den Stadtwerken (WSW), hat der Mitarbeiter den Überfall überraschend gut überstanden.

Ingo Sommer, WSW-Betriebsleiter Busse

Sommer: „Wir haben noch in der Nacht mit dem langjährigen Mitarbeiter gesprochen. Dank ärztlicher Hilfe und der Unterstützung seiner Familie geht es dem Mann wieder gut.“ Trotzdem beschäftigt der Überfall am Siegelberg nicht nur die Belegschaft der Stadtwerke. Auch im Internet wird das Thema „Gewalt gegen Busfahrer“ kontrovers diskutiert. Von Bewaffnung und Abschottung der Fahrer ist unter anderem immer wieder die Rede. Das ist laut Sommer bei den WSW allerdings kein Thema: „Wir setzen weiter auf Deeskalation.“ Die gut 800 Fahrer — davon sind etwa 15 Prozent Frauen — beispielsweise mit Pfefferspray auszustatten, sei definitiv keine Option.

Sommer: „Unsere Fahrer haben unter anderem die klare Anweisung, bei einem Überfall das Geld auszuhändigen.“ Reichtümer sind bei den Fahrern ohnehin nicht zu holen. 55 Euro erbeuteten die drei Täter Freitagnacht in Beyenburg (die WZ berichtete). Sommer dazu: „Unser Fahrer hat die Kasse ausgehändigt und damit absolut korrekt gehandelt.“ Das Fatale an der Situation: Das Trio ärgerte sich über die Minibeute schlug den Fahrer deshalb auf den Hinterkopf und schoss in die Luft (siehe Kasten).

Für Sommer ein einmaliger Gewaltakt: „Solche Situationen hat es in meinen 27 Jahren bei den Stadtwerken noch nicht gegeben.“ Man werde den Überfall von Beyenburg in die alle zwei Jahre stattfindenden Schulungen der Fahrer einarbeiten. Bernd Inhoffen, Teamleiter der WSW-Busfahrer und selbst noch im Fahrdienst unterwegs, nickt dazu: „Der Überfall ist natürlich Thema in der Belegschaft — aber Angst haben die Kollegen nicht.“

Es habe jedoch eine ganze Reihe von Genesungswünschen an den verletzten 53-Jährigen gegeben. Und offenbar wollen die WSW-Fahrer auch zukünftig im Kontakt zu ihren Passagieren bleiben. Den Fahrer hinter einer kugelsicheren Kabine zu verschanzen sei kein Thema, hieß es gestern. Schon eine verlängerte Rückwand, die den Zugriff von hinten auf den Fahrer verhindern solle, wurde intern mehrheitlich abgelehnt, ein entsprechender Versuch in einigen Bussen mittlerweile abgebrochen.

Positiv wird dagegen die Neuerung bewertet, dass die Busfahrer zukünftig auf Augenhöhe zu den Passagieren sitzen sollen. Videoüberwacht sind die Busse sowieso. Und möglicherweise ergibt sich deshalb im Fall Beyenburg ein Ermittlungsansatz. Vom Überfall solle es jedenfalls Videoaufnahmen geben (siehe Kasten). Die Ermittlungen dauern an.

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