Sportler der Woche So ist „Rudi“ bald reif für die Nationalmannschaft

Wuppertal · Nicht nur durch seinen Auftritt in Flensburg hat sich BHC-Torwart Christopher Rudeck ins Blickfeld gespielt.

 Immer den Schützen und den Ball im Visier: Christopher Rudeck - hier gegen Minden - hat sich zu einem Klassetorwart entwickelt.

Immer den Schützen und den Ball im Visier: Christopher Rudeck - hier gegen Minden - hat sich zu einem Klassetorwart entwickelt.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Die „Rudi, Rudi“-Sprechchöre in der Uni- und der Klingenhalle gehören in dieser Saison bei Heimspielen von Handball-Bundesligist Bergischer HC dazu. Keine Frage, Christopher Rudeck, der Torwart des Bergischen HC, spielt eine tolle Saison. Die ersten Minuten seines Auftritts bei Meister Flensburg am vergangenen Sonntag toppten das allerdings noch. Sieben Paraden, darunter mehrere gegen freie Werfer, zeigte Rudeck. Er trug damit maßgeblich dazu bei, dass der Favorit nach 18 Minuten erst zweimal getroffen hatte. „Er ist top vorbereitet, kennt offenbar die Lieblingsecke jedes Schützen und macht sie konsequent zu“, schwärmte TV-Experte und Ex-Nationalspieler Martin Schwalb. Nicht wenige sehen in dem zwei Meter großen, extrem beweglichen Schlaks, der die Bälle auch schon mal im Spagatschritt aus dem Torwinkel holt, einen künftigen Nationalspieler. Bundestrainer Christian Prokop hat den 24-Jährigen bei der Nominierung des erweiterten WM-Kaders allerdings nicht berücksichtigt.

Auch BHC-Trainer Sebastian Hinze hat das überrascht. „Ich finde, er hätte es verdient gehabt, zumindest zu den vier Torhütern zu gehören.“ Womit er keine Kritik am Bundestrainer äußern wolle, der mit Johannes Bitter hinter dem Top-Duo Wolff/Heinevetter auf Erfahrung gesetzt habe. Mit Prokop ist Hinze über seinen Torhüter in ständigem Austausch und überzeugt: „Christopher wird seine Chance kriegen, wenn er so weitermacht.“

Hinze selbst hebt dabei nicht auf Rudecks außergewöhnlich 20 Minuten in Flensburg ab. „Dass er ein Tor mal für einige Minuten vernageln kann, wissen wir, für uns ist aber viel wichtiger, dass er in jedem Spiel seine zehn Paraden oder mehr zeigt und die Bälle, die wir ihm über unser Deckungssystem anbieten, hält.“ An der Zielquote von 30 Prozent gehaltener Bälle habe Rudeck länger zu knapsen gehabt, zeige sie nun aber stabil. In der Bundesliga-Statistik ist der Ex-Flensburger, der seit dreieinhalb Jahren beim BHC spielt, mit 146 Paraden an Nummer zwei geführt und auch bei der Quote von 31,97 Prozent auf Heinevetter-Niveau.

„Ich fühle mich hier wohl, wir haben ein cooles Team, einen Top-Trainer und ein tolles Umfeld“, sagt Rudeck selbst zu seiner Entwicklung und betont immer wieder, wie viel Spaß es hier mache. Auch in Flensburg habe er diesmal über 60 Minuten Spaß gehabt, auch wenn am Ende eine knappe Niederlage stand. Ein Unterschied etwa zu Minden, das am Donnerstag dort auch zur Halbzeit mit zwei Toren führte, am Ende aber mit 28:35 noch deutlich den Kürzeren zog. Rudeck hat es natürlich am Fernsehschirm verfolgt.

Das Expertenlob, das er erfahre, schmeichele ihm zwar, doch an das Thema Nationalmannschaft habe er selbst erst gedacht, als ihn Fernsehleute darauf ansprachen. Mittelfristig sei die deutsche Auswahl für den Junioren-Europameister von 2014 sicher ein Ziel. Jetzt freue er sich aber auf den Urlaub, in dem er mit Freundin Nele zunächst nach Hause in den Norden fahren und dann mit ihr und BHC-Kollegen ein paar Tage in Bayern verbringen wird, bevor am 14. Januar die Vorbereitung beginnt.

Dieser Zusammenhalt sei auch einer der Faktoren, die den BHC stark machten. Und eben die gute Vorbereitung auf jedes Spiel. „Das war in Flensburg nicht anders als sonst, da haben nur die Gegner anfangs auch alle auf die Ecke geworfen, die ich erwartet hatte. Dann ist man wie im Film“, berichtet er. Die gewachsene Erfahrung sei dann die andere Sache. „Inzwischen erkenne ich schneller die Muster der Schützen und habe ein besseres Timing. Wenn du zu früh in der Ecke stehst oder das Bein zu früh hebst, ist es für jeden Weltklassespieler ein leichtes, das auszunutzen.“

Sowohl der BHC als auch Rudeck sind froh, das die Zusammenarbeit zumindest bis 2021 weitergeht. „Das Gespräch mit Sebastian über die Verlängerung dauerte drei Minuten. Er hat gefragt, wie es ist und ich habe gleich ja gesagt.“ Der BHC und Rudeck - das passt - „Rudi-Rudi“-Sprechchöre inklusive.

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