Nachgehakt Buchhändler: Lage entscheidet

Trotz Schwierigkeiten ist die Stimmung im Buchhandel positiv.

Nachgehakt: Buchhändler: Lage entscheidet
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Die Lust am gedruckten Wort nimmt offenbar ab. Buchhandlungen beklagen einen Rückgang der Kundenzahlen. Gerade junge Menschen finden kaum noch den Weg in Bücherläden. Trotz dieser Schwierigkeiten, die auch Gründe dafür sind, dass die Buchhandlung Köndgen auf dem Barmer Werth im Frühjahr schließt (die WZ berichtete), ist die Stimmung unter den Wuppertaler Buchhändlern positiv.

„Bei uns im Dorf sind wir die einzige Buchhandlung und haben keine Probleme“, sagt Sabine Guthseel von Müller-Nettesheim in Cronenberg. Ihrer Erfahrung nach hängt es mit dem Umfeld zusammen, ob ein Laden gut läuft: „In Barmen gibt es nicht mehr viele Fachgeschäfte. Also gehen die Leute direkt woanders hin. Viele Kunden halten an, wenn sie durch Cronenberg fahren, um ihre Einkäufe zu erledigen.“

Als Spezialbuchhandlung für christliche Literatur hat die Immanuel-Buchhandlung an der Karlstraße treue Stammkunden. Doch seit der Sperrung der B7 stellt Filialleiter Lothar Roschig Umsatzeinbußen fest: „Die Leute aus den südlichen Stadtteilen kommen nicht mehr zu uns. Sie kaufen direkt vor Ort oder im Internet.“ Jugendliche fänden kaum noch den Weg zu ihm.

Den Standort hält auch Martina Flöth von Schleu-Behle in Oberbarmen für wichtig: „Hier hat sich die Kundenstruktur stark verändert, weil es keine Fachgeschäfte mehr gibt.“ Hinzu komme, dass die Menschen grundsätzlich weniger lesen. „Wenn uns zum Welttag des Buchs Viertklässler besuchen, ist das für einige das erste Mal in einer Buchhandlung“, sagt Martina Flöth.

„Die Menschen verbringen mehr Zeit in den sozialen Medien als mit Lesen.“ Daher nehme auch der Beratungswunsch der Kunden ab: „Viele wollen gar keine Empfehlung haben. Sie orientieren sich daran, was andere im Internet geschrieben haben und bestellen im Onlinehandel — obwohl es dort nicht billiger ist als bei uns.“

Um Fehlgriffe bei der Bücherwahl zu vermeiden, rät Buchhändler Michael Kozinowski von Mackensen im Luisenviertel manchen Kunden sogar vom Kauf ab: „Verkaufen hat mit Beziehung zu tun. Wir kennen unsere Kunden und deren persönliche Geschichten und wissen, welche Bücher zu ihnen passen.“ Kozinowski weiß, dass er „Luxus“ verkauft; daher sei es für die Kunden besonders wichtig, ernst genommen zu werden. „Im vergangenen Jahr ist der Umsatz im Buchhandel zwar um zwei Prozent zurückgegangen. Doch der Anteil der unabhängigen Buchhandlungen ist wieder auf 50 Prozent gestiegen“, sagt Kozinowski, der zukünftig die Geschäftskunden von Köndgen betreuen wird.

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