„Bei uns geht es darum, dass die Kinder überhaupt lesen“

Der Verein zur Rettung der Wuppertaler Schulbibliotheken verwaltet seit 15 Jahren die Fördergelder der Stadt Wuppertal.

„Bei uns geht es darum, dass die Kinder überhaupt lesen“
Foto: Gerhard Bartsch

Als die Stadt Wuppertal 2003 das Personal aus den Schulbibliotheken abzog, war die Panik der betroffenen Schulen groß: Wie sollten die Schulbibliotheken weiter betrieben werden? Denn die Stadt hatte bis dahin das Personal für die schulinternen Büchereien gestellt. Neun Schulen gründeten vor 15 Jahren den „Verein zur Rettung der Wuppertaler Schulbibliotheken“. Der Verein verwaltet das Geld, das die Stadt Wuppertal überweist, damit die Schulen in Eigenregie die Schulbibliotheken weiterbetreiben können.

Wuppertaler

Schulzeit

„Die Schulen machen das unterschiedlich“, berichtet Dorothee Kleinherbers-Boden, Schulleiterin an der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule, kurz Else. In einigen Schulen übernehmen Ehrenamtliche wie Eltern den Betrieb der Schulbibliotheken, in anderen werden von dem städtischen Geld geringfügig Beschäftigte bezahlt. Das hängt auch von der Lage der Schule ab. Im Schulzentrum Süd kann der Betrieb der Schulbibliothek allein mit Ehrenamtlichen gestemmt werden, so dass das Geld der Stadt für Neuanschaffungen genutzt werden kann. „Die Eltern an unserer Schule sind entweder beide berufstätig oder haben kein Interesse, sich zu engagieren“, sagt Kleinherbers-Boden. Das sei schade, denn so bleibe weniger Geld für neue Bücher.

„Wir versuchen aber, möglichst interessante Bücher für die Schüler zu organisieren“, so die Schulleiterin. In der gut sortierten Bibliothek der Else finden sich unter anderem Sachbücher, Bildbände, Gregs Tagebücher und Romane von Ken Follett, aber auch Bücher zur Abiturvorbereitung.

„Bei uns geht es darum, dass die Kinder überhaupt lesen“, sagt Annette Bösel-Fuchs, didaktische Leiterin an der Else. Viele Kinder hätten zuhause keine riesige Bücherwand. Es sei wichtig, dass es ein niederschwelliges Angebot gebe. „Die Kinder müssen nicht in die Stadtbibliothek gehen, sondern können hier Bücher ausleihen“, so Bösel-Fuchs.

In der fünften Klasse werden die Schüler in einem Bibliotheks-Curriculum in die Nutzung eingewiesen. Die Vorteile einer Bibliothek lernen die Schüler schnell schätzen. Sie ist kostenlos für die Schüler. „Das spielt auch eine Rolle für unsere Schüler“, sagt Bösel- Fuchs. Außerdem herrsche eine absolut ruhige Atmosphäre. „Manche Schüler ziehen sich in den Pausen in die Kuschelecken der Bibliothek zurück, um zu schmökern“, sagt die Lehrerin.

Wichtig seien die Schulbibliotheken aber vor allem, um eine Kultur des Lernens zu etablieren. In der 9. Klasse müssen die Kinder eine Biografie schreiben. „Sie müssen lernen, dass sie Informationen nicht nur im Internet mit Copy und Paste zusammensuchen“, sagt Bösel-Fuchs.

Insgesamt ziehen die Schulen ein positives Fazit. Die Stadt hat die Schulbibliotheken komplett in die Verantwortung der Schulen gegeben. „Wir haben es besser verkraftet als angenommen“, sagt die Schulleiterin Kleinherbers-Boden, die der Stadt dankbar ist, dass die Schulbibliotheken in der Form seit 15 Jahren betrieben werden können.

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