Handball Bergischer HC: Verjüngt durch die Corona-Krise

Wuppertal/Solingen. · Der Handball-Bundesligist stellt sich für die neue Saison auf und startet am Dienstag in eine lange Vorbereitung.

 Unter Trainer Sebastian Hinze ist der Bergische HC zum gestandene Bundesligisten geworden. Doch die neue Saison bringt viele Ungewissheiten mit.

Unter Trainer Sebastian Hinze ist der Bergische HC zum gestandene Bundesligisten geworden. Doch die neue Saison bringt viele Ungewissheiten mit.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Sebastian Hinze genießt in dieser Woche den Wanderurlaub im Allgäu. Für den 41 Jahre alten Trainer von Handball-Bundesligist Bergischer HC ist es das erste Mal seit zehn Jahren, dass er im Sommer für ein paar Tage mit seiner Ehefrau verreisen kann. Die ist Lehrerin, und wenn sie Ferien hat, steckt Hinze mit seiner Mannschaft normalerweise schon in der Vorbereitung. Doch Corona macht alles anders, auch für Hinze und seine Bergischen Löwen, bei denen er seit 2012 als inzwischen zweitdienstältester Bundesligatrainer an der Linie steht, sechs der seitdem acht Spielzeiten in der Bundesliga.

Nun steht die siebte Erstliga-Saison an, sie soll nach dem Beschluss der HBL in der ersten Oktoberwoche beginnen. „Wir hoffen alle, dass es dann wirklich losgehen kann. Über Saisonziele zu sprechen, ist allerdings noch viel zu früh. Die größte Herausforderung besteht darin, die Mannschaft bis Oktober optimal vorzubereiten“, sagt Hinze. Dazu will der BHC, der nach dem Wiederaufstieg 2018 als Tabellensiebter und die vergangene Saison auf Platz 13 abgeschlossen hat, am kommenden Dienstag in die Vorbereitung starten. Für Hinze ist der Urlaub mit seiner Frau dann beendet.

Schwerpunkt der ersten Trainingsphase, an die sich nach einer kurzen Pause eine siebenwöchige Vorbereitung anschließen soll: Wieder in die handballspezifischen Bewegungen hineinkommen. Schließlich hatten alle am 5. März ihr letztes Handballspiel, konnten danach wegen Cornonaschutzauflagen zunächst nur individuell trainieren. Zuletzt im Juni hatte Hinze die Jungs noch einmal für vier Tage zusammen. „Das ist, wie wenn du aus einer Reha kommst. Vor allem das Schultergelenk muss erst wieder an die Wurfbelastungen herangeführt werden“, so Hinze. Und: „Im Prinzip muss ich die Spieler gleich auf zwei Spielzeiten vorbereiten, denn es wird 38 statt 34 Bundesligaspieltage und im Winter keine Pause geben. Für viele Spieler geht es im Anschluss an die Saison direkt mit Olympia weiter.“ Ähnlich wird es auch den anderen Bundesligisten gehen. Klar, sei man mit dem ein oder anderen Kollegen im Austausch.

Auch über die finanziellen Belastungen durch den früheren Saisonabbruch mit dem Wegfall von vier Heimspielen. Auf 400 000 bis 500 000 Euro hat Geschäftsführer Jörg Föste die Einnahmeausfälle für den BHC geschätzt. Ob im Oktober gleich vor Zuschauern gespielt werden kann, ist noch nicht abzusehen. „Ohne Hilfe von außen werden das viele Bundesligisten nicht schaffen“, sagt Föste. Um die Liquidität zu sichern, hat der BHC vorsichtshalber einen Kredit bei der Bank für Wiederaufbau und ein Gesellschafter-Darlehen aufgenommen. Um die zurückzahlen zu können, zählt Föste auch auf Hilfe aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung, wie es sie jetzt gibt. Sie soll zuschauerabhängig gewährt werden, um die erwarteten Einnahmeausfällen zwischen April und Dezember 2020 abzufangen. Erstattet werden sollen demnach 80 Prozent der Nettoerlöse nach Abzug von Verkaufsgebühren und Mehrwertsteuer. Zur Einordnung: Der BHC hatte in der Saison 2018/19 wie in der damaligen Bilanzpressekonferenz geäußert, über das Ticketing fast 800 000 Euro eingenommen. Damals hatte man laut offizieller Liga-Statistik 56 118 Zuschauer . In der jüngsten Spielzeit waren es demnach 39 582 in 13 statt 17 Heimspielen. Im Vergleichszeitraum April bis Dezember 2019 waren es fast 50 000 Zuschauer in 14 Heimspielen, allein 10 000 beim letzten Heimspiel der Saison 18/19 bei dem es in Düsseldorf für gegen Flensburg um die Meisterschaft und für den BHC noch um den Europapokal ging. .

Zwei aktuelle Nationalspieler kommen dazu

Trotz finanzieller Einbußen wird der BHC wieder mit einem 19er-Stammkader in die Saison gehen. Den Abgängen von Kapitän Kristian Nippes (Karriereende), Raffael Baena (2. Liga Spanien) und Leos Petrovsky (zu Zweitligist N-Lübbecke) stehen mit dem deutschen Nationspieler David Schmidt (aus Stuttgart), Kreisläufer Tom Kare Nikolaisen, der norwegischer Nationalspieler ist, und Kreisläufertalent Tom Bergner aus Hagen (2.Liga) drei Zugänge gegenüber, die die Mannschaft verjüngen, aber auch Qualität mitbringen.

„Die beiden Kreisläufer sind sehr ehrgeizig, unsere Aufgabe besteht mal wieder darin, daraus Bundesligaspieler zu machen“, sagt Sebastian Hinze. Wie gut ihm das gelingen kann, hat der BHC bereits mit den beiden Schweden Linus Arnesson und Max Darj bewiesen, die nun auf ihren Positionen zu den Besten der Liga zählen.

Dass man einen Spieler wie David Schmidt holen könne, der schon bewiesen habe, dass er in der Liga funktioniere, sei für den BHC nach wie vor ungewöhnlich, so Hinze. Von Schmidt verspricht er sich mehr Durchschlagskraft aus dem rechten Rückraum. Auch das zeigt den über Jahre gewachsenen Anspruch der Bergischen, die das Ziel haben, sich als Erstligist zu etablieren. Das gilt auch wenn Hinze sagt: „Die Saison ist noch weit weg.“

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