Wuppertal Bürgerbudget: 32 Ideen haben gezündet

Studenten, Senioren, Kinder — 160 Bürger stimmten in kleinen Gruppen über die bislang 109 Einzelprojekte ab. Am besten kam die Verlängerung der Samba-Trasse an.

Wuppertal: Bürgerbudget: 32 Ideen haben gezündet
Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Ob in der Kämmerei bei Haushaltsberatung schon einmal so viel gelacht wurde? Schwer vorstellbar. Bei der Bürgerwerkstatt in der Gesamtschule Barmen war die Stimmung an den 21 Tischen jedenfalls locker bis ausgelassen. Vielleicht auch weil die 160 erschienenen Bürger nicht mit trockenen Zahlen jonglierten, sondern ganz konkrete Projekte, die später einmal von dem 150 000 Euro starken Bürgerbudget finanziert werden sollen, gegeneinander abwägten.

Eine Sommerrodelbahn, ein Schwebebahnmuseum, der autofreie Laurentiusplatz, Wohnboxen für Obdachlose oder doch lieber ein Kurzfilm-Wochenende? Die Bürger mussten an jedem Tisch jeweils fünf zufällig ausgewählte Projekte in eine Rangfolge bringen. Die beste Idee erhielt fünf Punkte, die schwächste einen. Moderatorin Michelle Ruesch erinnerte die Entscheider: „Sie sollen jetzt nicht mehr nach ihrem Einzelinteresse schauen, sondern sich fragen, was das Leben in Wuppertal für alle verbessert.“

Nach vier Runden standen schließlich die 32 am besten bewerteten Projekte fest, die es in die nächste Runde schafften. Ein Vorschlag schaffte es, alle vier Male vom Plenum am Tisch die Höchstpunktzahl zu erhalten: die Verlängerung der Samba-Trasse.

Wichtig war dem Bürgerbeteiligungsteam der Stadt, dass nicht einzelne Vertreter durch ihre zahlenmäßige Übermacht bei der Veranstaltung die eigene Projektidee durchdrücken. „Hier gewinnt nicht derjenige mit dem größten E-Mailverteiler“, sagt Franziska Fischer von der Stadt. Am Eingang wurden Gruppen auf unterschiedliche Tische verteilt. So diskutierten am Ende Menschen miteinander, die sich in vielen Fällen noch nie gesehen hatten. Fischer freute sich über viele neue Gesichter, die bislang noch nicht politisch in Erscheinung getreten waren.

„Das ist hier super durchgewürfelt“, bemerkt Marie Berger (33), die gerade eine Pause zwischen den Diskussionsrunden macht. „Bei uns am Tisch sitzen drei Generationen, das ergibt ein ganz rundes Bild“, sagt die Bürgerin, für die es die erste Bürgerbeteiligung ist. Ebenfalls das erste Mal hat die Lokalpolitik Salvatore (15), Emre (16) und Leon (12) von der Hauptschule Oberbarmen gepackt. Sie haben ein eigenes Projekt eingereicht: einen Fahrradschuppen am Trassenaufgang Olgastraße. „Das war die Idee von uns Schülern“, sagt Salvatore. „Dann haben wir die Lehrer angesprochen, die uns bei der Umsetzung geholfen haben.“ Die Idee überzeugte auch den Rest des Saals, am Ende schafften es die Hauptschüler mit 16 Punkten auf Platz 20 und damit einen Schritt weiter in Richtung Umsetzung. Uwe Peter hofft auf die Umsetzung seiner Fahrradgaragen für den Ölberg, auch eine Vision, die weitergewählt wurde. „Hier können die Bürger nicht immer nur schimpfen, sondern aktiv werden“, lobt er die Veranstaltung.

Jetzt ist die Verwaltung an der Reihe. Bis zum 14. September läuft die Detailprüfung im Rathaus, wobei Kosten und Machbarkeit ermittelt werden. Am 14. September setzt sich dann das Verfahren mit einer Wahlparty fort, bei der die realisierbaren Projekte vorgestellt werden. Anschließend stimmen die Bürger bis zum 5. Oktober ein letztes Mal online ab.

Am Ende sollen von den 150 000 Euro, die bereits im Haushalt reserviert sind, mindestens drei Ideen umgesetzt werden — wenn das Geld reicht, sogar mehr.

Kämmerer Johannes Slawig sagte, dass die große Resonanz auf das Pilotprojekt Mut mache. „Wir wollen zeigen, dass es sich lohnt, sich aktiv zu beteiligen und auch das Interesse am kommunalen Haushalt fördern.“

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