Bergisch Nizza: Schloss an der Gelpe

Das Restaurant war einst ein beliebtes Ausflugslokal. Heute steht nur noch eine Mauer.

Bergisch Nizza: Schloss an der Gelpe
Foto: Sammlung Günther Konrad

Gelpe. Wer heute an der Gelpe wandert, spaziert hauptsächlich durch dicht bewachsenes Gebiet. Doch einst waren hier die wohl gestaltetem „Gelpetaler Anlagen“, ein beliebtes Ausflugsziel. So beliebt, dass sich eine ganze Reihe Lokale ansiedelten. Das prächtigste war das Gasthaus „Bergisch Nizza“. Heute trägt nur noch ein Wanderparkplatz diesen Namen.

Alte Fotos zeigen ein bergisches Schlösschen mit Erkern und Türmchen, verschiefert und mit strahlend weißen und verzierten Fensterrahmen. Auch die Spazierwege zwischen Rasenflächen sind auf einigen Bildern zu erkennen.

Gelpe- und Saalbachtal waren einst Industriegebiete mit Schleifkotten und Hämmern. Für diese waren die meisten Bäume abgeholzt worden. Doch seit Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich das Gebiet trotzdem zu einem Naherholungsraum für die umliegenden Städte. Einkehrmöglichkeiten, zum Teil in ehemaligen Hämmern, lockten zusätzlich Besucher, ebenso die 1899 erbaute Ronsdorfer Talsperre.

Bergisch Nizza war auf dem Weg hinab ins Tal das erste Lokal, dem weitere folgten. Gerd Karalus, Vorsitzender des Gelpe-Vereins, kann aufzählen: „Dann kam der Gelper Hof, dann Jöcker - das hieß eigentlich Restaurant am Mühlenberg —, dann der Büngershammer, die Gaststätte Käshammer, das Lokal Bergische Schweiz und das Paradies, dann das Zillertal.“ Einige hätten Teiche gehabt, auf denen auch Ruderboote fuhren.

Heute sind die meisten der Gebäude zu Wohnhäusern umgebaut, nur den Gelper Hof und das Zillertal gibt es noch. Die Natur hat sich das Gebiet zurückerobert, die Teiche sind zugeschüttet. Einen Teich am einstigen Büngershammer hat der Gelpe-Verein wieder hergerichtet.

SPD-Politiker Willfried Penner, Jahrgang 1936, kann sich noch an Ausflüge mit der Familie ins Gelpetal erinnern. Sie wohnten in der Südstadt an der Kluse: „Von da war es nicht weit bis ins Gelpetal.“ Mit der Straßenbahn seien sie gefahren. „Der Ausstieg war da, wo jetzt der Reitstall ist.“

Auch an Bergisch Nizza hat er Erinnerungen: „Wir waren dort öfter zum Kaffee.“ Meist hätten sie im großen Garten gesessen. Drinnen habe es ein Restaurant gegeben. „Das war schon eine Adresse.“ Dass es dieses Haus nicht mehr gebe, sei ein Verlust.

1943 zerstörte ein Bombenangriff das Gebäude, es wurde nicht wieder aufgebaut. Heute gehört das Areal der Stadt und ist Teil des Naturschutzgebietes Gelpe, kann daher nicht mehr bebaut werden. Die Fundamente sind überwuchert, nur eine Mauer ist noch zu sehen. Möglicherweise ist das Grundstück eins der letzten Trümmergrundstücke aus dem Zweiten Weltkrieg.

Zur Geschichte des Hauses gibt es wenig Quellen, sagt Johannes Beumann, der als geschichtsinteressierter Wuppertaler vor einiger Zeit geforscht hat. Die Kellergewölbe wurden aus Steinen des nahegelegenen Steinbruchs erbaut. Beumenn hält die Mauern aber für erstaunlich massiv für ein Ausflugslokal. Deshalb hat er die Vermutung angestellt, dass sich dort vorher eine Brauerei befunden haben könnte.

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