Wuppertaler Meisterwerke Spiegelung der Anonymität

Wuppertal · Robert Indianas „Zahlenbild 4“ ist in der Ausstellung „An die Schönheit“ im Von der Heydt-Museum zu sehen.

 Robert Indianas „ Zahlenbild 4“ entstand im Jahr 1964.

Robert Indianas „ Zahlenbild 4“ entstand im Jahr 1964.

Foto: VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Das „Zahlenbild 4“ war lange nicht mehr zu sehen, deshalb haben wir es in die derzeitige Sammlungspräsentation „An die Schönheit“ aufgenommen. 1964 entstanden, wurde es bereits 1967, direkt im Anschluss an die legendäre Robert Indiana-Ausstellung im Haus Lange in Krefeld, vom Kunst- und Museumsverein für das Von der Heydt-Museum erworben. Für mich ein faszinierendes Indiz für die avantgardistische Haltung, mit der seinerzeit ganz selbstverständlich gesammelt wurde.

Das Gemälde gehört zur großen Gruppe der Zahlenbilder, die im Werk des amerikanischen Pop Art-Künstlers eine wichtige Rolle spielen. Auf der ganzen Welt berühmt ist Robert Indiana allerdings durch sein Bildmotiv „LOVE“ mit den fetten, gestapelten Buchstaben und dem leicht schräg stehenden O. In den 1960er Jahren wurde es zu einem Wahrzeichen der Hippie-Generation und seitdem weltweit in Form von Plakaten, Großskulpturen und Geschenkartikeln reproduziert.

Den Künstlernamen „Indiana“ entlieh der Maler dem amerikanischen Staat, in dem er geboren wurde. Sein bürgerlicher Name lautet Robert Clark (1928–2018). Er studierte an der School of the Art Institute of Chicago, der Skowhegan School of Sculpture and Painting in Maine und am Edinburgh College of Art in Schottland. 1954 kam er nach New York und tauchte in die dortige Kunstszene ein. In den 1960er Jahren wurde er zum „American Painter of Signs“ und begann, einzelne Zahlen und Worte zu malen, die oft nur aus wenigen Buchstaben bestanden. Gerade Zahlen und Ziffern und ihre vielfältigen Bezüge besaßen für ihn eine ganz eigene Mystik.

Indiana gehörte schnell zu den bedeutendsten Pop-Art-Künstlern

Die Einfachheit der Darstellung, die Reduktion auf das Wesentliche, hatte Indiana der Werbung entnommen. Schon bald gehörte er zu den bedeutendsten Vertretern der Pop Art, die sich Ende der 1950er Jahre in Amerika und später auch in Europa entwickelt hatte. Die Kunst der Pop Art erklärt einen bisher verachteten Aspekt der Wirklichkeit, die banale Umwelt der modernen Konsumgesellschaft, für bildwürdig. Sie will, als Antwort auf die tonangebende abstrakte Kunst, die Grenzen zwischen Kunst- und Alltagsrealität aufheben.

Indianas frühe Arbeiten sind von Verkehrszeichen, Spielautomaten, Firmenzeichen und Werbeschildern inspiriert. Zahlen und Buchstaben, zuvor nur illustrative Details eines Bildes, wurden nun schrittweise zum alleinigen Thema der Darstellung. Die „Number Paintings“, zu denen auch das Bild aus unserer Sammlung gehört, stellen die äußerste Konsequenz dieses Weges dar.

Kontrastierende Farben werden in monochromen, scharf abgegrenzten Flächen ohne zusätzliche Konturierung gegeneinandergesetzt. Durch die Reproduzierbarkeit seiner Kunst gelingt es Indiana, die Anonymität unserer Welt zu spiegeln. Kritik an dieser Zivilisation kennt er, wie die meisten amerikanischen Pop-Künstler, jedoch nicht. Seine Kunst ist optimistische Bejahung der Welt, in der er lebt. Indiana sagt über diese Kunstrichtung: Ihre „Vertreter sind keine intellektuellen, gesellschaftlichen und künstlerischen Revoluzzer… Pop ist der amerikanische Mythos. Denn dies ist die beste aller Welten.“

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