Film Verweis auf die Nichtigkeit des Augenblicks

Bogomir Ecker hat eine Doppelseite der Westdeutschen Zeitung mit Hammerschlaglack übermalt und sie in ein einzigartiges Kunstwerk verwandelt.

 Bogomir Ecker hat eine Zeitungsseite in ein Kunstwerk verwandelt.

Bogomir Ecker hat eine Zeitungsseite in ein Kunstwerk verwandelt.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Winzig klein wirken die tagespolitischen Probleme der Welt, seien es der Brexit, Fahrverbote auf deutschen Straßen oder Migrationsbewegungen angesichts der Unendlichkeit des Alls und der Zeit. Nichtsdestotrotz zwingt der Künstler Bogomir Ecker die extremen Pole in seinen Werken zusammen. Er bringt die Unendlichkeit in einen direkten Zusammenhang mit tagesaktuellen Ereignissen und weitet damit den Blick und das Denken des Kunstbetrachters und vor allem des Lesers dieser besonderen Ausgabe der Westdeutschen Zeitung.

Für dieses – auch in Form einer Zeitungsseite – sehr spezielle Kunstwerk – hat Bogomir Ecker eine Doppelseite der WZ mit Hammerschlaglack übermalt und nur das, was ihm wesentlich erschien, sichtbar stehen gelassen: Die Buchstaben W und Z sowie eine Abbildung, die allerdings nicht mehr exakt zu erkennen ist, sondern mehr wie ein schemenhaftes Leuchten aus dem Silbergrau der großen Blattfläche hervortritt. Man mag dadurch an das Innere einer Höhle erinnert sein, und die in blauem Kugelschreiber ausgeführte daneben liegende Zeichnung lässt an Stalaktiten denken. Eine Tropfsteinhöhle als Symbol für Wachstumsprozesse, die so langsam vor sich gehen, dass sie weit außerhalb unseres Verständnisses von Zeit liegen, tritt hier dem Betrachter entgegen und verweist auf die Nichtigkeit des Augenblicks, auf den berühmten „Wimpernschlag“, den ein Menschenleben angesichts der Unendlichkeit ausmacht.

Tropfsteinexperiment in
der Hamburger Kunsthalle

Im Jahr 1996 hat Bogomir Ecker in der Hamburger Kunsthalle ein Tropfsteinexperiment gestartet. Bis 2496 soll hier durch das stetige Tropfen von Wasser ein Tropfstein von zirka 5 cm Höhe „wachsen“, eine Art Zwischenzählungsdatum ist am linken oberen Rand des WZ-Kunstwerks eingeschrieben. Auf diese Weise verbindet sich das Hier und Heute, wie es sich tatsächlich in den Bildern und Texten der Westdeutschen Zeitung spiegelt, mit dem großen Atem des Kosmos und der unendlichen Zeit.

» Eckers Skulpturen, Foto- und Zeitungsübermalungen sind bis 17. Februar 2019 in der Von der Heydt-Kunsthalle, Geschwister-Scholl-Platz, und im Skulpturenpark, Hirschstraße 12, zu sehen. Zur Ausstellung hat der Künstler eine Edition, bestehend aus 20 individuell gestalteten Seiten der WZ, aufgelegt. Sie können (Preis: 1600 Euro) im Von der Heydt-Museum, Turmhof, erworben werden.

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