Bergische Kunstgenossenschaft Alte und neue Phänomene auf der Leinwand

Wuppertal · Derzeit findet in den Räumen der Bergischen Kunstgenossenschaft an der Hofaue die Ausstellung „Abstrakte Phänomene“ statt.

 Georg Janthur, Hassan Hashemi, Will Sensen und Petra Frixe (v.l.) in der Ausstellung der BKG.

Georg Janthur, Hassan Hashemi, Will Sensen und Petra Frixe (v.l.) in der Ausstellung der BKG.

Foto: Michael Mutzberg MM

Ob Mensch, Gegenstand oder Naturereignis – ein Phänomen kann im alltäglichen Sprachgebrauch alles Mögliche bedeuten. Bei Kunstschaffenden sieht es noch einmal anders aus: Für sie sind Phänomene Wahrnehmungen, die etwas in ihnen auslösen, die zu neuen Werken inspirieren.

Um solche Phänomene kümmert sich die gleichnamige Ausstellung, die derzeit in den Räumen der Bergischen Kunstgenossenschaft an der Hofaue gezeigt wird. Und zum Konzept gehört, dass die BKG-Mitglieder Petra Frixe, Hassan Hashemi und Georg Janthur jeweils ihren eigenen Akzent setzen. Während sich Frixe Malerei und Zeichnung widmet, geht es Hashemi um die Verbindung von Mal- und Drucktechniken. Janthur präsentiert sowohl Bilder als auch Skulpturen – und das übergreifende Thema sind Naturerscheinungen wie Blüten und Früchte.

Stichwortgeberin der Ausstellung ist Petra Frixe, die ihre Arbeiten auf Papier und Leinwand schon länger unter der Überschrift „Abstrakte Phänomene“ zusammenfasst. Was den Prozess beschreibt, in dem die Künstlerin einzelne Wahrnehmungen aus der dreidimensionalen Wirklichkeit herauslöst und in einen Dreiklang aus Fläche, Linie und Form verwandelt.

Die Verfremdung geht freilich nicht so weit, dass Frixes Bildserien die „Bodenhaftung“ verlieren. Im Gegenteil: Das freie Spiel von Acrylfarben und Zeichenstiften lädt zum Assoziieren ein, lässt beispielsweise Küstenlandschaften im Nebel ahnen. Auch die Zeichen der Zeit nehmen bei Frixe Form an. So wenn sie in „Polar White“ den Klimawandel reflektiert, der die Eisflächen von Nord- und Südpol schmelzen lässt. Die monochromen Bilder der Serie hat die Malerin nachbearbeitet, schwarze Schneisen in weiße Flächen gekratzt, um die menschengemachte Katastrophe sichtbar zu machen.

Georg Janthurs Nähe zur Natur manifestiert sich in seinen Holzskulpturen, die in den vergangenen Jahren unter anderem auf der Hardt zu sehen waren. Die Beiträge für die aktuelle BKG-Ausstellung verdanken sich unmittelbarer Naturbeobachtung. Seine Inspiration fand der Künstler bei einem Spaziergang durch den Botanischen Garten in Düsseldorf. Dort fielen ihm die Solitärpflanzen auf – „Einzelgänger“, die sich schon durch ihr Aussehen deutlich von ihren Nachbarn unterscheiden.

Die Solitärpflanzen regten zu ersten Skizzen an. Die Arbeiten, die daraus hervorgingen, tragen Titel wie „Schoten“ und „Samenkapseln“ und zeugen von der Liebe zum Detail. Was in der natürlichen Umgebung kaum wahrnehmbar ist, entfaltet gerade bei den Skulpturen seine volle Wirkung. „Das Holz arbeitet mit mir, nicht gegen mich“, erklärt Janthur, der seine Objekte stets mit der Kettensäge zuschneidet und mit Ölfarben bemalt. Weshalb die Risse, die sich im Holz öffnen und wieder schließen können, für ihn zum Kunstwerk dazugehören.

Das Alte im Neuen aufscheinen lassen – von dieser Idee hat sich Hassan Hashemi leiten lassen. Entsprechend hat er in seine Arbeiten die Wandbilder früher Kulturen – vom ägyptischen Pharaonenreich bis Mesopotamien – integriert. Dass er beim Malen Kalligrafie-Pinsel verwendet hat, kann man als Reminiszenz an sein Geburtsland Iran deuten. Vor allem aber hat ihn der Gegensatz von Kontrolle und Improvisation beschäftigt. Frühe Bildkompositionen werden von expressiven Pinselstrichen dominiert, die später entstandenen Großformate erscheinen dagegen „gebändigt“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort