Brand im Bordell: Jetzt sucht das Gericht die Prostituierten

Warum sich die Verwalterin eines Sex-Clubs in Elberfeld gegen einen Strafbefehl wegen fahrlässiger Brandstiftung wehrt.

Wuppertal. Der Brand eines zweigeschossigen Sex-Clubs an der Aue in der Elberfelder City am 7. April des vergangenen Jahres dürfte die Justiz noch länger beschäftigen. Wie berichtet, entstand seinerzeit ein Schaden von 200.000 Euro. Jetzt sollen die leichten Mädchen, die damals auf eigene Rechnung in den Zimmern arbeiteten, als Zeuginnen gehört werden. So will man klären, wer wann eine Gasflasche an einem Heizgerät montiert hat.

An jenem Aprilmorgen hatte das Heizgerät beim Einschalten statt Wärme einen Feuerball von sich gegeben. Verletzt wurde niemand, aber zwei Stockwerke des Gebäudes gerieten in Brand und waren monatelang nicht bewohnbar. Zwar hat die Versicherung den Schaden bereits reguliert. Wie am Mittwoch vor dem Amtsgericht bekannt wurde, kommen auf die Verwalterin des Etablissements jedoch womöglich entsprechend hohe Regressforderungen zu. Wie berichtet, wirft die Staatsanwaltschaft der Frau fahrlässige Brandstiftung vor. Die 56-Jährige habe das Heizgerät nicht ordnungsgemäß aufgestellt.

Der Zivilstreit im Hintergrund erklärt, warum die 56-Jährige — Zitat: „Dieses Heizgerät stand schon immer da“ — gegen einen vergleichsweise geringen Strafbefehl über „nur“ 1500 Euro Einspruch eingelegt hat (die WZ berichtete).

Argument der Verteidigung: Die Gasflasche stand richtig, aber irgendjemand hat vor dem Brand den Gasschlauch falsch montiert. Die Angeklagte offensichtlich nicht. Nur wer? Bei der Klärung dieser Frage sollen die damals zur Untermiete lebenden beziehungsweise arbeitenden Damen gehört werden. Wie und ob man an deren Adressen kommt, ist bislang allerdings offen. Wie die 56-Jährige am Mittwoch erklärte, herrschte in dem Etablissement rege Fluktuation. Einige der Frauen seien schon nach ein paar Wochen weitergezogen. Man müsse zudem davon ausgehen, dass die seinerzeit angegebenen Namen nicht stimmten.

Die Verteidigung regte am Mittwoch eine Einstellung des Verfahrens gegen Auflage an. Das Gericht — Zitat der Vorsitzenden Katrin Ringel: „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht — will erst einmal weiter ermitteln. Der Prozess wird demnächst fortgesetzt. Wie berichtet hat der Sex-Club wieder geöffnet — bislang allerdings nur auf einer Etage.

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