Corona Briefe erfreuen isolierte Senioren

Wuppertal · Steffi Kubik hat die Aktion „Grüße aus der Nachbarschaft“ ins Leben gerufen.

 Briefe ermöglichen Senioren den Kontakt mit der Außenwelt.

Briefe ermöglichen Senioren den Kontakt mit der Außenwelt.

Foto: Stephanie Pilick

Normalerweise gehen sie zum gemeinsamen Frühstück, unternehmen Ausflüge oder verbringen die Nachmittage zusammen. Viele der Bewohner der Seniorenwohnungen rund um die Kieler Straße nutzen gerne das Angebot im Caritas Treff Nordstadt - normalerweise. Normal ist aber momentan nichts und so sind viele der älteren Menschen in ihren Wohnungen isoliert. Steffi Kubik wollte Abhilfe schaffen und hat die Aktion „Grüße aus der Nachbarschaft - Briefe an Oma, Briefe an Opa“ ins Leben gerufen.

Steffi Kubik ist unter anderem Schreibtherapeutin und hat im Caritas Treff Nordstadt schon mal eine Erzählwerkstatt durchgeführt. Daher kannte sie schon einige der Bewohner. „Ich habe mich in letzter Zeit oft gefragt, wie es denen wohl geht“, sagt die 48-Jährige. Weil es sich bei der Wohnanlage nicht um ein Heim, sondern einzelne Wohnungen handelt, seien die Menschen dort wirklich isoliert.  Das bestätigt auch Florian Gonner von der Caritas, der auch beim Treff in der Nordstadt im Einsatz ist. „Den Menschen fehlen soziale Kontakte und Teilhabe“, sagt er. Auch wenn die Senioren insgesamt gut zurechtkommen, horchen die Mitarbeiter momentan besonders genau nach. Viele seien einsam, hätten wenig Familie.

Mit diesem Wissen überlegte Steffi Kubik, wie sie in dieser Situation helfen könnte - und hat die Briefaktion ins Leben gerufen. „Ich gebe auch Schreibkurse und habe die Teilnehmer der Kurse, aber auch Freunde und Nachbarn angeregt, Briefe an die Senioren zu schreiben“, sagt sie. Sie findet: „Ein handgeschriebener Brief ist einfach nochmal etwas anderes als eine E-Mail.“ Gedacht war die Aktion als nette Geste, ein Zeichen, dass jemand an die Menschen denkt, die da allein in ihrer Wohnung sitzen müssen.

Anfangs habe es noch eine kleine Hemmschwelle gegeben, berichtet sie. Was schreibt man einem Fremden? Doch die Ergebnisse sind eine bunte Mischung. Es gab Collagen, selbst gemalte Bilder von den Jüngeren, Frühlingsgedichte und auch eine Beschreibung eines Waldspaziergangs. „Da sind richtige Schätze dabei“, sagt Kubik. Knapp über 40 Briefe sind es am Ende geworden, die sie am gestrigen Montag an eine Mitarbeiterin übergeben hat. „Sie wird die Briefe nun an die Senioren verteilen.“

Manche Senioren äußerten
sogar ein schlechtes Gewissen

Für die sei diese Aktion etwas ganz Besonderes, sagt Gonner, und ein wenig gefühlte Teilhabe. „Da ist einmal das Signal, dass sich jemand von außen für sie interessiert. Das gibt ihnen das Gefühl, dass jemand ihre Situation wahrnimmt und sie wertschätzt.“ Außerdem habe er bemerkt, dass einige Senioren ein schlechtes Gewissen äußern - weil sie das Gefühl haben, alle nehmen nun ihretwegen Rücksicht und Einschränkungen in Kauf. „Die Briefaktion zeigt, dass wir alle eine Gemeinschaft sind“, so Gonner.

Steffi Kubik ist nun gespannt, wie die Bewohner die Briefe aufnehmen. Falls jemand von ihnen antworten möchte, hat sie auch die Adressen bei sich aufbewahrt und könnte so noch einmal die Mittlerin spielen. Sie freut sich, dass sie mit dieser Aktion etwas nützliches beitragen konnte - auch von zu Hause aus. Sie findet: „So etwas kann jeder für seinen Stadtteil machen.“

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