Interview : Diskussion um Bürgerticket in Wuppertal - „Die typische Reaktion ist erst einmal Ablehnung“
Wuppertal Die Idee zum Bürgerticket in Wuppertal hat viele Reaktionen hervorgerufen. Mitinitiator Jan Niko Kirschbaum will Bedenken ausräumen. Ein Interview.
Die Idee für das Solidarische Bürgerticket und die Berichterstattung darüber haben viele Reaktionen hervorgerufen. Haben Sie damit gerechnet?
Jan Niko Kirschbaum: Schon. Vor allem wegen der medialen Berichterstattung. Es gab einen bunten Strauß an Reaktionen an uns und ich habe mich bemüht, auf alles zu antworten. Mit ein paar Menschen sind wir darüber in einen Dialog gekommen. Ich hoffe, dass davon auch einige zur Diskussion am 26. Februar kommen.
Viele Leser haben die Idee sehr kritisch gesehen. Sehen Sie das als schlechtes Zeichen für Ihr Vorhaben?
Kirschbaum: Nein. Die typische Reaktion ist erst einmal Ablehnung. Wenn wir dann erklären, wir wir den ÖPNV finanzieren wollen, wie er jetzt finanziert wird, wenn wir dranbleiben, dann haben wir eine Chance auf einen Dialog, dann können wir Menschen für uns gewinnen, Diskussionen auslösen.
Gehen wir Leserargumente durch. Viele sehen das Ticket als Zwangsabgabe, sagen, sie nutzen den ÖPNV nicht. Warum sollten sie zahlen?
Kirschbaum: Wir können gerne diskutieren, ob der ÖPNV so richtig finanziert wäre und wie er finanziert werden sollte. Aber wenn wir alle nicht mehr finanzieren, was wir nicht oder nur indirekt nutzen, dann landen wir in der Anarchie. Dann müssen wir über die Finanzierung von Feuerwehr, Polizei, Kindergärten und anderen Bildungseinrichtungen sprechen. Wir sollten auch über die Finanzierung von Autos reden. Geschätzt zahlt die Stadt 170 Euro pro Jahr und Einwohner für jedes Auto drauf. Also wir alle. Beim ÖPNV sind es 145 Euro. Autos werden also stärker subventioniert als der ÖPNV. Dazu kommen externe Kosten von 2100 Euro pro Fahrzeug, die wir alle tragen durch die Kosten für Klimawandel oder für das Gesundheitssystem durch Lärm oder Unfälle. Wenn jeder nur für seine Kosten alleine aufkommen würde, wäre Autofahren viel teurer.
Aber in Ihrem Modell kommen ja erstmal nur Mehrkosten für den ÖPNV dazu. Gegen die argumentieren die Leser.