Beim Schulbau läuft die Zeit davon

In Wuppertal fehlen vor allem Kitas und Grundschulen. Bevölkerungsentwicklung stellt die Stadt vor gewaltige Aufgaben.

In Wuppertal fehlen vor allem Kitas und Grundschulen (Symbolbild).

In Wuppertal fehlen vor allem Kitas und Grundschulen (Symbolbild).

Foto: dpa

Ein kurzer Blick in die Bevölkerungsstatistik verrät, welche enormen strukturellen Aufgaben in den kommenden Jahren auf die Stadt Wuppertal zukommen. Vom 3. Quartal 2016 bis zum 3. Quartal 2017 stieg die Zahl der Kinder im Alter bis sechs Jahren um 860 an. In das laufende Schuljahr stiegen 200 Grundschüler mehr ein als im Jahr zuvor. Die Altersgruppe sechs bis 16 Jahre verzeichnet im gleichen Zeitraum ein Plus von 485 Kindern und Jugendlichen. Wuppertal wird jünger, die Geburtenzahlen steigen. Da die Zahl der Sterbefälle aber immer noch die der Geburten übertrifft, ist der Bevölkerungszuwachs auf die wachsende Zahl von Zuwanderung und Zuzügen zurückzuführen. Von 2010 bis 2016 stieg der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung von 14 auf 18 Prozent — die Tendenz ist steigend. Die Anzahl der Haushalte ist seit 2011 um mehr als 6000 angestiegen.

Die Dimensionen dieser Zahlen und die Konsequenzen daraus für die Schulpolitik werden besonders deutlich, wenn man das Plus an 860 Kindern im Vorschulalter auf Klassenstärken von 23 Schülern pro Klasse umrechnet. 860 Kinder — das würde rund 37 zusätzlichen Grundschulklassen entsprechen. Nach dem aktuellen Stand rechnet die Stadt sogar mit 1251 zusätzlichen Grundschülern bis 2022.

Der Bedarf an Kitaplätzen und Klassen für Schulanfänger ist jedoch jetzt bereits enorm hoch. Mit dem Problem des Bevölkerungswachstums haben viele großen Städte zu kämpfen, aber in Wuppertal kommen einige Faktoren hinzu, die ein Gegensteuern erschweren. So ist die Versorgungsquote bei Kita-Plätzen in Wuppertal seit Jahren die schlechteste unter allen Großstädten, der Nachholbedarf ist entsprechend groß.

Zudem sind Kitas und Schulen im Stadtgebiet ungleichmäßig verteilt. Die höchsten Zuwanderungsraten verzeichnet der Wuppertaler Osten, denn dort ist der Wohnraum auch im Vergleich zu anderen Städten noch relativ günstig. Das Bevölkerungswachstum in der jüngsten Altersgruppe ist im Barmer Osten daher besonders groß, während das leider auch für die Defizite bei der Versorgung der Stadtteile mit Kitas und Schulen gilt. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft hat bereits davor gewarnt, immer größere Klassen zu bilden. Das könne den Prozess der Ghettoisierung befördern, weil Eltern ihre Kinder in Grundschulen mit geringeren Klassenstärken am Rande der Stadt anmeldeten.

Die Wuppertaler Quartierentwicklungs GmbH hat in Zusammenarbeit mit dem Institut für Raumforschung & Immobilienwirtschaft in einigen Quartieren in Wichlinghausen und Oberbarmen seit 2011 einen Rückgang des Durchschnittsalters von bis zu 4,4 Prozent ausgemacht, während auf den Südhöhen und im Elberfelder Norden das Durchschnittsalter der Bevölkerung seit Jahrzehnten steigt.

Aktuell plant die Stadt die Herrichtung der Grundschule Hainstraße für den Offenen Ganztag sowie die Sanierung und Erweiterung der Grundschule Haselrain für den Offenen Ganztag. Weitere Mittel aus dem Landesprogramm „Gute Schule 2020“ sollen an der Matthäusstraße für den Bau einer neuen dreizügigen Grundschule verwendet werden. Dezernent Stefan Kühn fordert angesichts der demografischen Herausforderung, sämtliche Schulformen im Auge zu behalten. Die Anmeldezahlen für die Gesamtschulen sprechen schon jetzt für eine siebte Gesamtschule mit Standort Barmen und Barmer Osten. Für Planung und Bau bleibt angesichts der Dynamik der Bevölkerungsentwicklung nur noch wenig Zeit.

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