Geschichte Einheit: 1990 fand die erste Feier in der Stadthalle statt

Wuppertal · Bis heute wird der Tag der Einheit feierlich begangen - inzwischen mit Konzert und Ehrung.

 Den ersten Tag der Einheit feierten in Wuppertal (vorne v.l.) Ministerpräsident Johannes Rau, Oberbürgermeisterin Ursula Kraus, Außenminister Hans-Dietrich Genscher, Arbeitsminister Norbert Blüm, dahinter die Abgeordneten Willfried Penner und Rudolf Dreßler, in der dritten Reihe links Stadtdirektor Joachim Cornelius.

Den ersten Tag der Einheit feierten in Wuppertal (vorne v.l.) Ministerpräsident Johannes Rau, Oberbürgermeisterin Ursula Kraus, Außenminister Hans-Dietrich Genscher, Arbeitsminister Norbert Blüm, dahinter die Abgeordneten Willfried Penner und Rudolf Dreßler, in der dritten Reihe links Stadtdirektor Joachim Cornelius.

Foto: kurt keil

Am 3. Oktober 1990 wurde der „Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland“ wirksam - das lange in zwei Teile getrennte Deutschland war wiedervereinigt. Die große Feier dazu fand in Berlin statt. Doch wichtige Politiker begingen den Tag in Wuppertal.

Der Wuppertaler Johannes Rau (SPD), damals NRW-Ministerpräsident, hatte Politikerkollegen in seine Heimatstadt geladen und konnte mit der Historischen Stadthalle auch einen feierlichen Rahmen für dieses Ereignis bieten. Dabei war auch Hans-Dietrich Genscher (FDP), Bundestagsabgeordneter für Wuppertal und Außenminister, der eine bedeutende Rolle in der Vorgeschichte der Wiedervereinigung hatte: Zum Symbol ist sein Auftritt auf dem Balkon der deutschen Botschaft in Prag geworden, bei dem er dort wartenden DDR-Bürgern, die geflüchtet waren, die Ausreiseerlaubnis ankündigte. Auch der damalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) war dabei sowie die Wuppertaler SPD-Bundestagsabgeordneten Rudolf Dreßler und Willfried Penner.

WZ-Fotograf Kurt Keil erinnert sich: „Unsere beiden Vorzeigepolitiker Hans-Dietrich Genscher und Johannes Rau sorgten schon dafür - wenn es möglich war - ein bisschen große Politik auch nach Wuppertal zu holen.“

Die prominenten Gäste in der voll besetzten Stadthalle begrüßte Oberbürgermeisterin Ursula Kraus. Sie erinnert sich heute noch an die Freude darüber, dass die NRW-Feier in Wuppertal stattfand. Und an die gute Stimmung über die Wiedervereinigung: „Wir waren ja glücklich, dass es so gekommen ist. Daran hatte kein Mensch mehr gedacht.“ Sie weiß noch, dass sie die Nachricht von der Maueröffnung zunächst gar nicht glauben konnte. „Ich war im Dienst. Dann hat man natürlich so schnell wie möglich den Fernseher angemacht.“ Familiäre Beziehungen nach Ostdeutschland hat sie nicht, aber durch die Städtepartnerschaft mit Schwerin gab es persönliche Beziehungen.

Nach der großen Einheitsfeier am 3. Oktober 1990 wollte Ursula Kraus den staatlichen Feiertag weiter feierlich begehen: „Ich wollte den 3. Oktober nicht so vorübergehen lassen.“ Deshalb gab es in der Folge zunächst jeweils einen Empfang in der Stadthalle, zu der sie Gruppen aus verschiedenen Bereichen der Stadtgesellschaft einlud. Oberbürgermeister Peter Jung habe dann die Idee gehabt, den 3. Oktober zusätzlich mit einem Konzert der Sinfoniker zu begehen, dessen Eintritt sich jeder leisten kann. Und der Erlös geht seitdem an eine Organisation, die sich um Wuppertal verdient gemacht hat.

Inzwischen gibt es einen weiteren Programmpunkt für diesen Tag: Der Rat hat 1999 beschlossen, einmal jährlich Bürgerinnen und Bürger mit dem „Wuppertaler“ zu ehren, die in herausragender Weise ehrenamtliche Aufgaben im Interesse des Gemeinwohls übernehmen. Über die Preisträger entscheidet eine Jury. In diesem Jahr hat sie fünf Personen für diese Ehrung ausgewählt. Der Erlös des Konzerts geht in diesem Jahr an die Telefonseelsorge.

Aus aktuellem Anlass hat das Orchester das Programm geändert, um die Themen Ausgrenzung und Stigmatisierung zu behandeln: Nach der Nationalhymne spielt es Paul Hindemiths „Engelkonzert“, den ersten Satz der Sinfonie „Mathis der Maler“. Nach ihrer Uraufführung 1934 in Berlin wurde Hindemith mit einem von Hitler persönlich abgesegnetem Aufführungsboykott aus der „deutschen Musik“ ausgegrenzt.

„Der Tag der Deutschen Einheit ist ein Symbol des Zusammenschlusses, des Miteinanders und des Überwindens von Grenzen“, heißt es in einer Erklärung von Dirigentin Julia Jones und Orchester. Sie wollen mit ihren Mitteln Stellung beziehen für ein gemeinschaftliches, offenes und tolerantes Wuppertal, das Menschen in ihrer Vielfalt willkommen heißt.“

Ursula Kraus wird dabei sein. Für sie gehört das Konzert zum Tag der Deutschen Einheit dazu.

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