Offen gesagt Geht nicht gibt’s nicht

Wuppertal · In der Stadt gibt es Zweifler und Befürworter des Großprojekts Bundesgartenschau: Geht nicht? Warum nicht? Es wäre gerade in Wuppertal nicht das erste Mal, dass private Initiative Großartiges hervorbringt.

 Lothar Leuschen

Lothar Leuschen

Foto: Schwartz, Anna (as)

Warum Wuppertals CDU die Bundesgartenschau 2031 nun zum Wahlkampfthema gemacht hat, wird sie in den Wochen vor der Wahl sicher noch eingehend erklären. Dass die SPD überrascht ist, erklärt sich hingegen von selbst. Schließlich hatten beide Parteien den Coup vereinbart, als sie im Rat noch zusammenarbeiteten. Das ist nun vorbei. Und die CDU wendet sich ab von der Gartenschau, die Wuppertal nach bisherigen Erkenntnissen rund 71 Millionen Euro kosten soll. Was sie einbringt, steht in den Sternen. Befürworter berichten aber von guten Geschäften von Städten, die eine solche Schau veranstaltet haben. Bei geschätzt zwei Millionen Besuchern sollten auch ein paar Euro in der Stadt bleiben, sowohl in Form von Eintrittsgeld, als auch in Handel, Hotellerie und Gastronomie. Es ist immer gut, einen Magneten zu haben. Es ist immer gut, Auswärtigen mindestens einen Grund zu geben, die Stadt zu besuchen. Wuppertal hat viele gute Gründe, aber bekannt ist nur die Schwebebahn. Eine Bundesgartenschau könnte auch die anderen Anziehungspunkte in den Vordergrund rücken. Restrisiken bestehen freilich immer. Aber wer nichts wagt, der nichts gewinnt. Kleinmut hat noch nichts und niemanden vorangebracht. Und schon das Grobkonzept der Wuppertaler Buga hat vielversprechende Zutaten. Die privat betriebene Seilbahn vom Zoo zur Königshöhe ist die eine. Noch wirkungsvoller wäre sicher die Brücke, die Königs- und Kaiserhöhe über das Tal der Wupper verbinden könnte. Das klingt beim ersten Hören sicher nach Science Fiction, nach der fixen Idee eines Spinners. Aber bei näherer Betrachtung entfaltet das Projekt einen faszinierenden Magnetismus. Es ist so außergewöhnlich, dass es auch ohne Bundesgartenschau verwirklicht werden müsste. Die Kosten: 20 Millionen Euro. Der Widerhall aus dem Rathaus lässt sich leicht erahnen: Kein Geld, keine Leute. Kein Mumm, keine Fantasie träfe es dann aber auch.

Dabei stimmt es, dass Wuppertal aus eigener Kraft und ohne Buga nicht im Stande sein dürfte, so ein Projekt zu finanzieren. Das muss allerdings kein Nachteil sein. Wie gut es ist, wenn sich andere um wichtige Projekte kümmern, hat zuletzt die Schwarzbachtrasse gezeigt. Sie wurde von der Wuppertal Bewegung schneller und deutlich billiger realisiert.

So ließe sich auch ein Mammutprojekt wie die Hängebrücke zwischen Königshöhe und Kaiserhöhe bewältigen, privat finanziert von Wuppertalerinnen und Wuppertalern, die etwas für ihre Stadt tun wollen - und für sich selbst. Fänden sich unter den 363 000 Einwohnern dieser Stadt 4000, die bereit wären, für die Brücke jeweils 5000 Euro zur Verfügung zu stellen, wären die 20 Millionen Euro schon beisammen. Und refinanzieren ließe sich das auch. Den Eiffelturm in Paris erklimmen jedes Jahr Millionen von Besuchern. Da würden sich wahrscheinlich doch leicht 200 000 Menschen im Jahr finden, die sich die Brückenquerung über das Wupper-Tal nicht entgehen lassen wollen, spektakuläre Aussichten inklusive. Angenommen, die Brückenmaut betrüge fünf Euro pro Person, wäre schon eine Million zusammen - für Instandhaltung und Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Für die 4000 Investoren könnte sich das lohnen.

Geht nicht? Warum nicht? Es wäre gerade in Wuppertal nicht das erste Mal, dass private Initiative Großartiges hervorbringt. Die Historische Stadthalle auf dem Johannisberg ist von Bürgern finanziert worden, nicht von der damaligen Stadt Elberfeld. Die erste Million für die Nordbahntrasse haben deren Initiatoren persönlich eigesammelt. Die Junior Uni existiert und funktioniert, weil Menschen im Bergischen Land dafür regelmäßig ihre Geldbörsen öffnen. Den Skulpturenpark Waldfrieden gibt es, weil ein Zugereister aus Liverpool sein Talent und sein Geld dafür eingesetzt hat. Der Heckinghauser Gaskessel ist das private Wagnis eines begeisterten Wuppertalers.

Und nun die Brücke zwischen Kaiserhöhe und Königshöhe? Geht nicht gibt’s nicht. Schon gar nicht in Wuppertal.

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