Begeisterung bei der Premiere: „Pina wird immer bei uns sein“

Nun hat "Pina" auch in Wuppertal Vorpremiere gefeiert.

Wuppertal. Ja — es ist eine Hommage an Pina Bausch geworden. Vor allem durch ihre Tänzer, die sie einst auswählte, und die 100 Minuten lang die Kino-Leinwand in pure Kraft, in reines Gefühl verwandeln. Und es ist ein Bekenntnis zu Wuppertal. Eine Stadt, unperfekt und alltäglich. In Verbindung mit Pinas Tanz wird sie zu dem, wie sie viele sehen — zu etwas Schönem, Geheimnisvollen: die Schwebebahn, eine Verkehrsinsel am Alten Markt, die Tunnel der Nordbahntrasse.

Viele sind an diesem Abend gekommen, um die Premiere von Wim Wenders’ „Pina“ in Wuppertal zu sehen. Die drei Säle im Cinamaxx sind ausverkauft. Und auch zur Mitternachtsvorstellung im Barmer Cinema versammeln sich 275 Menschen im Kino-Saal. Sie sind nach der Vorstellung ergriffen, glücklich und wehmütig.

„Es war der schönste und gleichzeitig traurigste Film, den ich je gesehen habe“, sagt Rosi Steinebach. Der Film erinnere daran, dass „Pina nicht mehr da ist“. Die Bilder der Stadt, der Tanz seien atemberaubend. Auch Martha Decker ringt um Worte: „Vielleicht beschreibt man es mit ,phänomenal‘, ,umwerfend‘, ,wunderschöne Bilder‘“, sagt sie. „Es ist schwer, es mit Worten auszudrücken, was ich gerade fühle.“

Als Wim Wenders nach der Vorführung das Team des Tanztheaters — die Tänzer, die künstlerischen Leiter, Kostümbildner, Bühnenbauer und Beleuchter — nach vorne ruft, gibt es stehende Ovationen. So mancher fühlt einen Kloß im Hals. Das Fehlen der Choreographin wird bei diesem Bild noch einmal deutlich. Doch auch wenn der Verlust allgegenwärtig ist, blickt die Compagnie doch nach vorn.

„Pina ist nicht weg, sie wird immer bei uns sein“, sagt der Tänzer Jean Sasportes, der vor mehr als 30 Jahren zum Tanztheater Wuppertal stieß. Der Großteil des Films sei entstanden, als sie nicht mehr lebte. „Das sagt doch viel über die Zukunft aus. Es kommt etwas Neues, es geht weiter.“ Sasportes hat den Film schon auf der Berlinale gesehen. Aber heute sei es etwas Anderes. „Wir kennen alle Zuschauer. Sie kennen uns. Wir sind zusammen groß geworden. Das hier ist Zuhause.“

Auch für den Regisseur Wim Wenders war die Premiere etwas Besonderes: „Ich bin froh, dass der Film jetzt den Wuppertalern gehört. Hier gehört er hin. Hier ist er zu Hause.“ Er sei gerne in der Stadt. Die Unvoreingenommenheit der Menschen ist es, die er mag. „Sie lassen einen sein, wie man ist. Nur hier konnte Pina zu dem werden, was sie heute ist.“ Auch wenn es Pina Bausch in ihren Anfängen nicht immer leicht gehabt habe.

Neu ist für die vielen Tanztheater-Gänger der ersten Stunde die Perspektive, aus der sie die altbekannten Stücke erleben. Anne Hoffmann hat sie schon oft gesehen: „Vollmond“, „Café Müller“, „Frühlingsopfer“. „Aber das, was ich im Film erlebt habe, ist völlig neu. Es ist, als stünde man mit auf der Bühne. Alles ist ganz nah, die Gesichter, die Mimik. Es ist unglaublich intim.“

Und auch die Atmosphäre auf der Premiere wird als intim empfunden: „Es ist familiär. Als würden sich alle kennen. Vielleicht, weil man eine schöne Erinnerung teilt. Vielleicht auch, weil der Film uns allen zusammen Mut macht“, sagt Eberhard Koll.

Familiär aber auch deshalb, weil Wim Wenders in seiner Ansprache an die Wuppertaler nicht den Namen „Pina Bausch“ — wie in Berlin — verwendet. Auch nicht die Begriffe „Choreografin“. Oder „Tanz-Ikone“. Er nennt sie schlicht „Pina“.

Und genauso schlicht ist der Satz einer jungen Frau, die gerade aus dem Kino kommt. „Danke Wim!“

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