Bühnchen, wechsle Dich: Veranstalter in Raum-Not

Warum den Kulturschaffenden in Wuppertal die Alternativen ausgehen.

Wuppertal. Es war der Samstag, 2. Oktober, in der Börse, als Deutschlands Rezitations-Papst Lutz Görner auf offener Bühne vor gut gefülltem Saal das Dilemma aussprach: "Ich wäre lieber im Rex gewesen." Spätestens, seitdem Martina Steimer das Theater geschlossen hat, ist Wuppertals Kulturbühnen-Landschaft nämlich zu einer Art Verschiebebahnhof geworden.

Für den Herbst am Kipdorf geplante Veranstaltungen mussten entweder verschoben werden oder ausfallen. Als Ausweichstätten für das Rex bleiben etwa die Stadthalle oder die Börse. Erstere ist allerdings nur für große, zug- und zahlungskräftige Veranstaltungen geeignet, letztere hat nur Kapazitäten. Das bedeutet: Institutionen wie der Wupperchor (wir berichteten), das Taltontheater oder das Vollplaybacktheater waren oder sind auf intensiver Bühnen-Suche für ihre aktuellen Produktionen.

Börsen-Geschäftsführerin Petra Lückerath bekommt das Dilemma der Veranstalter durch eine steigende Zahl von Anfragen in den vergangenen Monaten mit - nicht nur von Konzertveranstaltern, sondern auch von kleineren Gruppen, die etwa Probe-Bühnen und -Räume suchen. "Bei uns kommt viel unter", so Lückerath, "aber das Rex mit seinem Saal von 500 Sesseln können wir nicht ersetzen" - gehen doch in den großen Saal der Börse bei voller Bestuhlung nur 300 Personen.

Zu einer Ersatzbühne mit Kino-Betrieb entwickelt sich angesichts dessen das Cinemaxx an der Kluse. Bereits seit einigen Semestern hat die Uni Kinosäle für Vorlesungen gebucht, um bis zur Fertigstellung des großen Hörsaalgebäudes die arge Platznot bei Vorlesungen abzufedern.

Aber auch Firmen und Vereine wie Sparkasse oder Medienprojekt fragen bei Betreiber Detlef Bell an. Der hilft, wo er kann, gerät aber schnell an die Grenzen des Möglichen. "Zu den für Veranstalter attraktiven Zeiten haben wir selbst Programm. Und an einem Samstagabend den Saal 1 freizuräumen, ist nicht ganz so einfach." Außerdem fehle es an Bühnen und Bühnentechnik.

Hinzu kommt: Auch das Cinemaxx ist für viele Veranstalter unerschwinglich - etwa für Marcus Grebe, im Haus der Jugend Herr der Konzert-Engagements. "Das Cinemaxx ist für uns unbezahlbar", die Stadthalle sei es in den meisten Fällen auch. Die Folge: Acht ursprünglich von ihm für das Rex geplante Kleinkunstabende und Konzerte fallen ersatzlos aus, ganz zu schweigen von mehren Dutzend Veranstaltungen, die wegen des Umbaus des Hauses der Jugend verschoben oder gestrichen werden mussten. Grebe. "Bis auf die Börse haben wir so gut wie keine Alternative."

Umso sehnsüchtiger blicken er und viele Veranstalter in der Stadt auf das sanierte Opernhaus - 700 Plätze, hervorragende Technik. Doch bisher ist das Haus als Drei-Sparten-Spielstätte der Bühnen ausgelastet und für Gast-Veranstaltungen nicht offen. Ob sich das ändern könnte? Von der Bühnen-Geschäftsführung war dazu gestern kein Kommentar zu hören. So bleibt den Veranstaltern nur eine Hoffnung. Grebe: "Es wird Zeit, dass das Rex wieder aufmacht."

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